Götterbund (German Edition)
etwas!“
Bitte, flehte Yanna. Ich tue, was du willst. Ich komme zurück, ich werde deine Beraterin und bleibe für immer bei dir. Wenn du sie nur gehen lässt.
Obwohl Rajatshas ihr nicht antwortete spürte sie deutlich die Genugtuung, die er bei ihrem Flehen empfand. Genau das hatte er erreichen wollen.
Bitte!
„ Es ist zu spät, Dashamien. Du hast deine Entscheidung getroffen. Ebenso wie ich die meine.“
Verzweifelt schüttelte Yanna den Kopf. Plötzlich wurde sie an den Schultern gepackt und heftig geschüttelt. Als sie aufblickte sah sie in Ehliyans vor Zorn funkelnde Augen.
„Rede mit deiner Zwillingsseele! Sorge dafür, dass er Emyla, Xano und Lahlia freilässt!“
„Seit die Glockenschläge verklungen sind tue ich nichts anderes“, sagte sie müde. „Ich flehe ihn ununterbrochen an, sie nicht hinzurichten. Aber er wird nicht auf mich hören.“
„Woher willst du das wissen? Versuch es weiter!“
„Er wird nicht auf mich hören, weil er jetzt hat, was er will: Seine Rache an mir.“
„So einfach gibst du auf? Sind Emyla und Xano dir so wenig wert?“
„Das reicht jetzt, Ehliyan.“ Malyn packte den jüngeren Mann an den Armen und zog ihn von Yanna weg. „Ich bin sicher, dass sie alles tut, was sie kann.“
„Das reicht aber nicht!“ Wild blickte Ehliyan umher. „Was ist mit Shaquess? Er hat Yanna aus dem Kerker befreit. Dasselbe kann er auch jetzt tun!“
„Das wird er nicht.“
Yanna schaute auf und zur Tür hin, durch die Lyza gerade hereingekommen war. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass die ehemalige Gardistin das Haus verlassen hatte.
„Ich habe mich gerade mit Shaquess getroffen. Er will uns nicht helfen.“ Ihr Blick richtete sich auf Yanna.
Die junge Frau sah zurück. „Soll ich es versuchen?“
Doch Lyza schüttelte den Kopf. „Ich soll dir von Shaquess ausrichten, dass du dir die Mühe und den Weg zu ihm sparen kannst. Er will seine Position in der Garde nicht noch einmal aufs Spiel setzen.“
Yanna fühlte sich wie in einer Luftblase. Alles war verschwommen und zäh. So dauerte es einen Moment, bis sie die Bedeutung von Lyzas Worten erreichte. Shaquess hatte sich entschlossen, ihnen die Hilfe zu verweigern. Der Shaquess, mit dem sie in letzter Zeit so viel geredet hatte, mit dem sie eine Freundschaft aufgebaut hatte, wollte Xano und seine Familie einfach sterben lassen.
„Trotzdem danke, dass du ihn für uns gefragt hast“, sagte Thoran an Lyza gerichtet.
„Danke für gar nichts!“, versetzte Ehliyan. „Danke, dass du ihn nicht überzeugt hast, uns zu helfen!“
„Wir alle können deine Wut und Verzweiflung nachempfinden, Ehliyan“, sagte Thoran ruhig. „Doch es bringt uns keinen Schritt weiter, wenn wir uns gegenseitig Vorwürfe machen.“
„Ich versuche wenigstens, eine Lösung zu finden!“, brüllte der junge Mann. „Ihr steht nur da und tut gar nichts! Ihr habt Emyla und die anderen schon abgeschrieben!“
„Es gibt keine Lösung“, flüsterte Yanna. Sie spürte, wie sich Ehliyans bohrender Blick abermals auf sie richtete.
„Sie hat Recht“, sagte Malyn leise. „Wenn Shaquess uns nicht helfen will, haben wir nicht die geringste Chance, in den Palast hineinzukommen. Geschweige denn, es bis zu den Kerkern zu schaffen.“
„Was soll das heißen?“
„Dass wir nichts tun können, Ehliyan. Wir können einfach nichts für Xano, Emyla und Lahlia tun.“
Bitte. Ich tue alles, was du willst. Lass es nicht so enden. Ich weiß, dass ich dich enttäuscht habe, aber das war nicht meine Absicht. Noch ist es nicht zu spät, einen anderen Weg zu finden.
Erschöpft blickte Yanna auf. Sie wusste nicht, wie lange sie nun schon versuchte, Rajatshas umzustimmen. Und ebenso wenig, wie lange es her war, dass er ihr das letzte Mal geantwortet hatte. Doch sie musste es weiter versuchen. Sie durfte nicht aufgeben.
„Yanna.“
Sie wandte sich um und sah ihren Großvater, der langsam die Treppe hinunter kam. Nach und nach hatten sie sich alle zurückgezogen, um alleine ihren Gedanken nachzuhängen. Als erstes Ehliyan, dann Malyn und Thoran, und schließlich Lyza.
„Du hast alles getan, was du konntest. Dich trifft keine Schuld.“
„Das weiß ich“, sagte Yanna unwirsch. „Könntest du mich bitte allein lassen? Ich muss mich konzentrieren.“
Sie sah, wie ihr Großvater zögerte. Dann nickte er, drehte um und ging zurück in den ersten Stock.
Sie alle hatten ihr gesagt, dass es nicht ihre Schuld war. Selbst Lyza. Nur Ehliyan nicht. Er war der
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