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Gnadenlose Gedanken (German Edition)

Gnadenlose Gedanken (German Edition)

Titel: Gnadenlose Gedanken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wagner
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vielleicht wiederkommen!“

    Die Möglichkeit, dass ihr Sohn in Gefahr sein könnte, schien die Alte doch zu erschrecken. Sie ließ einen besonders theatralischen Seufzer vernehmen und sah den Kommissar mit aufgerissenen Kaninchenaugen an.
    „Glauben Sie wirklich, jemand könnte meinem Robby etwas antun wollen? Er ist doch so hilflos! Wer sollte denn so etwas tun?“
    „Keine Ahnung! Es ist doch auch nur eine Vorsichtsmaßnahme. Ich spreche mal mit den Kollegen vom Einbruchsdezernat. Vielleicht war es ja doch ein alter Kunde von ihnen.“

    Laschek musste dringend hier weg, und so schnell wie möglich an einen Futternapf. Vor dem zweiten Frühstück konnte er eine hysterische Mutter, die plötzlich fürsorgliche Gefühle entwickelte, nicht vertragen. Das schlug ihm auf seinen knurrenden Magen. Schnell verabschiedete er sich, nachdem er sie noch einmal darum gebeten hatte, mit ihrem Mann aufs Revier zu kommen.

    Mit dem Ehemann würde er anders umgehen müssen. Schließlich war der Kerl Anwalt, und was das für Menschen waren, das wusste er nur zu gut! Schon zu viele Rechtsverdreher waren ihm in seiner Laufbahn begegnet, und keiner hatte sich wie ein gewöhnlicher Mensch verhalten.

    Jesus versuchte sich hinter einer Eiche zu verstecken. Das war mit seinen Körpermaßen natürlich gar nicht so einfach. Aber niemand schien ihn zu beachten. Alle neugierigen Gaffer starrten nur auf das Haus, das er heute Morgen verlassen hatte, um sich zu waschen und um seine Kleidung zu wechseln. Zum Glück hatte niemand das Blut an ihm bemerkt.
    Zu Hause war er etwas unglücklich gewesen. Er hatte es bereut, dass er nicht ein Souvenir von dem Teufel in Priesterkleidung mitgenommen hatte. Was er dringend besitzen wollte, war das
Ding
von der Rollstuhlratte, aber vielleicht besaß das vom schwarzen Satan ja auch heimliche Kräfte. Doch er war zu überrascht gewesen, und hatte es in der Eile einfach vergessen.

    Nachdem er sich umgezogen hatte, war er sofort zu dem Haus des Krüppels zurückgekehrt, er durfte dessen Ankunft nicht verpassen. Doch inzwischen wimmelte es dort von fremden Menschen. Polizisten hatten das Haus abgesperrt und bewachten es. Viele Schaulustige standen herum, und tauschten die gruseligsten Gerüchte aus, was denn da in der Wohnung des armen Rollstuhlfahrers geschehen sein könnte. Selbst in dieser heruntergekommenen Gegend war ein Mord etwas besonderes, vor allen Dingen ein solch blutiger.
    Jesus stand abseits und beobachtete, er lauerte. Er witterte keine Beute, aber etwas anderes, vertrautes. Er hatte den Geruch der Polizisten aufgenommen. Sie waren gefährlich. Gefährlich und grausam. Polizisten und Ärzte waren höchst gefährlich. Beide stellten unangenehme Fragen. Beide waren damals dafür verantwortlich gewesen, dass man ihn von seiner Mami getrennt hatte, und zu den Nonnen gebracht hatte.

    Jetzt bewachten die Polizisten das Haus seines Feindes. Er hatte wirklich sehr starke Verbündete. Doch das würde Jesus nicht aufhalten. Er war stärker und GOTT war mit ihm. Sein HERR führte ihn, ER zeigte ihm immer den richtigen Weg.

    Ein großer Wagen hielt vor dem Haus. Es stieg ein riesiger Mann aus, der mindestens zwei Meter maß. Er war vielleicht nur einen Kopf kleiner als Jesus. Aber dicker war er. Viel dicker. Und er sah schlechtgelaunt aus. Er wirkte wie ein Bär, der seit drei Tagen keine Nahrung mehr gefunden hatte. Sehr grimmig. Jesus spürte, dass er ein besonders gefährlicher Polizist war. Aber er würde sich auch von ihm nicht aufhalten lassen. Vielleicht hatte GOTT ihm diesen Mann gesandt, damit er Jesus mit Energie versorgen würde? Energie, die er benötigte, um die Ratte vernichten zu können. So war es! Wenn er das Blut des großen Polizisten getrunken hatte, würde er auch die Ratte besiegen können. Die Ratte war stark. Sie besaß ungeheure Kräfte, das spürte Jesus. Doch wenn er erst einmal den grimmigen Polizisten aus dem Weg geräumt hätte, dann würde er auch den Krüppel besiegen können. Und dann würde er
alle
Ratten dieser Erde besiegen. Dann würde er SEINE Welt zurückerobern. ER würde ihm SEINEN Dank zeigen. Wie würde ER sich bedanken? Womit? Als er es sich versuchte auszumalen, spürte er, wie sein
Ding
hart wurde. Das war verboten. Harte
Dinger
waren böse
Dinger
. Das hatten ihm die Nonnen eingetrichtert. Es hatte lange gedauert, bis er das begriffen hatte, und sie hatten ihn oft auf sein
Ding
und auf dem Popo schlagen müssen. Irgendwann hatte er es dann doch begriffen.

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