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Gnadenlose Jagd

Gnadenlose Jagd

Titel: Gnadenlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Ordnung, Mom. Ich war nicht allein. Jake war bei mir.«
    »Was?«
    »Er geht nie früh schlafen. Als er mich auf der Veranda gesehen hat, hat er mir eine Decke gebracht und ist im Wohnzimmer geblieben, bis ich fertig war.«
    »Ach so.« Sie schwieg einen Augenblick. »Du hättest mich trotzdem wecken sollen.«
    »Nächstes Mal.« Frankie gähnte. »Wenn du nicht so müde bist.«
    »Für dich bin ich nie zu müde.«
    »Aber Jake war überhaupt nicht müde. Das hat er mir gesagt, und ich hab gesehen, dass es stimmte. Außerdem ist er ein Erwachsener, also war es gut, dass er bei mir geblieben ist, oder?«
    »Nicht alle Erwachsenen –« Frankie wusste, wie sie sich gegenüber Fremden zu verhalten hatte, und sie sollte Kilmer nicht misstrauen, wenn es einmal darauf ankam, dass sie seinen Anweisungen fraglos Folge leistete. »Ja, es war in Ordnung. Aber weck mich einfach beim nächsten Mal. Immerhin –«
    Frankie war schon eingeschlafen.
    Warum war Grace nicht aufgewacht, als Frankie das Zimmer verlassen hatte? Sie hatte eigentlich einen leichten Schlaf und reagierte normalerweise auf jeden Atemzug ihrer Tochter.
    Aber diesmal, wo überall Gefahr lauerte, hatte sie nichts gemerkt. Das ergab keinen Sinn.
    Es sei denn, sie vertraute unbewusst darauf, dass Kilmer für Frankies Sicherheit sorgte. Frankie schien ihm jedenfalls voll und ganz zu vertrauen.
    Frankie war ein Kind, und Kilmer gelang es sogar, das Vertrauen der hartgesottensten Söldner zu gewinnen. Es war eine Gabe.
    Und wenn jemand ihm sein Vertrauen schenkte, würde Kilmer es niemals enttäuschen. Das hatte Grace zumindest immer geglaubt, bis zu jener Nacht, als sie versucht hatten, die beiden Pferde zu entführen. Ihr Vater hatte Kilmer vertraut, und dann …
    Sie drehte sich um und betrachtete den Mond, der ins Fenster schien. Alles wirkte so friedlich, aber sie wusste, dass Kilmers Leute da draußen auf der Hut waren und abwechselnd Wache schoben.
    Wo war er? Hatte er sich schlafen gelegt, nachdem Frankie nach oben gekommen war? Er schlief nie viel. Er hatte ihr einmal erzählt, dass er immer Angst hatte, etwas zu verpassen, wenn er mehr als fünf Stunden schlief. Er hatte gesagt, das Leben sei viel zu kurz, deshalb müsse man aus jeder Minute alles an Vergnügen herausholen.
    Sie hatten im Bett gelegen, als er darüber gesprochen hatte. Es war ein außergewöhnlicher Moment der Offenheit gewesen in einer Beziehung, in der es mehr um Sex und Gefühle gegangen war als um persönliche Lebensphilosophien. Sie hatte sich … ihm nah gefühlt.
    Dann hatte er sich auf sie gelegt und war in sie eingedrungen, und sie hatte an nichts anderes mehr gedacht als an ihre Begierde. Sie sah sein Bild vor sich, das dunkle Haar, das ihm in die Stirn fiel, seine Brust, die sich mit jedem Atemzug hob und senkte. Seine Kraft, seine Gewandtheit und seine  –
    Sie musste aufhören, dauernd an ihn zu denken. Wenn sie dermaßen auf ihn ansprang, lag das wahrscheinlich daran, dass sie seit Jahren keinen Sex mehr gehabt hatte. Es ging nicht um Kilmer, sondern um Sex an sich. Er hatte nur den Funken wieder entfacht, den sie all die Jahre unterdrückt hatte.
    Und sie hatte den Funken immer noch unter Kontrolle. Sie musste sich nur ein bisschen mehr zusammenreißen.
     
    »Du reitest ihn schon?« Robert stützte sich mit den Ellbogen auf den Koppelzaun. »Ich habe dich erst gestern dabei beobachtet, wie du ihn zugeritten hast. Hat er heute gar nicht gebockt?«
    »Doch. Aber Samson hat über Nacht darüber nachgedacht und ist zu dem Schluss gekommen, dass er besser fährt, wenn er kooperiert. Also hat er sich damit begnügt, drei Minuten lang zu bocken, um mir seine Unabhängigkeit zu beweisen. Morgen wird er es noch weniger nötig haben.« Sie stieg ab und tätschelte Samsons Hals. »Er hat einen schönen, weichen Gang.« Sie schaute Robert an. »In einer Woche oder so wird er so weit sein, dass er auch andere Reiter akzeptiert. Willst du’s versuchen?«
    »Nein, du weißt doch, dass ich mich in einem bequemen Auto wohler fühle, vor allem in einem Cabrio. Dein Samson reizt mich nicht besonders.«
    »War nur ein Angebot. Es gibt nichts Schöneres, als über ein Feld oder an der Küste entlangzureiten.«
    »Wenn man sich im Sattel halten kann«, entgegnete Robert trocken.
    »Alles eine Frage der Übung.«
    »Ich glaube, ich bleibe bei Lamborghinis und Corvettes. Da kann man nicht runterfallen.« Er überlegte. »Kilmer war ein bisschen nervös, als du das Monster gestern zugeritten

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