Glashaus
Spinnst Du, Boyle? Ich gebe Dir doch nicht mein Auto, damit Du damit MEINE KONKURRENZ aus der Scheiße reitest.“
Boyle blieb bei seiner Forderung.
„ Entweder finden wir diesen Dealer oder Stiller lässt uns noch vor Morgengrauen verhaften. Such Dir’s aus, Teddy.“
„ Was läuft hier eigentlich, Boyle? Was hat Premuda von Dir gewollt?“
„ Stiller hat Dreck am Stecken. Nur, dass ich es ohne Premuda nicht beweisen kann. Und das Letzte, was der tun würde, wäre vor einem Staatsanwalt lang und breit seine Geschäfte offen zu legen. Aber wenn wir wissen weswegen der Kanakenkiller tut, was er tut, kriegen wir Stiller vielleicht doch noch am Arsch. Das hängt alles irgendwie zusammen: der Killer, Halif, Premuda und dieser Casinodeal.“
Teddy sah an Boyle vorbei auf die Straße.
„ Was für ein Casinodeal? Und überhaupt – Halif Kahn würde ohne Haftbefehl kein Wort mit Dir reden.“
Boyles Blick, der sich in Teddys Augen verfing.
„ Mit Dir schon.“
Teddy schüttelte den Kopf.
„ Vergiss es, Boyle. Das wäre es nicht wert. Wenn wir Halif Kahn zu nah auf die Pelle rücken schützt uns weder Deine Marke noch mein guter Ruf. Dann sind wir beide weg vom Fenster. Lass Dir was anderes einfallen.“
Boyle dachte einen Moment darüber nach WELCHE Sorte Ruf Teddy gerade gemeint haben könnte.
„ Es gibt aber nicht anderes. Entweder machen wir es auf meine Art, oder wir gehen morgen früh zusammen in den Kahn.“
Boyles Haltung verriet Teddy, dass er nicht mehr von seiner Meinung abrücken würde.
KLICK, KLICK, KLICK. Rädchen, die in Boyles Hirn einrasteten.
„ Mann, Scheiße! Premuda und Halif Kahn stecken in dieser Casinosache zusammen drin.“
Teddy Amin starrte ihn verständnislos an.
„ Was für `ne Casinosache? Sag mir endlich worum es geht.“
„ Premuda und Halif Kahn haben zusammen Stillers Partei den Wahlkampf finanziert. Schlaffe dreieinhalb Millionen im Koffer und ohne offizielle Quittung. Dafür haben ihnen Stillers Leute die Casinolizenz im Hafenhotel versprochen. Bloß haben sie nach der Wahl nicht dran gedacht ihre Zusage auch einzuhalten. Premuda hat mir vorhin gesagt, er würde nie Kinder für die Sünden ihrer Eltern büssen lassen. Und der Mistkerl hat nicht mal gelogen. Nur hat er eben zu erwähnen vergessen, dass Halif Kahn in der Beziehung nicht ganz so zimperlich ist.“
„ Du spinnst wirklich, Boyle. Es sind doch wohl immer noch drei tote Jungen. Das passt nicht.“
Boyle versank erneut in Schweigen. Teddy sah dem Rausschmeißer des Clubs dabei zu wie er einen betrunkenen Gast in einem Taxi entsorgte.
„ Premuda hat mir erzählt, Halif würde für seine Mordaufträge Kindersoldaten verwenden. Ist da was dran?“
Teddy machte eine unbestimmte Geste.
„ Da weiß keiner was Genaues.“
„ Hör auf rumzudrucksen. Was hast Du gehört?“
Teddy blies die Wangen auf.
„ Also gut – ja, ich habe mehr als bloß Gerüchte gehört. Kann schon sein, dass da wirklich was dran ist. Zu ihm passen würde es jedenfalls. Dumm nur, dass Dein Kanakenkiller erwachsen ist.“
„ Ausnahmen bestätigen die Regel.“
Teddys Skepsis war ihm deutlich anzusehen. Dennoch: Sein Hirn war widerwillig in Gang gekommen. Und es spuckte eine brutale These aus. „Gut, nehmen wir mal an, Du hast Recht und Halif ist ausnahmsweise von der Regel abgewichen und hat `n erwachsenen Killer angeheuert. Was dann die anderen zwei toten Jungs angeht: Wo versteckst Du einen Brilli? Am sichersten doch wohl unter `nem Riesenhaufen Strass, oder?“
Boyles Blick wechselte von weich zu hart.
„ Drei umzulegen damit der eine, entscheidende Mord an Stillers Jungen, darunter sozusagen verdeckt wird?“
„ Genau.“
„ Das würde nun wirklich zu Halif passen.“
Das Taxi mit dem Betrunkenen setzte sich in Bewegung. Der Rausschmeißer beschloss sich noch einen Joint zu bauen.
„ Was jetzt?“
„ Wir fahren zu Halif. Zur Not halten wir ihm eben` ne Knarre an den Kopf und beten, dass er uns abnimmt, dass wir auch abdrücken würden.“
Teddy Amin fingerte den BMW-Schlüssel aus der Jeans.
„ Eins muss absolut klar sein mein Freund: Wenn einer von uns Halif wirklich eine Knarre an den Kopf hält, dann muss er auch abdrücken. Alles andere ist wie halb besoffen – vergebliche Liebesmühe.“
2 Uhr 15. Younas lenkte den Toyota von der Straße, auf den schmalen Standstreifen, stellte den Motor ab, schaltete die Warnblinkanlage ein, zog den Wagenschlüssel und glitt nach draußen.
Kühler
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