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Gnadenlose Jagd

Gnadenlose Jagd

Titel: Gnadenlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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hast, und er hat seinen Ärger an mir ausgelassen.«
    Sie sah ihn an. »Was soll das heißen?«
    »Er hätte dir am liebsten geholfen, den Hengst zu bändigen. Er war frustriert und dachte, er kann seinen Frust an mir ablassen.«
    »Ach?«
    »Ich bin ihm zuvorgekommen. Ich wusste, was ihn ärgert, und hab als Erster zugeschlagen. Wenn ich mit ihm zusammenarbeiten will, brauche ich klare Verhältnisse.«
    Grace öffnete das Tor und führte Samson zum Stall.
    »Willst du gar nicht wissen, wie ich klare Verhältnisse geschaffen habe?«
    Sie wollte nicht über Kilmer reden. Es fiel ihr schon schwer genug, damit zurechtzukommen, dass sie ihn jeden Tag sah, und letzte Nacht war ihr klar geworden, dass sie eindeutig zu viel an ihn dachte. »Du wirst es mir ja sowieso erzählen.«
    »Ich hab ihm gesagt, dass ich nicht mit dir ins Bett gegangen bin.« Er lachte in sich hinein, als er ihren Gesichtsausdruck sah. »Dachte ich’s mir doch, dass ich damit deine Aufmerksamkeit gewinnen würde. Es ist schwer, Kilmer zu durchschauen, aber ich wette, das hat ihn außerordentlich beruhigt. Die Vorstellung gefiel ihm nämlich überhaupt nicht.«
    »Kein Wunder. Sie ist lächerlich.«
    »Für mich nicht. Ich hab dran gedacht, aber ich wusste, dass du für mich eine andere Rolle vorgesehen hast. Und das ist in Ordnung. Ich bin gern dein Freund. Und ich bin gern Frankies Freund.« Er holte tief Luft. »Aber ich hätte es auch in Ordnung gefunden, wenn du mir gesagt hättest, dass Kilmer Frankies Vater ist.«
    Sie starrte ihn entgeistert an. »Hat er dir das gesagt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich hab einfach zwei und zwei zusammengezählt, und außerdem sieht Frankie ihm ziemlich ähnlich.«
    »Nein, tut sie nicht.«
    »Wie du willst«, sagte Robert. »Aber das ist sowieso nur die Spitze des Eisbergs. Man hat mich über eine Menge Dinge im Unklaren gelassen. North hat mir nur das mitgeteilt, was ich wissen musste, um euch zu beschützen, und Crane hat mich nicht mit dem Arsch angeguckt. Ich bin das alles verdammt leid, Grace. Ich habe keine Lust mehr, länger im Dunkeln zu tappen.«
    Er hatte recht. Sie waren ihm gegenüber alle nicht fair gewesen. Auf das Vorgehen der CIA hatte sie keinen Einfluss, aber sie und Kilmer waren für ihr Verhalten verantwortlich. Sie hatte Robert nichts erzählt, weil es sie so belastete, wenn sie an die Vergangenheit rührte, und Kilmer vertraute sich aus Prinzip niemandem an. »Also gut, was willst du wissen?«
    »Was weißt du, dass North dich für wichtig genug erachtet, dir jahrelang Schutz zu gewähren?«
    »Es hat nichts mit irgendetwas zu tun, was ich weiß. Keiner von uns hatte eine Ahnung, warum wir die beiden Pferde entführen sollten. Wir erhielten einfach den Befehl, sie zu beschaffen. Ich dachte immer, Marvot will mich töten, weil ich zu den Leuten gehöre, die den Überfall in El Tariq durchgeführt haben. Marvot ist berühmt für seine Rachefeldzüge, und er kennt mein Gesicht, weil ich auf seinem Gestüt gearbeitet habe. Es erschien mir nur logisch, dass er hinter mir her sein würde.«
    »Wer ist dieser Marvot?«
    »Paul Marvot. Halb Franzose, halb Deutscher. Er hat sein kriminelles Imperium von seinem Vater geerbt, der Anführer einer kriminellen Organisation war, die in Nordafrika und Südfrankreich operierte. Er hat die Macht übernommen, nachdem sein Vater von einem rivalisierenden Bandenchef ermordet worden war. Er ist genauso brutal und verabscheuungswürdig wie sein Vater. Er lebt in Marokko und besitzt eine großartige Pferdezucht in El Tariq in der Nähe der Küste.«
    »Und dieser Dreckskerl will dich tot sehen?«
    »Das dachte ich zumindest. Aber Kilmer hat mir erzählt, dass er mit North einen Deal geschlossen hat. Marvot will mich lebend, nicht tot, und die CIA hat mich nicht aus lauter Menschenfreundlichkeit beschützen lassen, sondern um Kilmer in Schach zu halten. Er hatte versprochen, keinen weiteren Überfall auf El Tariq durchzuführen, solange ich unter dem Schutz der CIA stehe.«
    »El Tariq. Was war das für ein Überfall auf El Tariq? Um was zum Teufel ging es da? Was wolltet ihr da rausholen? Gefangene? Geld?«
    »Pferde.«
    »Wie bitte?«
    »In Marvots Gestüt in El Tariq gibt es zwei weiße Pferde, Araber mit blauen Augen. Ein Hengst und eine Stute. Marvot hat sie gehütet wie die britischen Kronjuwelen.«
    »Wieso?«
    »Keine Ahnung. North hat es uns nie verraten. Ich persönlich glaube, dass die beiden Pferde so etwas wie Geiseln sind.« Sie hob eine Hand.

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