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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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schick, aber nicht angeberisch, weil es schon einige Jahre alt war. Es war schwarz, eigentlich die einzig mögliche Farbe für ein Auto. Wozu hat man all die anderen sogenannten Farben überhaupt? Um uns den Schwung zu nehmen, zweifellos. Wenn man bedenkt, wie viel Zeit wir damit verschwenden, uns zwischen einem roten und einem silberfarbenen Auto zu entscheiden. Hätte ich in der Welt das Sagen, wäre meine erste despotische Tat, den Besitz von nichtschwarzen Autos per Gesetz zu verbieten.
    »Also, wenn sein Auto noch hier ist und er aus eigenem Antrieb weggegangen ist, erscheint es mir plausibel, dass er mit dem Taxi gefahren ist.« Alle Lebensfreude wich von mir bei dem Gedanken an die öde Aufgabe, ein Dutzend oder mehr Taxibetriebe in Dublin zu überreden, mir ihre Aufzeichnungen zu zeigen.
    »Es sei denn …« (Das war andererseits ein noch unangenehmerer Gedanke …) »Es sei denn, er ist mit dem Bus oder der DART gefahren. Wayne kennt sich nämlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus, richtig?«
    »Woher weißt du das?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß es eben.« Jay sah mich voller Bewunderung an. »Siehst du. Ich wusste, du bist die Richtige für diesen Auftrag.«

7
    U nd jetzt?«, fragte Jay. »Zu spät, um die Nachbarn zu befragen?«
    »Viel zu spät.«
    »Wir könnten zu John Joseph gehen.«
    »Es ist Mitternacht«, sagte ich. »Der ist doch bestimmt im Bett, oder?«
    »Kaum«, sagte Jay höhnisch. »Rock ’n’ Roll kennt keinen Schlaf.«
    »Das meine ich ja. John Joseph ist näher am Prostatakrebs als an Rock ’n’ Roll. Außerdem, die Stunde, für die du mich bezahlt hast, ist um.«
    Jay seufzte, griff in seine Hüfttasche und holte ein weiteres dickes Bündel Scheine hervor. Er zählte mehrere ab. »Noch zwei Stunden zu deinem exorbitanten Satz.«
    » Danke. John Joseph, wir sind auf dem Weg.«
    John Joseph war in einer neu gebauten Wohnanlage in Dundrum anzutreffen. Ein elektronisch gesteuertes Tor und ein uniformierter Sicherheitsmann in einer Plexiglashütte versperrten den Eingang.
    »Alfonso. Komm schon«, sagte Jay und berührte mit der Motorhaube fast das Tor. »Mach schon auf.«
    »Mr. Parker? Weiß Mr. Hartley, dass Sie kommen?«
    »Er erfährt es gleich.«
    »Ich rufe eben durch.« Alfonso nahm ein seltsames braunes Telefon zur Hand, eins wie aus einem Siebzigerjahre-Film, und Jay trat frustriert aufs Gaspedal.
    »Ich dachte, du hättest Schlüssel zu den Wohnungen deiner Künstler«, sagte ich.
    »Habe ich auch«, sagte Jay. »Aber nur für wenn sie nicht da sind.«
    »Und was machst du dann? Schleichst dich bei ihnen rein und schnüffelst an ihren Topflappen? Oder leckst am Käse und steckst ihn wieder in die Packung?«
    Das Tor glitt zur Seite, und Alfonso winkte uns durch.
    »Muchas gracias«, rief Jay, als wir hindurchgondelten. »Eines Tages wirst du erkennen, Helen«, sagte er, »dass ich nicht das Ekelpaket bin, das du in mir siehst.«
    »Ist das die Garage?«, fragte ich, als wir an einem Gebäude von der Größe einer Lagerhalle vorbeifuhren. Die berühmte Garage, randvoll mit Oldtimern. »Komm, wir gucken uns den Aston Martin an.«
    »Sag nichts über den Aston Martin.«
    »Warum nicht?«
    Jay fuhr in eine Haltebucht neben einem riesigen Portal. »Lass es einfach. Da, dein Handy. Ganz schön begehrt, was?«
    Wieder Artie. Jetzt war nicht die Zeit dafür. Nicht, solange Jay Parker in meiner Nähe war und der Fall einige Schwungkraft entwickelte.
    Aber es fühlte sich schlecht an, es einfach klingeln zu lassen, obwohl ich wusste, dass es Artie war. Trotzdem, ich steckte das Telefon wieder in meine Handtasche. Ich würde ihn anrufen, sobald es ging.
    Als ich aufsah, ruhten Parkers dunkle Augen auf mir. Ich erschauderte. »Guck mich nicht so an.«
    »Wer war das am Telefon? Dein Typ, oder? Hält dich an der kurzen Leine, was? Oder ist es andersrum?«
    »Jay, jetzt …« Halt’s Maul. Niemand hielt irgendwen an irgendeiner Leine.
    »Ernste Sache, das mit euch? Und ich dachte, ich wäre der einzige Mann, den du je geliebt hast.«
    Das Blut schoss mir in den Kopf, und mein Mund machte sich bereit, Jay mit einigen wohlgewählten Worten zu vernichten, aber so viele Worte lagen miteinander im Clinch und wollten raus – wie eine Horde Betrunkener in einer Bar bei einer Razzia –, dass sie sich am Ausgang verhedderten und schließlich keins es schaffte.
    »War ein Witz!« Er lachte mir in mein starres, der Sprache beraubtes Gesicht, dann sprang er aus dem Auto. »Ich weiß doch, wie sehr

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