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Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
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Sechzehn-Bit-Wörter, die andere eine Wortlänge von sechsunddreißig. Die eine Maschine besitzt vielleicht eingebaute Befehle für die Behandlung von Stapeln („pushen“ und „poppen“), während sie bei der andern fehlen. Die Unterschiede in der Hardware zweier Maschinen können bewirken, daß die beiden Maschinensprach-Programme als miteinander unvergleichbar erscheinen; aber doch habe ich den Verdacht, daß sie die gleiche Aufgabe erledigen, und das sähen wir gerne auf einen Blick. Offenbar betrachten wir die beiden Programme von viel zu nahe.
    Was wir tun müssen, ist einen Schritt zurückzutreten, weg von der Maschinensprache zu einer höheren „geballten“ Sicht. Von diesem erhöhten Punkt aus hoffen wir, Ballungen des Programms wahrzunehmen, die jedes Programm als rational geplant erscheinen lassen, und zwar auf einer globalen, nicht auf lokaler Ebene, das heißt Ballungen, die so ineinandergreifen, daß man die Absichten des Programmiererserkennt. Nehmen wir an, beide Programme wären ursprünglich in Sprachen höherer Stufe geschrieben worden. Dann ist eine gewisse Ballung bereits für uns geleistet worden. Wir werden aber in andere Schwierigkeiten geraten. Es gibt unzählige solche Sprachen: Fortran, Algol, Lisp, APL und noch viele andere. Wie läßt sich ein in APL geschriebenes Programm mit einem in Algol geschriebenen vergleichen? Sicher nicht, indem man es Zeile um Zeile vergleicht. Man wird diese Programme wiederum im Geist „ballen“ und nach begrifflichen, funktionalen Einheiten, die einander entsprechen, Ausschau halten. So vergleicht man nicht Hardware oder Software, sondern „Ätherware“ — die reinen Konzepte, die hinter der Software liegen. Es gibt eine Art abstraktes „Begriffsskelett“, das aus den niedrigeren Stufen herausgeholt werden muß, wenn man einen sinnvollen Vergleich zweier Programme, zweier Tiere, zweier Sätze, in verschiedenen natürlichen Sprachen durchführen will.
    Das führt uns aber zurück zu einer früheren Frage, die wir im Hinblick auf Computer und Gehirne stellten. Wie können wir eine auf niedriger Stufe vollzogene Beschreibung eines Computers oder eines Gehirns verstehen? Gibt es in solchen komplizierten Systemen eine in irgendeinem vernünftigen Sinn objektive Methode, um eine Beschreibung hoher Stufe aus einer solchen niedriger Stufe herauszuholen? Im Falle eines Computers ist eine vollständige Darstellung des Speicherinhalts, ein sogenannter Memory Dump leicht erhältlich. In den Anfängen der Computerwissenschaft pflegte man „Dumps“ auszudrucken, wenn etwas mit dem Programm schief lief. Dann ging der Programmierer nach Hause, brütete stundenlang über dem Memory-Dump und bemühte sich zu verstehen, was jedes winzige Stückchen des Gedächtnisses repräsentierte. Im wesentlichen tat der Programmierer das Entgegengesetzte von dem, was ein Compiler tut: er übersetzte von der Maschinensprache in eine Sprache höherer Stufe, eine begriffliche Sprache. Schließlich begriff der Programmierer das Ziel des Programms und konnte es in Ausdrücken höherer Stufe beschreiben, wie etwa: „Dieses Programm übersetzt Romane aus dem Russischen ins Englische“, oder: „Dieses Programm komponiert eine achtstimmige Fuge auf der Basis jeden beliebigen Themas, das man ihm eingibt.“
Gehirnvergleich auf hoher Stufe
    Wir müssen nunmehr unserer Fragesteilung im Fall des Gehirns nachgehen. Hier fragen wir: „Kann man das menschliche Gehirn ebenfalls auf einer höheren Stufe ‚lesen'? Gibt es eine objektive Beschreibung des Inhalts eines Gehirns?“ In der ... emsigen Fuge behauptet der Ameisenbär, er könne sagen, woran Tante Colonia denke, indem er das Hin und Her der Ameisen, aus denen sie sich zusammensetzt, beobachtet. Ist es vorsteilbar, daß irgend ein Super-Wesen, vielleicht ein Neuronenbär, auf unsere Neuronen niederblickt, das, was er sieht, „ballt“ und schließlich eine Analyse unserer Gedanken vornimmt?
    Sicher muß die Antwort „ja“ lauten, da wir alle sehr wohl imstande sind, unsere Gehirntätigkeit in geballten (d. h. nicht-neuronischen) Ausdrücken in jedem Augenblick zu beschreiben. Das heißt, daß wir einen Mechanismus besitzen, der uns gestattet,unseren eigenen Gehirnzustand auf grobe Art zu ballen und eine funktionale Beschreibung von ihm zu geben. Genauer: Wir ballen nicht den ganzen Zustand des Gehirns, sondern nur die Teile, die aktiv sind. Wenn uns jedoch jemand über ein Thema befragt, das in einem zur Zeit inaktiven Bereich

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