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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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durch und kommentierten höhnisch die Nachricht von Zeezahs »Schwangerschaft«. Niemand glaubte der Meldung, selbst Margaret nicht, dabei ist sie einer der gutgläubigsten Menschen, die ich kenne.
    »Wie sollte sie denn schwanger sein?«, sagte Mum. »Wo sie doch ein Mann ist? Und nicht mal eine Gebärmutter hat?«
    »Genau!«, sagte ich, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass Zeezah eine Frau war.
    »Und dieses Lügengespinst!« Mum hielt die Zeitung hoch, in der Frankie Delapp in seinem Zuhause vorgestellt wurde. »Das ist nicht sein Zuhause, das ist die Suite im Merrion, die sie immer für diese Fotostrecken benutzen. Die habe ich wer weiß wie oft schon gesehen. Billy Ormond hat behauptet, dies sei sein Zuhause. Amanda Taylor hat behauptet, dies sei ihr Zuhause. Wie oft habe ich schon diesen ›Eichentisch, an dem zwanzig Leute Platz haben‹ gesehen?«
    »Was ist mit dem Haus von Wayne Diffney?«, fragte Margaret. »Ist das auch ein Hotel?«
    Mum warf einen Blick auf die Fotos. »Das ist echt. In keinem Hotel haben sie solche komischen Farben.«
    Himmel, es war verdammt schwer, nahezu unmöglich, nicht damit herauszuplatzen, wie gut ich Waynes Haus kannte.
    »Sieht merkwürdig aus«, sagte Mum bei genauerer Betrach tung der Abbildungen von Waynes ach so schönem Haus. »Hier, Helen«, sagte sie und sah mich argwöhnisch an, »so etwas könnte dir doch gefallen.«
    »Ehm … meinst du wirklich?«
    »Wayne Diffney, irgendwie sieht er …« Mum betrachtete die Bilder eingehend.
    »Was?«
    »Er sieht sanftmütig aus.«
    »So sanftmütig nun auch nicht«, sagte Claire, die eine Zeitschrift vor der Nase hatte. »Weißt du nicht mehr, wie er Bono damals mit einem Schlagholz eins übergezogen hat?«
    Das stimmte. Das hatte ich vergessen. Es war Jahre her, aber damals betrachteten die Menschen Wayne ein paar Wochen lang als ihren Helden. In Irland war Bono eine ikonische Gestalt, und wer es wagte, ihn zu schlagen , aufs Knie , mit einem Schlagholz … Also … das hatte alle möglichen Tabus gebrochen. So als würde man vor dem Papst einen roten Slip schwenken. Das verdiente Respekt.
    Ich musste gestehen, Wayne Diffney hatte etwas Faszinierendes für mich. Sein Haus war in außergewöhnlichen, fast herausfordernden Farben dekoriert. Er kaufte keine Milch. Er hatte Bono angegriffen. Und nachdem ihm seine Frau Hailey weggelaufen war, hatte er es als kleiner David mit den beiden Goliaths, Bono und Shocko O’Shaughnessy, aufgenommen in dem Versuch, sie zurückzugewinnen. (Das hatte zwar nicht geklappt, aber volle Punktzahl für den Versuch.) Er war leidenschaftlich, impulsiv, romantisch. Wenigstens war er das damals gewesen, und ich war mir ziemlich sicher, dass davon noch etwas übrig war.
    Und dann die Bücher auf seinem Nachttisch … er hatte den Koran . Klar, viele Intellektuelle lasen den Koran, um die Denkweise von Selbstmordattentätern mit Handtüchern auf dem Kopf zu verstehen. Außerdem machte Wayne die meisten seiner Geschäfte in Ländern, wo es nützlich sein konnte, wenn man das von den siebzig Rosinen im Paradies und solche Sachen wusste …
    Mein Handy piepte und teilte mir mit, dass es vollständig aufgeladen war. Ich nahm es und hielt es zärtlich in der Hand. Vielleicht hatte ich eine etwas zu enge Bindung zu meinem Telefon. Wenige Sekunden später kam eine Nach richt von Artie.
    Alle weg, alle. Komm sofort!
    Ich zögerte einen Moment lang. Bestimmt gab es etwas, das ich tun konnte, um Wayne zu finden. Aber diese Gelegenheit, mit Artie allein zu sein, war zu selten und zu kostbar, die konnte ich nicht ungenutzt verstreichen lassen.
    »Gut!« Rasch sammelte ich meine Sachen ein. »Ich gehe. Danke für die Kekse.«
    »Nicht, dass du dich ins Meer stürzt«, ermahnte Claire mich munter.
    »Hahaha«, antwortete ich.

51
    E r wartete auf mich. Er saß auf der untersten Treppenstufe, und als ich zur Haustür hereinkam, stand er auf, nahm mich in die Arme und küsste mich. Ich fuhr ihm mit den Fingern durch die Nackenhaare und ließ die Hand dann vorn an seinem Körper entlanggleiten, bis hinunter zu seinen Lenden. Er hatte einen Ständer.
    »Wo sind sie?«, fragte ich.
    »Weg.« Er zog den Reißverschluss meiner Jeans auf. »Alle weg. Sprich nicht von ihnen. Ich will vergessen, dass es sie gibt.«
    »Wann kommen sie zurück?«
    »Ganz lange nicht.«
    »Ich habe schon im Auto angefangen, mich auszuziehen. Als ich an einer roten Ampel halten musste, habe ich mir Schuhe und Socken ausgezogen, damit wir die

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