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GLÄSERN (German Edition)

GLÄSERN (German Edition)

Titel: GLÄSERN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Walter
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wollte, die sich hier einen Spaß erlaubten, hörte es auf. Ich horchte, doch die kurzfristige Ruhe des Gutshauses war wieder eingekehrt. Bis zu seinem baldigen Erwachen.
    Und tatsächlich. Sogleich, als ich meine Augen schloss und sie wie Magnete niedersanken, klopfte es erneut. Diesmal eindeutig an der Tür. Sehr benommen und noch mehr verärgert stand ich auf. Alles drehte sich, nur ich nicht. Mit Mühe erreichte ich die Tür und stemmte mich dagegen, um nicht zu Boden zu fallen.
    »Wer ist da?«, rief ich, nur mäßig erbaut über die Störung.
    »Ich bin es«, klang Eirwyns Stimme durch das Holz.
    »Wer ist Ich ?«, fragte ich, zugegebenermaßen etwas zickig und bereute es sofort. »Verzeihung.«
    Ich öffnete einen Spalt und linste mit einem geröteten Auge in ihres.
    »Darf ich hereinkommen, bitte?«
    Ich ließ sie ein. Sogleich fiel ich in die Kissen zurück, wickelte die Decken fest um mich.
    »Ich will nicht unhöflich sein, aber ich verspüre gerade einen unheimlichen Drang nach dem unangetasteten Erhalt meiner Privatsphäre«, nuschelte ich.
    Sie legte sich zu mir, so dass ihre Nase an meine stieß.
    »Entschuldige. Eigentlich wollte ich mich nur bedanken, dass du so tapfer warst, Frederick. Verzeih, dass wir dir solche Unannehmlichkeiten bereiten.«
    Ich sah sie fragend an. Tapfer also? Unannehmlichkeiten? Wohl eher fleischgewordene Grotesken. Ich schwor mir, alles Fragwürdige von dem Augenblick an, an dem ich aus meinem Tiefschlaf erwachen würde, aus meinem Leben zu subtrahieren.
    »Schlaf jetzt. Wir werden noch einige Tage hier bleiben müssen, Kieran und ich. Wenn du möchtest, kannst du mit Lord Sandford vorausfahren und unsere baldige Ankunft ankündigen.« Sie klang traurig … und ergeben.
    Sie küsste mich auf die Nasespitze und ich schüttelte verwirrt den Kopf. »Weißt du nicht mehr, als ich dir erzählt habe, dass es eventuell der Lord war, der Kieran hinuntergestoßen hat? Hast du das schon wieder vergessen? Und nun willst du ihm durch halb Europa folgen?«
    Ich glaubte es ja wohl kaum! Insgeheim atmete ich erleichtert auf, dass sie sich dazu entschieden hatte, nach Hause zu kommen. Denn jedwede andere Entscheidung würde für mich weit mehr bedeuten als eine Nacht mit den Kellerratten und den – ich schauderte – Motten, sollte ich ohne sie und den heiratsgestörten Kopfgeldjäger auftauchen. Kieran hingegen sollte sich jedoch besser fernhalten.
    »Nein, nein, jetzt fällt es mir wieder ein«, neckte sie mich. »Du hast ja recht. Wir sollten ihn nicht aus den Augen lassen. Wir brechen zusammen auf. Dann sind wir zumindest schon einmal in der Überzahl. Schlaf noch ein wenig, mein braver Freund.«
    Damit stand sie auf und verließ beinahe lautlos das Zimmer. Etwas lief hier gänzlich verkehrt. Leider war ich zu benommen, um mich weiter darum zu sorgen, und ging stattdessen in düsteren Träumen verloren. Allzu düster, sodass ich später an meinem Verstand zweifeln sollte …
    Etwas weckt mich, obwohl ich eigentlich gerade eingeschlafen bin, ich kann nicht sagen, was. Ein Schrei oder ein Stöhnen. Ein Geräusch definitiv. Schnell stehe ich auf – fühle mich aber nicht real und zweifle halbherzig, ob ich denn nun schlafe oder wache – und befinde mich mitsamt meinem Bett in einem kleinen, schwach beleuchteten, runden Raum wieder, von dem sich ein Gewirr aus Gängen in alle Richtungen schlängelt. Intuitiv entscheide ich mich für einen und stehe auf, um ihm in seine undurchdringliche Dunkelheit zu folgen.
    Tastend gehe ich in der Dunkelheit die zahlreichen Windungen entlang, das Licht hinter mir wird schnell kleiner und kleiner, und ich gelange schließlich an eine Treppe, die ins Nichts hinabführt. In Träumen bin ich stets ein Draufgänger, entgegen meiner Rolle im wirklichen Leben, aus naheliegenden Gründen.
    So trete ich beherzt die düsteren Stufen hinab, jeder Tritt ins Ungewisse, und doch habe ich weder Zweifel noch Angst; ich lasse mich gänzlich verschlucken. In weiter Ferne blitzt mir endlich schwaches Licht entgegen. Neugierig beschleunige ich meinen Schritt und strauchle prompt auf der letzten Stufe. Bäuchlings lande ich in einem dreckigen Raum, dessen kahle Wände mit irgendetwas besudelt sind. Ketten hängen von der hohen Decke herab, bis auf den ebenfalls kahlen Boden. An ihren Enden befinden sich Haken, Ösen und so etwas wie Hand- oder Fußeisen. Zuerst denke ich, man hat mich in den Tower gesteckt, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob es dort wirklich solcherlei

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