Goettin - Das Erwachen
Liam sah ihm an, dass er ihm nicht glaubte. Chris Aufmerksamkeit wurde abgelenkt und Liam folgte seinem Blick zur Strandbar. Er war froh um diese Antwort herumgekommen zu sein, nur über den Grund, der diese Unterhaltung beendet hatte, konnte er sich nicht wirklich freuen. Mister Zeig-Mir-Deine-Titten hatte sein Bier verschüttet und verlangte lautstark nach einem kostenlosen Ersatz. Liam seufzte, zögerte aber.
Chris lachte leise und sah Liam nun deutlich freundlicher an. „Ich denke, das Riesenbaby sollte jetzt heim zu Mutti.", sagte er, bewegte sich aber ebenfalls nicht. „Ich würde ihn liebend gerne in seinen Kinderwagen setzen, aber wenn ich mich einmische, reißt Lee mir den Kopf ab.", gab er kleinlaut zu. Grinsend setzte sich Chris in Bewegung und klopfte ihm im Vorbeigehen auf die Schulter. „Mit sturen Amazonen kann ich ganz gut umgehen. Ich lenke Lee ab und du begleitest den Gentleman zu seinem Bobbycar." schlug er vor. Lachend folgte er Chris. Hinter dem Typen blieb er stehen und beobachtete kurz Chris. Der nahm wortlos Lee das Glas aus der Hand, dreht sie zu ihm und zog sie in eine feste Umarmung. Dabei ignorierte er Lees Protest mit einem Lächeln auf den Lippen. „Lee, du bist einer der großartigsten Menschen, die ich kenne. Du bist klug, witzig und stark." Chris hielt ihren Kopf fest und sah sie sanft an. „Du weißt, dass ich dich wirklich gern habe. Aber manchmal müssen auch die Tollsten unter uns einen Rat von einem Freund annehmen." sagte er, dann liebevoll in ihr Ohr und küsste sie schließlich auf die Stirn. Lee seufzte und zuckte unentschlossen mit den Schultern. Aber sie widersprach nicht. So funktionierte das also. „Was ist jetzt mit meiner Bestellung?", maulte der Kleine vor Liam. „Mehr als einen Tritt in den Arsch bekommst du heute nicht mehr.", dröhnte Liam hinter ihm und packte ihn im Genick. Mit unerbittlichem Griff zog Liam ihn von der Theke weg und schob ihn in Richtung Ausgang. Er zappelte hilflos und wand sich ein wenig. „Ich bin ein zahlender Gast. Dieses Verhalten lasse ich mir nicht gefallen!", empörte er sich gestelzt. „Du zahlst für Getränke und Musik. Das Anpöbeln meines Personals oder ein Blick auf die Titten meiner Frau, sind nicht inklusive." erklärte Liam ihm ruhig, griff aber ein wenig fester als notwendig zu. Er amüsierte sich schon fast über den Besoffenen. „Was kann ich dafür, dass die Schlampe einen Bimboschwanz lutschen muss, um an einen Job zu kommen? Wenn sie was drauf hätte, könnte sie sich anständige Arbeit und einen richtigen Mann suchen." Daher wehte also der Wind. Liam bewunderte den kleinen, gehirnamputierten Nazi irgendwie für seine Unerschrockenheit. Oder war es nur die pure Dummheit? Immerhin beleidigte er einen halben Afroamerikaner, der ihm körperlich weit überlegen war, lautstark in seinem eigenen Club. Er schubste ihn weiter. An der Türe zu seinem Laden gab er ihm einen ordentlichen Stoß und sah lächelnd dabei zu, wie der aufrechte Deutsche ganz und gar nicht aufrecht und ziemlich unbeholfen vorwärts stolperte. „Was kann ich dafür, wenn ihr rechten Idioten nur wisst wie man aus einem angesagten Club fliegt und keine Ahnung habt, wie man eine Frau befriedigt?", rief er ihm hinterher. Da niemand mehr vor dem Royal stand, war Liams Publikum auf Frank beschränkt. Dem schien der Auftritt aber gefallen zu haben, denn es war sogar der Anflug eines Lächelns zu sehen. „Wenn er Theater macht, ruf die Bullen und merk dir sein Gesicht. Ich will ihn hier nie wieder sehen." ordnete er an und machte sich wieder auf den Weg zu Lee.
Wieder stoppte er an der Tür und stellte sich Chris gegenüber. Der hatte nun auch wieder seinen angestammten Platz eingenommen. „Nummer eins hätten wir. Ich fürchte aber, der Rest will auch deinen persönlichen Begleitservice haben." mutmaßte Chris und nickte in die Richtung der Gruppe. Nun nahm Liam die Jungs, eigentlich waren es halbe Kinder, genauer in Augenschein. Es standen noch fünf weitere Halbstarke an Lees Bar und sie hatten die Köpfe zusammengesteckt. Eigentlich sahen sie wie normale Abiturenten aus. Etwas gepflegter als der Rest der Gäste, aber sonst nichts Auffälliges. Aber an den Blicken, die sie Lee zuwarfen, konnte jeder erkennen, was sie von ihr hielten. „Was ist aus den guten alten Zeiten geworden, wo Glatzen noch Glatzen hatten und sie ohne ihre Springerstiefel nicht mal aufs Klo gegangen sind?", seufzte Liam. Damals war es einfacher gewesen zu entscheiden, wer
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