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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sie hinzu, um den Mann daran zu erinnern – als wäre das nötig –, wer Nicholas war.
    Mr. Perkins warf einen Blick auf den Lastwagen, registrierte den untätigen Fahrer, sagte: »Okay, fünf Minuten, Nick«, und verschwand.
    Manette ging voraus hinter die Halle, wo es nicht so laut war. Das war offenbar die heimliche Raucherecke, erkennbar an den zahllosen Kippen, die den Boden übersäten. Sie würde mit Freddie darüber reden. Dann überlegte sie es sich anders und nahm sich vor, sich selbst darum zu kümmern.
    »Es geht um Tim und Gracie«, sagte sie zu ihrem Bruder und beschrieb ihm die ganze Situation: Niamhs Absichten, Kavehs Verantwortlichkeiten, die Haltung ihres Vaters, Tims Schwierigkeiten, Gracies Bedürfnisse. »Wir müssen unbedingt etwas unternehmen, Nick«, schloss sie. »Und zwar möglichst bald. Ich möchte nicht wissen, was Tim noch alles anstellt, wenn wir noch lange warten. Er ist vollkommen aus dem Lot.«
    Ihr Bruder zog sich die Arbeitshandschuhe aus. Dann nahm er eine Tube Handcreme aus der Tasche und cremte sich die Hände damit ein. Das tat er für Alatea, dachte Manette. Alatea war eine Frau, für die ein Mann darauf achtete, dass seine Hände weich waren. »Wäre es nicht eigentlich Niamhs Aufgabe, sich darum zu kümmern, dass es ihren Kindern gutgeht?«
    »Unter normalen Umständen ja, ist doch klar. Normalerweise sorgen Mütter für ihre Kinder. Aber Niamh benimmt sich nicht wie eine normale Mutter, und das tut sie nicht mehr, seit Ian sie verlassen hat, wie du sehr wohl weißt.« Manette sah zu, wie ihr Bruder die Creme in seine Haut einmassierte. »Jemand muss eingreifen. Ob du’s glaubst oder nicht, sie hat allen Ernstes vor, die Kinder bei Kaveh Mehran zu lassen.«
    »Der Mann ist doch in Ordnung. Ich mag ihn. Du etwa nicht?«
    »Es geht nicht darum, ob ich ihn mag . Herrgott noch mal, Nick, er gehört noch nicht mal zur Familie. Hör zu, ich bin wirklich ein aufgeschlossener Mensch, und als Ian noch lebte und die Kinder bei ihm waren, hatte ich kein Problem damit. Da hab ich mir gesagt, besser, sie wohnen in einem Haushalt, wo es noch Liebe gibt, als bei Niamh, die von morgens bis abends Zeter und Mordio schreit. Aber es funktioniert nicht, und Tim …«
    »Na ja, das dauert halt seine Zeit«, fiel Nick ihr ins Wort. »So lange ist Ian doch noch gar nicht tot, dass wir jetzt schon sagen könnten, was das Beste für die Kinder ist.«
    »Da magst du ja recht haben, aber bis wir das wissen, sollten sie bei jemandem aus der Familie sein. Wenn nicht bei ihrer Mutter, dann eben bei einem von uns. Nick, ich weiß, dass ihr euch nicht grün wart, du und Ian. Er ist ziemlich hart mit dir umgesprungen, er hat dir nicht getraut, und er wollte sogar Dad ausreden, dass er dir traute. Aber einer von uns muss diesen Kindern Sicherheit geben, eine Familie und …«
    »Das könnten doch Mum und Dad machen, oder? Die haben ja weiß Gott genug Platz in Ireleth Hall.«
    »Ich habe mit Dad gesprochen, ohne dass es etwas gebracht hätte.« Manette verspürte immer stärker das Bedürfnis, ihrem Bruder ihren Willen aufzuzwingen. Eigentlich hätte das ganz einfach sein müssen, denn Nicholas zu irgendetwas zu überreden war schon immer ein Kinderspiel gewesen. Sie sagte: »Hör zu, ich weiß, was du dir vorgenommen hast, und ich bewundere dich dafür. Das tut Dad auch. Das tun wir alle. Na ja, Mignon vielleicht nicht, aber das solltest du nicht persönlich nehmen, denn die interessiert sich sowieso nur für sich selbst.«
    Er grinste. Er kannte Mignon genauso gut wie sie.
    »Es wäre ein weiteres Plus auf deinem Weg zur Rehabilitation, Nick«, sagte sie. »Wenn du das tätest – wenn du die Kinder zu dir nimmst –, würde das deine Position stärken. Es wäre ein Zeichen für deinen Einsatzwillen, für deine Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Im Übrigen wohnst du näher an der Margaret Fox School als Kaveh, und du könntest Tim bequem auf dem Weg zur Arbeit zur Schule bringen.«
    »Du wohnst doch noch viel näher an der Margaret Fox School«, sagte er. »Wieso nimmst du die Kinder also nicht zu dir?«
    »Nick …« Manette blieb nichts anderes übrig, als ihm die Wahrheit zu sagen. Sie brachte es so knapp wie möglich hinter sich, erzählte ihm von Freddies Internet-Dates, dass es dabei anscheinend neuerdings darauf ankam, so schnell wie möglich miteinander ins Bett zu gehen, so dass man jeden Morgen mit einer anderen Fremden am Frühstückstisch rechnen musste. So etwas konnte man Kindern

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