Glaub an die Liebe, Kit
das, die neuen Gäste kommen heute? Jetzt komme ich mir wirklich wie im Märchen vor! Jede Sekunde kann jemand kommen und rufen: ‚Wer hat in meinem Bettchen geschlafen?‘“
Unwillkürlich musste Kit lächeln. Er konnte nicht anders.
„Normalerweise wechseln die Gäste immer an einem Freitag, also sollten wir sicher sein. Wir können all die Dinge benutzen, die die Agentur für sie dagelassen hat, morgen werde ich alles ersetzen. Sollen wir die Flasche Wein öffnen?“
Eigentlich war es eine rhetorische Frage, schließlich wusste er, wie gerne Sophie Wein trank. Doch diesmal überraschte sie ihn. Seinem Blick ausweichend, ließ sie sich wieder auf die Laken sinken.
„Nein, ich möchte lieber eine Tasse Tee. Wie viel kostet eine Nacht hier? Ich denke ernsthaft darüber nach, das Haus so lange zu mieten, wie ich es mir leisten kann.“
11. KAPITEL
Sophie ließ sich in das warme, nach Rosen duftende Wasser gleiten und schloss seufzend die Augen.
Sie befand sich in Tatianas Badezimmer, weil es mit Abstand das komfortabelste in Alnburgh war – eingerichtet von einem Innenarchitekten, ohne Rücksicht auf die Kosten. Leider auch ohne Rücksicht auf jeden Geschmack. Selbst hinter den geschlossenen Lidern konnte sie die unzähligen in die Wand eingelassenen Lämpchen sehen, deren Licht die polierten Marmorflächen, goldene Wasserhähne und überdimensionierte Spiegel zum Glitzern brachten.
In Alnburgh ging es ausschließlich um Extreme. Die eine Hälfte war seit hundert Jahren unberührt geblieben, die andere Hälfte mit Dekorationen überladen, die entfernt an Weihnachten erinnerten. Keine der beiden Hälften versprach ein angenehmes Leben. Sehnsüchtig dachte Sophie an den Nachmittag im Cottage zurück.
Als Kit nach unten gegangen war, um ihren Tee zu kochen, hatte sie das Bett neu bezogen. Ihn in der Küche zu hören und selbst normale Hausarbeiten zu verrichten, hatte ein absurdes Gefühl von Zufriedenheit in ihr hinterlassen.
Auf dem Rückweg war ihr das Schloss noch abweisender und düsterer als sonst vorgekommen. Beinahe erwartete sie, das hohle Lachen eines körperlosen Gespensts zu hören.
Mit jedem Schritt schien Kit sich wieder weiter von ihr zu entfernen. Auf einmal empfand sie das Schloss als Rivalin – als eine andere Frau, viel kultivierter und spannender als sie selbst.
Abrupt richtete sie sich in der Wanne auf und griff nach einem Handtuch. Ich will seine Frau sein, dachte sie traurig. Sie sehnte sich nach Normalität, nach einer Küche, die keinem Verließ glich, einer Schaukel im Garten, einer Wiege im Schlafzimmer. Und nach einem Baby … Oh, bitte, Gott, ein Baby …
Als sie aus dem Wasser stieg, um sich abzutrocknen, verspürte sie auf einmal einen dumpfen Schmerz in ihrem Unterleib. Sie blickte an sich herunter und auf die roten Flecken im blassblauen Handtuch.
Ein Schluchzen stieg ihre Kehle empor.
Es gab kein Baby.
„Das sind großartige Neuigkeiten, Randall.“
Kit ließ sich in den Sessel hinter dem Schreibtisch in der Bibliothek fallen und kniff die Augen zusammen, während er versuchte, die Neuigkeiten, die der Arzt ihm gerade erzählt hatte, zu verarbeiten.
„Nicht wahr?“ Vom anderen Ende der Leitung klang Randalls Stimme so positiv, es war beinahe ansteckend. „Natürlich hat es viel geholfen, dass Lewis ein gesunder junger Mann ist. Und die Freude auf sein Baby, das in ein paar Wochen geboren werden soll, hat ihm die nötige Motivation gegeben, das Krankenhaus sobald wie möglich verlassen zu wollen.“
„Wie kommt seine Familie mit der Situation zurecht?“ Kit stand wieder auf und ging zum Fenster hinüber. Ihm bot sich ein gänzlich anderes Bild als noch vor einigen Stunden. Das Meer hatte sich beruhigt, die Ebbe gab einen breiten Sandstrand frei.
„Seine Familie ist ständig an seiner Seite, ebenso Nachbarn und Freunde. Alle planen schon eine große Party für den Tag seiner Entlassung.“ Randall zögerte einen Moment, dann fügte er gepresst hinzu: „Seine Freundin hingegen unterstützt ihn nicht sehr. Ich würde nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass sie noch lange bei ihm bleibt. Ich hoffe nur, sie besitzt genug Anstand, sich so lange nicht von ihm zu trennen, bis er wieder richtig auf den Beinen ist.“
„Ich nehme an, es ist auch für sie nicht leicht“, erwiderte Kit mit so neutraler Stimme, wie es ihm möglich war. „Eigentlich ist sie doch auch noch ein Kind. Sie hatte keine Ahnung, was auf sie zukommen könnte, als sie anfing, mit
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