Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
Vom Netzwerk:
auf dem Gewissen hat. Wir haben auch gedacht, dass wir ihm das nie beweisen können. Francesca ist fast durchgedreht. Aber am Ende haben wir sie überzeugen können, dass wir keine Macht haben. Nur Leo, der saß immer still dabei und hat vor sich hin gestiert. Feretti hatte Angst vor uns. Er wusste nicht, dass wir aufgegeben hatten. Ich dachte, deshalb hat er sich versteckt. Ich dachte, Signorina, es wäre Feretti gewesen, der Ihnen eins auf den Schädel gegeben hat, vielleicht, weil er Angst hatte, Sie verraten sein Versteck. Mich hat das selbst verwirrt. Ich hab geglaubt, Leo hat herausgefunden, wo sich Feretti verkrochen hat, und ist zu ihm. Und dann hat Feretti ihn umgebracht. So hab ich mir das vorgestellt. Aber nun ist es Feretti, der ermordet worden ist.«
Er sprach den naheliegenden Gedanken nicht aus, dass nämlich Feretti vielleicht von Leo umgebracht worden war und der Junge sich nun auf der Flucht befand. Doch sein Gedankenspiel hatte einen Fehler.
Cecilia sah Blut, … einen Moment sah sie das Blut, das über blinzelnde Augen lief und auf ein weißes Spitzenjabot tropfte …
»Signorina? Ist was?« Adolfo stand plötzlich neben ihr, die Hand verlegen nach ihr ausgestreckt.
Sie schaute zu ihm auf. »Feretti wurde entführt, Adolfo. Aber nicht von Leo, die Entführer waren zu mehreren .« Schlag fester … Es musste jemanden gegeben haben, der den Befehl ausgesprochen hatte, und wenigstens eine weitere Person, die gehorchen sollte.
»Leo hätte sich mit niemandem zusammengetan. Er war immer nur mit seinem Zwillingsbruder unterwegs. Nach Alcestes Tod wurde er zum Eigenbrötler.« Adolfo klang erleichtert. »Und nun sucht der Giudice nach ihm?«
Sie nickte. Dann warteten sie.
Es wurde später und später, ging auf Mitternacht zu. Anita hatte die Küche geputzt und verabschiedete sich. Irene setzte sich zu ihnen ins Speisezimmer und nickte über ihrem Flickzeug ein. Irgendwann kam Sofia herein.
»Ich geh nich nach Haus.« Die alte Frau wartete, dass man sich nach dem Grund erkundigte. Als das nicht geschah, gab sie ihn ungefragt preis. »Wegen dem Gottseibeiuns.«
Cecilia hob müde den Kopf.
»Is in Gestalt eines Bocks gekommen, und nu in Gestalt eines Hundeviehs.«
»Das ist Blödsinn, Sofia.«
»Hat Elda vom Strumpfladen gesagt. Und der Giudice sagt das auch.«
Cecilia erhob sich. Sie legte den Arm um die dürre, gebeugte Frau, die in diesem Haus werkelte wie ein Hausgeist, der durch die Mauern schwebt und nicht mehr wahrgenommen wird, weil man sich an ihn gewöhnt hat. Sie spürte den zittrigen Körper unter der Kleidung. »Sofia, der Giudice sagt nichts dergleichen.«
»Wir Alten wären ihm doch auch viel zu zäh«, scherzte Adolfo, um die Frau zu beruhigen.
»Ich schlaf jedenfalls in der Küche.«
Cecilia zögerte. »Tu das mit des Himmels Segen«, sagte sie schließlich. Wer war sie, dass sie irgendjemandes Ängste auf die leichte Schulter nahm? Sie wäre auch nicht gern allein durch die Dunkelheit in eine brüchige Hütte gegangen, in der nichts und niemand wartete und Schutz bot. Müde horchte sie, wie die Magd mit den unbeholfenen Schritten alter Leute in den Keller hinabstieg.
Die Uhr mit dem gesprungenen Glas schlug die Stunde. Tatsächlich, Mitternacht. Ewigkeiten später: Ein Uhr. Da endlich rührte sich etwas auf dem Markt.
Cecilia stand mit steifen Gliedern auf. Sie warf Adolfo einen Blick zu, doch der alte Mann blieb auf seinem Stuhl. Er zwinkerte, die sehnigen Arme, die auf den Stuhllehnen lagen, waren angespannt. Sie wusste, dass er Angst hatte.
Als sie die Tür öffnete, sah sie eine unbekannte Kutsche. Ein Mann in einem eleganten weißen Mantel machte sich am Türschlag zu schaffen. Sie eilte zu ihm. »Giudice Cardini.«
»Einen wunderschönen guten Abend, meine Liebe. Sorgen Sie dafür, dass er ins Bett marschiert. Und ketten Sie ihn daran fest, das ist mein Rat.« Cardini trat mit einem Schnaufer zurück und half Enzo Rossi durch die Kutschtür. Der Kutscher war inzwischen vom Bock und packte von der anderen Seite zu.
»Mein Gott, er ist verletzt!«
»Bisswunden, ja. Eine ins Bein, eine in den Nacken. Nicht erschrecken, er hat Glück gehabt.«
Rossi sah nicht aus wie jemand, der Glück gehabt hatte. Er wollte ohne Hilfe laufen, schaffte es aber nicht und humpelte grummelnd, von den beiden Männern gestützt, durch seinen Vorgarten.
»Das heißt, Sie haben die Mörder gefasst?«
»Leider nicht, Signorina.« Cardini warf ihr einen Blick über die Schulter zu. »Auf die Hunde eingestochen,

Weitere Kostenlose Bücher