Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)
dass das Glück, nach dem wir streben, in uns selbst und nicht im Außen zu finden ist. Das mag zwar platt klingen, ist aber wahr.
Samtosha , eines der Niyamas, also eine der Haltungen, die wir uns selbst gegenüber einnehmen, erinnert uns daran: »Sei zufrieden mit den Dingen, die du hast, und mit den Umständen, wie sie sind. Denke nicht, dass du glücklicher wärst, wenn du etwas anderes hättest.« Sonst hecheln wir nur der Befriedigung unserer Wünsche hinterher, sind egoistisch und handeln schnell unbewusst und nicht im Sinne aller Lebewesen. Die bewusste Entscheidung, so wenig zu verletzen wie möglich, sich vegetarisch und vegan zu ernähren, ist also auch ein Weg, unsere Ichbezogenheit zu überwinden.
Mir ist bewusst, dass das ein hoher Anspruch ist. Aber so ist es nicht gemeint. Mir geht es nicht um Verbote oder Dogmen. Natürlich ist niemand perfekt und keiner kann sich immer zu 100 Prozent richtig verhalten. Aber jeder kann sich Gedanken machen, wann Leid vermieden oder verringert werden kann. Ich meine damit einen ganzheitlichen Ansatz, zwischenmenschlich, »zwischentierisch« und damit in unserer Beziehung zur Natur.
So ist Ahimsa auf der einen Seite ein Konzept, eine Art Grundeinstellung, eine Entscheidung, lieber so zu handeln, dass so wenig Leid wie möglich erzeugt wird. Gleichzeitig ist es aber auch eine Praxis. Ein Sich-darin-Üben, zu sehen, wo Leid vermieden werden kann. Ein Bemühen, sein Verhalten zu ändern, anderen zuliebe, damit sie nicht überflüssig leiden müssen. Es ist ein Perspektivenwechsel. Raus aus der Ichbezogenheit, raus aus der Bequemlichkeit, rein in das Erkennen von Zusammenhängen. Und es lehrt uns, zu verstehen, dass wir alle miteinander verbunden sind und egoistisches Verhalten uns auf Dauer nicht zu Glück und Zufriedenheit führen kann.
Ich bin heute in meiner Ernährung nicht mehr so streng, wie ich das früher einmal war. Mittlerweile mache ich wieder Ausnahmen. Wenn ich irgendwo eingeladen bin und jemand extra einen Kuchen gebacken hat zum Beispiel, dann esse ich ein Stück davon, auch wenn er nicht vegan ist. Wenn ich viel unterwegs bin oder viel auswärts esse, dann gibt es manchmal auch nur die vegetarische Variante. Mir geht es in erster Linie um das Bewusstsein gegenüber dem, was ich zu mir nehme. Das ist mein Ansatz und ich hoffe, dass sich dieser Gedanke immer mehr ausbreiten wird. Wenn jeder von uns nur ein kleines bisschen mehr darauf achten würde, was er konsumiert, dann wäre die Veränderung enorm.
Radikale Vorreiter, wie meine Yogalehrer es sind, sind notwendig, um eine Bewegung auszulösen. Ohne sie gäbe es keinen Wandel. Wenn die Bewegung aber mal ins Rollen gekommen ist und langsam den Mainstream erreicht, ist die Radikalität meines Erachtens nicht mehr so wichtig. Viel wichtiger ist, dass man Respekt hat vor dem, was man isst und konsumiert. Das bedeutet, dass man tierische Produkte, wenn es denn sein muss, nur sehr sparsam und bewusst verwendet, in dem Wissen, dass das in dem Moment etwas ganz Besonderes ist. Man sollte sie nicht gedankenlos nutzen nach dem Motto: »Es ist doch sowieso genug davon da.« Durch diesen Gedanken entsteht das Ungleichgewicht, das unsere Erde und unsere Gesellschaft derzeit bedroht.
Man sagt, Yoga sei immer dann erfolgreich, wenn sich die Menschen nach innerer Ruhe sehnen und sich die Welt im Ungleichgewicht befindet. Im Moment boomt Yoga ungemein. Als ich 1999 begann, Yoga zu praktizieren, war das in München nur in einem einzigen Fitnessstudio möglich. Mittlerweile gibt es in der Stadt bestimmt über einhundert verschiedene Studios.
Dieses Ungleichgewicht in der Welt hat auch mit unserem Konsum, unserer Ernährung und der Art, wie wir Tiere zur Fleischgewinnung halten, zu tun. Da genügt es, wenn man sich die nackten Zahlen vor Augen führt.
Laut dem Statistischen Bundesamt wurden 2012 acht Millionen Tonnen Fleisch produziert. Ein schlimmes Wort eigentlich, »produziert«. Die lebenden Wesen, von denen das Fleisch stammt, geraten so völlig aus dem Blickwinkel. Aber so steht es in der Statistik, die ich zitiere. Das ist erstmals weniger Fleisch als im Vorjahr, aber bis wir an diesen Punkt gelangt sind, ist der Fleischkonsum in den Jahrzehnten zuvor enorm gestiegen.
Im Jahr 1997 haben wir in Deutschland nur 4,9 Millionen Tonnen Fleisch erzeugt – noch so ein Wort. Bis zum Jahr 2011 stieg die Schlachtmenge (!) dann um fast 67 Prozent auf rund 8,2 Millionen Tonnen an. An der gewerblichen Fleischerzeugung
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