Goettin - Das Erwachen
wirklich ihr Meisterstück. Als der Vampir vor ihr sie verwundert ansah und sich an den Kopf fasste, klinkte sie sich schnell wieder aus. Offenbar schienen alle Vampire etwas mitzubekommen, wenn sie in den Gedanken stöberte. Aber sie hatte schon, was sie wollte. Der Auftraggeber hatte seine Identität gut geschützt. Die Anzahlung war bar mit ihrem Namen und ihrer Anschrift eingegangen. Nur wenn beide Killer mit ihr auf der Passagierliste eines Privatflugzeugs auftauchten, würde der Übergabeort übermittelt werden. Selbst für den Fall, dass sie diese Pappnasen unter Kontrolle bringen konnte und mit ihnen das Flugzeug bestieg, war nicht gesagt, dass an ihrem Ziel wirklich der auf sie wartete, den sie haben wollte. So gut durchdacht und vorsichtig wie er vorging, würde er nur schwer in eine Falle tappen. Wir können mit der Scharade aufhören. Die beiden wissen nichts, was uns weiterbringt. Der Auftrag kam anonym. Ließ sie Liam wissen. Ach, und wir brauchen sie beide lebend!
Sofort trat Liam aus dem Wald und schlenderte pfeifend auf die Terrasse zu. Er blieb zwischen ihr und Teenie-Vamp stehen. „Darf ich fragen, was ihr in meinem Revier macht?", fragte er freundlich und wand sich an den Stefan Salvatore für Arme. Sie konnte nicht sehen, was der Kleine tat, aber Liam quittierte das mit einem lauten, drohendem Knurren. „Nicht deine Party, Wolf!", sagte die körperlose Stimme hinter ihr. Liam drehte sich nicht um und knurrte weiter. „Rieche an ihr. Sie ist Mein!", stellte Liam fest. Sofort schien die Temperatur um mehrere Grad abzufallen.
Ein langes Messer ersetzte die Hand an ihrem Hals. Und Lee war sich nun nicht mehr so sicher, ob sie die Situation wirklich kontrollieren konnte. Cool bleiben! Ganz Cool bleiben! Sagte sie sich. „Verpiss dich!", fauchte Ivan, der Schreckliche hinter ihr. Liam fuhr herum und ging einen Schritt auf sie zu. Nein! Hinter Dir! Keuchte sie wortlos. Liam zögerte für einen Bruchteil einer Sekunde. Das nutze der Vampir hinter ihm zum Angriff. Schneller als sie sehen konnte, wurde Liam auf den Rasen geschleudert und der Vampir landete krachend auf ihm. Sie riss die Arme hoch und schleuderte den Teen mit ihrer Gabe gegen die alte Eiche, die vor der Terrasse stand, um Liam zu helfen. Dabei vergaß sie aber etwas Wichtiges.
Ivan hatte das Messer angehoben und wollte es in ihre Brust stoßen. Offenbar hatte er mitbekommen, dass der unfreiwillige Flug seines Freundes von ihr verursacht wurde. Er bekam es mit der Angst zu tun. Sie hatte nicht reagieren können, weil sie es nicht einmal bemerkt hatte, aber irgendetwas hielt die Klinge kurz vor ihrer Brust auf. Ivan keuchte erschrocken, also war er es nicht gewesen. Er fluchte in seiner Muttersprache und sie nutze die Gelegenheit, ihn erstarren zu lassen. Vorsichtig schlängelte sie sich an dem Messer vorbei, drehte sich um und stellte sich vor ihn. Die Geräusche der kämpfenden Männer hinter ihr verschwanden. In diesem Augenblick gab es nur noch den Vampir und sie. Sie funkelte ihn an, während er sie panisch ansah. Sie ließ kurz ihre Aura aufflackern und sah genüsslich dabei zu, wie er sich zu Tode ängstigte. Sie hatte seine Gedanken gehört, was er mit ihr vorhatte, bevor er sie ausliefern wollte. Lebend, aber ganz und gar nicht unversehrt, hatte er gedacht. Er hatte in seiner Muttersprache gedacht und trotzdem hatte sie es verstanden. Ihre Fähigkeiten hatten offenbar so etwas wie eine Übersetzungs-App, wenn es drauf ankam. Sie konnte nicht mehr klar denken, als sie seinem Körper den Befehl gab. Sie wollte ihm die Schmerzen seines Lebens bereiten! Der Blick des Vampirs flackerte panisch zwischen ihr und seiner Hand mit dem Messer, dass sich unaufhaltsam auf ihn zu bewegte hin und her. Sie ließ ihn sich mit seinem eigenen, silbernen Messer erstechen. Sie grinste wie eine Irre und sagte leise, „Buh!" Tatsächlich weiteten sich die Augen noch ein Stückchen mehr in seiner Panik.
Erst als hinter ihr Liam brüllte, kam sie wieder im Hier und Jetzt an und drehte sich um. Liam lag am Waldrand auf dem Rücken. Sein Gegner kniete auf ihm und hatte sein Schwert an Liams Kehle. Liam drückte dagegen. Panik stieg in ihr auf. Einen Augenblick lang stand sie da. Erstarrt und unfähig einen Gedanken zu fassen. Sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte. Erschieß ihn! Befahl ihr Liam. Schießen? Die Starre löste sich, als ihr Blick auf ihre Desert Eagle fiel. Sie hob sie schnell auf, zielte und drückte ohne nachzudenken
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