Goettin - Das Erwachen
war. Sie war Josh ehrlich dankbar, dass er so viel Taktgefühl bewiesen hatte und sie nicht in Liams Zimmer einquartiert hatte. Er hatte ihr ein Zimmer direkt neben Seinem gegeben, also nahm er seine neue Verpflichtung ernst. Sie hatte von einem stinkreichen Hotelier erwartet, dass er ihren unbefristeten Aufenthalt angenehm gestalten würde. Aber ihr Zimmer und die Ausstattung. Das war einfach überwältigend.
Ihr Zimmer war mit einem dunklen Holzboden ausgestattet, auf dem große Bett lag ein weicher, dunkelroter Überwurf und vor allem der wunderschöne, antike Schreibtisch, der eigentlich in Joshs Büro gestanden hatte, brachten ihre Augen zum Leuchten. Ihr war als wäre sich durch die Tür direkt in eine Ausgabe von Schöner Wohnen getreten. Aber das alleine hatte sie noch nicht überwältigt. Die Details waren es gewesen. Vom Raum gingen zwei Türen ab. Hinter der Ersten hatte sich ein Bad mit Whirlpool verborgen, in dem fein säuberlich alle Pflegeprodukte, die sie normalerweise benutzte, aufgereiht standen. Aber nicht nur daran hatte Josh gedacht. Hinter der anderen Tür lag ein begehbarer Kleiderschrank, der voll mit Kleider war. Sie hatte einiges anprobiert, alles passte wie angegossen und dass obwohl Josh sie als Annelie 2.0 nur wenige Minuten und bewusstlos gesehen hatte. Der Stil war edler und trendiger, als ihr bisheriger. Das war eindeutig nicht Annelies Geschmack, aber sie war nun auch nicht mehr Annelie. Sie entschied, dass Leslie genau diesen Stil hatte. Sie war jetzt eine andere Frau, ihr standen andere Farben und Schnitte und Josh hatte ein gutes Auge gehabt. Trotzdem würde sie, wenn sie an ihrem Zielort angekommen waren, sich um zusätzliche Klamotten und Schuhe kümmern. Vor allem musste sie sich dringend Unterwäsche besorgen. Wie von einem Mann nicht anders zu erwarten, hatte sie viele Dessous vorgefunden. In allen möglichen Farben waren sie bereitgelegt worden. Eines hatten sie alle gemeinsam. Die Wäsche war unglaublich sexy und sah schon furchtbar unbequem aus. Josh hatte mehrfach betont, dass sie die Kreditkarten, die in ihrem neuen Portemonnaie gesteckt hatten, ohne zu zögern und hemmungslos benutzen sollte. Welche Frau konnte so ein Angebot schon abschlagen?
Josh hatte aber nicht nur für Toilettenartikel und Kleidung gesorgt. Auf ihrem neuen Laptop waren unzählige Bilder und Videos von ihrer Familie, ihren Freunden und von Partys im Royal gespeichert worden. Offenbar hatte Liam die Bilder weitergegeben und sie würde diesen Laptop wie ihren Augapfel hüten. Diese Bilder war alles, was ihr von ihrem alten Leben blieb. Die und die MP3s auf ihrem, ebenfalls neuen, Smartphone. Sie waren praktisch eine Kopie der Lieder, die sie auf ihrem MP3-Player gehabt hatte. Sie hatte die Playlist über die Dockingstation auf ihrem Schreibtisch laufen lassen, während sie wie Alice im Wunderland auf Entdeckungsreise gegangen war. Josh musste einfach unglaublich detailverliebt sein. Sogar eine Ausgabe des Buchs, das sie zuletzt gelesen hatte, lag neben ihrem Bett.
Es klopfte. Darf ich rein kommen? Josh fragte so zurückhaltend, dass sie für einen Augenblick vergaß, wem dieses Zimmer - ja sogar dieses ganze verdammte Hotel - gehörte. Schnell wand sie sich von der beeindruckenden Skyline ab und ging zurück in ihr Zimmer. Natürlich! Antwortete sie ihm. Er trat ein und betrachtete sie einen Augenblick. Brauchst du noch was? Lee musste lachen, als sie diese Frage hörte. Sie breitete ihre Arme aus und drehte sich überschwänglich um die eigene Achse. Was sollte ich denn hier noch brauchen? Fragte sie zurück. Schön, dass ich dir eine Freude machen konnte. Josh trat an sie heran, als sie aufgehört hatte zu kreiseln. Eine Freude? Mit einem Blumenstrauß hättest du mir eine Freude gemacht. Dank dir fühl ich mich wie Aschenputtel und Goldmarie in Personalunion. Josh stimmte in ihr Lachen leise ein. Ich hab noch ein Geschenk für dich. Sagte er und hielt ihr einen nüchternen, kleinen, schwarzen Koffer entgegen. Sie erkannte sofort, was es war. Eine Pistole. „Oh.", entfuhr ihr. Sie hatte die ganze Nacht noch nicht darüber nachgedacht, dass sie ihre Desert Eagle zurückgelassen hatte und damit unbewaffnet war. In den letzten Monaten war die Waffe ihr ständiger Begleiter geworden und sie hatte keine Zweifel daran, dass sie nun in ihrem neuen Leben auch Eine brauchen würde. „Es ist von Liam. Er bat mich sie dir zu geben. Von mir würdest du nie eine Waffe bekommen. Ich bin Pazifist.",
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