GK0215 - Die Rache des Kreuzritters
Anblick des Bildes versunken, daß er nicht hörte, wie sich hinter ihm die Tür öffnete.
Erst als er das fauchende Geräusch hörte, wirbelte er herum.
Schnell wie ein Blitz zischte etwas auf ihn zu, fegte nur daumenbreit an seinem Kopf vorbei und bohrte sich hinter ihm mit einem dumpfen Schlag in das Holz einer Tür.
Erst jetzt sah Rainer den Ritter. Er stand in der Halle, der Totenschädel glänzte bleich unter dem Helm, und dann drang ein gellendes Lachen aus dem zahnlosen Mund des unheimlichen Ritters.
Im nächsten Augenblick schlug er die Tür zu!
Vielleicht fünf Sekunden hatte der Vorfall gedauert. Eine Zeitspanne, in der Rainer Schröder sich keinen Millimeter bewegt hatte. Das Entsetzen nagelte ihn fest.
Dann – ihm kam es wie eine Ewigkeit vor – wischte er sich über die Augen.
Der Spuk war verschwunden.
Hatte er nur geträumt?
Rainer drehte sich um.
Nein, der Ritter war tatsächlich dagewesen. Der Pfeil steckte noch in der Tür.
Mit zitternden Knien ging Rainer Schröder auf den Pfeil zu. Er wollte ihn anfassen, ihn aus dem Holz ziehen, doch plötzlich löste sich der Pfeil vor seinen Augen auf.
Rainer Schröder zuckte zurück.
Seine Augen wurden groß. Er schluckte, bekam kaum Luft.
Und dann sah er die Schrift!
Blutrot leuchtete sie ihm entgegen. Sie flimmerte auf dem Holz der Tür. Die Sätze waren dazu angetan, Rainers Herzschlag zu beschleunigen. Mit zitternder Stimme murmelte er die Worte vor sich hin.
ES WAR DIE LETZTE NACHT, DIE IHR RUHIG VERBRACHT HABT! IN DER NÄCHSTEN WERDET IHR STERBEN!
Rainer Schröder hatte die Worte kaum gelesen, als die Schrift auch schon wieder verwischte. So schnell, als wäre sie niemals da gewesen. Rainer Schröder jedoch wußte mit einem Mal, was Angst ist…
***
»Dein Aufschlag, John!« rief Sheila Conolly und lachte.
John Sinclair warf den Tennisball hoch, hob die Hand mit dem Schläger, bog den Körper zurück und zirkelte den Ball über das Netz. Die weiße Kugel berührte fast die Maschen, kam dicht hinter dem Netz auf, hatte noch einen Drall und sprang nach links weg.
Doch Sheila reagierte ausgezeichnet. Sie war eine phantastische Tennisspielerin.
Per Rückhand gab sie den Ball zurück, schnitt ihn ebenfalls an und setzte ihn direkt vor der Auslinie auf die feine rote Asche des Tennisfeldes.
John kam zu spät. Er konnte den Ball nicht mehr erreichen.
Sheila warf die Arme hoch. »Gewonnen«, jubelte sie und lief auf das Netz zu.
Sie reichte John die Hand. Der Geisterjäger gratulierte. Gemeinsam verließ er mit Sheila den Platz. Vor den Duschkabinen trennten sie sich. John betrat die grün geflieste Dusche, riß die verschwitzte Kleidung vom Körper und ließ die kalten Strahlen auf sich niederprasseln.
Der Geisterjäger hatte einen durchtrainierten sehnigen Körper, an dem kein Gramm Fett zuviel war. Kraftvoll und durchtrainiert mußte er auch sein, sonst würde er in seinem gefährlichen Job kaum einen Monat überleben.
Oberinspektor John Sinclair war zwar Beamter im Dienste von Scotland Yard, doch nur zuständig für Sonderaufgaben. Das hieß, er griff dort ein, wo Fälle auftraten, die in den Bereich des Übersinnlichen hineinspielten. John Sinclair kämpfte gegen Dämonen, Vampire, lebende Tote und andere Schattenwesen, die mit geballter Macht zum Sturmangriff auf die Erde angesetzt hatten. John war einer der wenigen, die ihnen die Stirn boten. Er hatte den Mächten der Finsternis schon vernichtende Niederlagen beigebracht und galt als ihr Feind Nummer Eins. Er bekämpfte die Schwarze Magie, die Legionen des Grauens mit unbeugsamer Härte, und er hatte es geschafft, daß er auf der Abschußliste ganz oben stand.
Doch John war trotz seines Jobs ein Mensch geblieben. Er liebte schöne Frauen, gutes Essen und hin und wieder auch mal einen kleinen Schluck.
Sheila Conolly, seine Tennispartnerin, war allerdings verheiratet. Mit Bill, seinem besten Freund. Bill Conolly befand sich noch im Himalaya, und bei ihm war Suko, John Sinclairs zweiter Freund. Suko war ein Chinese, ein Kraftpaket. Man konnte sich auf ihn hundertprozentig verlassen, und er hatte so manch heißen Fall mit John Sinclair gemeinsam durchgestanden.
Eine Viertelstunde blieb der Geisterjäger wie John von seinen Freunden genannt wurde – unter der Dusche. Dann trocknete er sich ab, stieg in Polohemd und Hose und legte sich seine Wildlederjacke über die Schulter.
Er ging in Richtung Bar.
Sie befand sich in einem flachen Gebäude mit großen Scheiben, durch die
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