Glaub nicht es sei vorbei
schon im Einsatz. Sie durchkämmen die gesamte Gegend, auch aus der Luft. Und heute Morgen haben wir mit Molly ein Video aufgenommen, in dem sie den Kidnapper bittet, ihr Todd zurückzugeben. Der Aufruf wird auf allen regionalen Fernsehsendern ausgestrahlt. Sie zeigen Todds Foto, und Molly wiederholt mehrmals seinen Namen, damit der Entführer merkt, dass es sich um ein Kind, nicht um irgendeine leblose Sache handelt. Am Ende beschwört sie den Kidnapper, ihr den Jungen zurückzugeben, und beteuert, dass er keine Konsequenzen zu befürchten hat. Sie hat ihre Sache gut gemacht, obwohl ich mir, offen gestanden, nicht recht vorstellen kann, dass ein Kidnapper sich auf diese Weise erweichen lässt.«
All dies hatte Rebekka schon einmal erlebt. 24 Stunden nach Jonnies Verschwinden hatte man dieselbe frenetische Aktivität an den Tag gelegt. Leute waren in alle Richtungen ausgeschwärmt, um nach ihm zu suchen, Helikopter hatten einen Radius von hundert Meilen gescannt. An jedem Baum, an jedem Telefonmasten hingen Flugblätter mit Jonnies Foto. Eine aufgelöste Suzanne war morgens, mittags und abends im Fernsehen zu sehen gewesen. Nichts davon hatte geholfen. »Sie haben nach wie vor nicht die geringste Ahnung, wer der Täter sein könnte?«, fragte Rebekka.
»Bill sagt nein, aber ich habe meine Zweifel, was die Babysitterin anbelangt.«
»Die Babysitterin? Ich dachte, sie sei besinnungslos geschlagen worden. Du hast sie doch selbst ins Krankenhaus gefahren.«
»Das stimmt schon, und sie hat tatsächlich eine Beule am Kopf. Ihre Mutter ist meine Sekretärin. Mrs. Ellis ist fleißig, loyal, intelligent, eine Pfarrerswitwe. Sie hat zwei halbwüchsige Kinder. Sonia ist die Ältere und geradezu ein Muster an Pflichtbewusstsein.«
»Wo liegt dann das Problem?«
Frank runzelte die Stirn. »Bei ihrem Freund, Randy Messer. Er macht ständig Ärger. Nichts Großartiges, natürlich. Ladendiebstahl. Sachbeschädigung.« Er lächelte. »Und du hältst mich jetzt bestimmt für entsetzlich selbstgerecht, weil mein eigener Sohn als Teenager schließlich auch kein Musterknabe war. Ich weiß, wie sich das anhört, aber Douglas war anders. Seine Mutter hatte uns verlassen und war kurz darauf gestorben, ich hatte ihn vernachlässigt, und als ich und deine Mutter geheiratet haben, hatte er den Eindruck, in diesem Haus nicht willkommen zu sein. Oh, du warst immer sehr nett zu ihm, aber Jonathan ...« Er brach ab. Frank hatte Jonnie immer Jonathan genannt. »Na ja, jedenfalls war Doug nie wirklich bösartig, und er hat sein Leben jetzt völlig im Griff. Randy Messer ist von etwas anderem Kaliber. Sonias Mutter macht sich große Sorgen wegen dieser Beziehung.«
»Warum bringt sie Sonia dann nicht dazu, sie zu beenden?«
»Du kennst Mrs. Ellis nicht, und Sonia kennst du auch nicht — Zuckerwatte und Gusseisen. Und Sonias Mutter blickt seit dem Tod ihres Mannes vor zwei Jahren überhaupt nicht mehr durch. Er hatte ein strenges Regiment geführt, und Mrs. Ellis hatte fast zwanzig Jahre lang jede Verantwortung an ihn abgegeben. Sie gewinnt erst langsam wieder Boden unter den Füßen. Jedenfalls hat Bill mir versprochen, sich diesen Messer einmal vorzuknöpfen.« Er stand auf. »Und jetzt lasse ich dich allein, damit du dich noch ein wenig ausruhen kannst.«
»Zuerst muss ich mit der Autovermietung telefonieren, wegen des Wagens.«
»Das habe ich bereits erledigt. Solange du hier bist, kannst du den Thunderbird deiner Mutter nehmen. Er steht ja doch nur in der Garage.«
»Vielen Dank, Frank.«, sagte Rebekka.
Er kam zu ihr und drückte ihr einen zarten Kuss auf die Stirn. »Das ist doch selbstverständlich, Liebes. Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Eine Katastrophe in einer Nacht genügt völlig.«
Er ging, und Rebekka wusste nicht, warum sie ihm ihre Vision von Todd verschwiegen hatte. Sie hatte noch nie zuvor das Bedürfnis gehabt, eine Vision für sich zu behalten.
2
Fünf Minuten später kam Betty herein und brachte ihr auf einem Tablett pochiertes Ei auf Toast und eine Thermoskanne mit schwachem Tee. Das Frühstück für eine Kranke. Sie machte viel Aufhebens um sie, hatte großes Mitleid und band ihr eine Serviette um wie einem Kleinkind. Zuletzt zog sie eine Hundeleine aus der Schürzentasche. »Sean muss mal raus und braucht was zu fressen. Ich hab Walt heute Morgen losgeschickt, um Hundefutter zu besorgen. Das andere Zeug, das du mitgebracht hast, sieht aus wie Kieselsteine. Weißt du eigentlich, dass ich geheiratet habe,
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