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Göttersturz, Band 2: Der Galgenaufstand (German Edition)

Göttersturz, Band 2: Der Galgenaufstand (German Edition)

Titel: Göttersturz, Band 2: Der Galgenaufstand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Schütz
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seine Hellebarde ins Bein gerammt. Mehr werde ich dir vorerst nicht sagen«, erklärte der Schenk mit unbewegter Miene.
    Thorans Stakkato-Sprechweise hatte etwas Offenherziges an sich. Jeder Satz war eine Information. Und wenn er eine Information nicht preisgeben wollte, dann sagte er das auch.
    Der Wirt humpelte an drei mannshohen Fässern vorbei zu einer schmalen Tür aus Plankenholz, die Rowen zuerst überhaupt nicht aufgefallen war. Thoran klopfte dreimal hintereinander an und wisperte: »Benina!« Was auch immer dieser Name zu bedeuten hatte.
    Sogleich schwang die Tür auf.
    Die Konturen von Jollas zerfurchtem Gesicht zeichneten sich in der Dunkelheit hinter ihm ab. Als er Rowen erspähte, bleckte er seine von Goldimitaten durchsetzten Zahnreihen.
    »Diesmal konnte ich mich wirklich nicht an dich heranschleichen, Mäuschen«, raunte er mit einer so kratzigen Stimme, als wäre seine Kehle mit Widerhaken besetzt. »Aber wer hätte auch erwartet, dass du so schnell hier auftauchen würdest.«
    »Ich muss mit Salus sprechen«, entgegnete Rowen, den Blick zu Boden gerichtet. Seine Abscheu gegenüber Jolla spiegelte sich nur allzu sehr in seiner Mimik, das wusste er. Besser, der Leibwächter bekam das nicht zu Gesicht.
    »Natürlich musst du das.« Jollas Grinsen wurde breiter. Er drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit. »Folge mir!«
    »Ich werde hier warten. Ich kann die Gäste nicht allein lassen. Das würde nur Ärger machen«, ratterte Thoran herunter und humpelte wieder hinter die Theke.
    Seufzend lief Rowen dem hünenhaften Beschützer nach. Tat er das Richtige? Sollte er sich wirklich mit diesen Leuten einlassen? Aber blieb ihm eine andere Wahl?
    »Vorsicht, hier kommt eine Treppe.«
    Jolla stieg bereits die Stufen hinunter, eine rußende Fackel in der Hand, die er aus einer Halterung über der Mitte der Treppe genommen hatte.
    Jetzt ist es zu spät, um noch umzudrehen.
    Rowen machte sich an den Abstieg.

Von Dingen, die gestohlen wurden
    »Fühlst dich hier wie zu Hause, was, Mäuschen?«
    Jolla lachte, was sich wie das Röhren eines Hirschs anhörte. Dutzendfach hallte die raue Tonfolge von den unverputzten Tunnelwänden wider.
    Rowen verdrehte die Augen und trottete ihm hinerher. Vielleicht wäre ihm eine passende Erwiderung eingefallen, wenn er nicht so ausgehungert und übermüdet gewesen wäre. Er zog den Riemen der Tasche zurecht, in der sich die Phiolen mit Arzneien befanden. Seid tapfer, Schwesterchen, euer Bruder macht das schon.
    Auf die Treppe folgte ein langgestreckter Gang, der in eine Wendeltreppe mündete.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass die Taverne so einen großen Lagerkeller besitzt«, staunte Rowen.
    »Tut sie im Grunde auch nicht.« Jolla röhrte erneut. »Dieser Kellerkomplex hat lange vor dem Hüpfenden Schwammling existiert, damals, als dieses Viertel noch Unterstadt geheißen hat. Das hier war ein Kerker, in dem die Alten Monarchen jene weggesperrt haben, die das Wort gegen sie erhoben haben. Du kannst dir vorstellen, wie gut die Zellen belegt waren.«
    Die Treppe endete in einem Kellersaal von den Ausmaßen einer Bierhalle, in dessen Boden zwei Reihen aus Lochgefängnissen eingelassen waren, gerade groß genug, dass ein Mensch in sie hineingezwängt werden konnte. Als sie an ihnen vorbeiliefen, beschien die Fackel sogar Skelette, die noch immer unter den Gittertüren hingen.
    »Hat eine gewisse Ironie, was?«, knurrte Jolla. »Ein Bauwerk, von Despoten errichtet, in dem nun Menschen leben, die neue Despoten stürzen.«
    Aus einer Tür am Ende der Kerkerhalle schien flackerndes Licht. Rowen glaubte, gewisperte Gespräche aus ihm zu hören.
    »Ich bringe Besuch!«, rief Jolla und kurz darauf erschien in der Tür die Kontur eines Mannes.
    »Lass mich raten: rothaarig, klein und nach einem Tier benannt?« Salus' Stimme erinnerte Rowen abermals an den Gesang eines Barden, melodisch und von unterschwelligem Spott.
    Hatte der Revolutionär geahnt, dass er sie wieder aufsuchen würde?
    An der Tür angelangt, klopfte ihm Salus auf die Schulter. Der Blondschopf trug eine blutrot gefärbte Tunika und einen weißen Umhang, den eine bronzene Spange in Form einer Sonne hielt. »Tritt ein, tritt ein!«, sagte er jovial. »Willkommen im Herzen der Revolution! Willkommen an dem Ort, an dem die Sonne eines neuen Zeitalters aufgehen wird!«
    Dieses düstere Loch ist bestimmt der letzte Ort, an dem irgendeine Sonne aufgehen wird , dachte Rowen und sagte: »Danke, dass du mich

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