GK0110 - Hochzeit der Vampire
und keuchend. Der Inspektor war in Schweiß gebadet. Die Sachen klebten nur so an seinem Körper.
Und die verbrauchte Luft tat ein übriges, um seinen Magen revoltieren zu lassen.
Minutenlang blieb John so stehen. Zwei Bestien hatte er erledigt. Aber es waren noch zwei da.
John Sinclair hob die Taschenlampe vom Boden auf.
Damit leuchtete er das Verlies ab. Er sah die Kadaver der Wölfe und schüttelte sich. Dann traf der Strahl einen der abgetrennten Köpfe.
Johns Herzschlag stockte. Urplötzlich überkam den Inspektor das nackte Grauen.
Der Kopf hatte sich verwandelt, hatte menschliche Züge angenommen. Die Schnauze war flacher geworden, ein Teil der Haare war verschwunden, und die Augen hatten einen fast flehenden Ausdruck angenommen.
John Sinclair schüttelte sich. Was war hier geschehen? Waren diese Wölfe in Wirklichkeit Menschen gewesen, oder Wolfsmenschen? Welch grausames Spiel hatte Dr. Tod mit ihnen getrieben? Er hatte diese Menschen mit Hilfe der Schwarzen Magie in Wölfe verwandelt. Eine unvorstellbare Tat.
John Sinclair wandte sich ab. Er konnte diesen Anblick nicht länger ertragen.
Er war auf der Hut, als er den Schauplatz des Kampfes verließ.
John rechnete jeden Augenblick mit einem Angriff der anderen beiden Wölfe.
John blieb stehen und lauschte. Kein Hecheln oder Keuchen drang an seine Ohren. Es war merkwürdig still in diesem unterirdischen Labyrinth von Gängen und Verliesen.
John Sinclair rechnete mit weiteren Überraschungen, während er durch die Gänge schlich. Der helle Lampenstrahl wies ihm den Weg.
John Sinclair ging durch Quergänge und machte makabre Entdeckungen.
In einem Verlies lagen die Überreste von Menschen, die hier vor Hunderten von Jahren einen grausamen Hungertod erlitten haben mußten.
Die bleichen Knochen und Schädel waren teilweise schon zu Staub zerfallen.
Sie waren Zeugen einer grausamen Vergangenheit, in der Menschen oft wie Tiere behandelt wurden, teilweise sogar noch schlechter.
Und dann stand John Sinclair vor der Folterkammer. Die Tür, die die Kammer verschloß, war größer und massiver als die anderen.
Johns Lippen preßten sich hart aufeinander, als er die Tür aufzog. Er streckte den Arm mit der Lampe vor.
Der Lichtstrahl riß die Marterinstrumente aus der Dunkelheit.
Der Inspektor betrat die Folterkammer. Bis auf die Marterinstrumente schien sie leer zu sein.
Schien, denn John sah den Schatten nicht, der hinter der Tür lauerte. Kein Atem verriet dessen Anwesenheit.
Denn Untote atmen nicht…
Der Geisterjäger trat noch einen Schritt vor.
Schräg hinter ihm hob der Vampir den rechten Arm. Seine Finger umklammerten einen armlangen Knüppel.
Einen Herzschlag später spürte John hinter sich einen Luftzug.
Er wollte sich noch herumwerfen, doch es war schon zu spät.
Etwas traf mit mörderischer Wucht seinen ungeschützten Schädel, und für John Sinclair gingen die Lichter aus.
Wie ein Ballon, aus dem man die Luft läßt, sackte John auf den harten Steinboden. Die Lampe rollte ihm aus den Fingern.
Der Vampir trat aus dem Schatten der Tür. Er lachte triumphierend auf.
Dort lag sein erstes Opfer.
Der Untote – es war niemand anderes als Dino Zachew – drehte John auf den Rücken.
Ein Rausch packte den Untoten. Er beugte seinen Kopf vor. Die langen, häßlichen Zähne schimmerten.
Plötzlich zuckte der Vampir zurück. Nein, dieses Opfer war ihm sicher. Aber dort oben, da befanden sich Menschen, die noch nichts von seiner Existenz ahnten.
Zachew packte John Sinclair unter beide Achselhöhlen und schleifte ihn zu der Wand hin, an der die Ketten befestigt waren.
Zachew lachte wild. Auch er hatte hier schon gehangen. Bis Vera Montesi gekommen war und ihn befreit hatte.
Ja, so würde er es mit diesem Fremden auch machen.
Schon bald hing der bewußtlose John Sinclair in den Ketten, und es gab keine Chance für ihn, sich zu befreien…
***
Vera Montesi lachte grausam. Ihr einst so schönes Gesicht war nur noch eine Fratze. Zwischen den blutroten Lippen stachen drohend die Vampirzähne hervor. Die grünen Augen blickten gierig.
Bill Conolly war bis zur Wand zurückgewichen. Wenn die Untote annahm, er hätte Angst, dann irrte sie sich. Er wußte, wie man diese Bestien bekämpfen mußte. Nur fehlten ihm in diesem Augenblick die Mittel.
Vera Montesi krümmte ihre Finger zu Krallen. Sie fixierte ihr Opfer aus starren, kalten Augen.
»Nun – hast du es dir jetzt überlegt?« zischte sie.
Bill grinste hart. »Ich denke gar nicht
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