Goldschatz

Schlüsselbein. »Lass mich los!«, kreischte sie. »Ich lasse dich verhaften!«
    Ace hatte alle Hände voll zu tun, ihren einen Fuß festzuhalten, während er gleichzeitig versuchte, den zweiten zu packen, mit dem sie immer noch nach ihm trat. »Ich versuche, dir das Leben zu retten!«, schimpfte er, wobei er sich bemühte, seine Stimme zu dämpfen. »Ist dir denn nicht klar, dass das eine Kugel war, die an deinem Kopf vorbeigeflogen ist?«
    Bei diesen Worten erstarrte Fiona. Dann blickte sie auf das Dickicht um sich herum und dachte: Wer sollte hier durchkommen?
    »Du lügst. Du lügst, sobald du den Mund aufmachst!«, herrschte sie ihn an.
    Als sie jedoch das Knie anwinkelte, um ein weiteres Mal nach ihm zu treten, gab es wieder einen Knall, und diesmal konnte sie die Hitze der Kugel fühlen, die ihren Kopf nur um Haaresbreite verfehlte.
    »Er hat es auf dich abgesehen, nicht auf mich«, sagte Ace.
    Was er da sagte, war offensichtlich die Wahrheit, die furchtbare Wahrheit! Ihr Verstand war plötzlich wie gelähmt. Nichts in ihrem Leben hatte sie auf eine Situation wie diese vorbereitet.
    Aber Ace zögerte nicht. »Weg von hier«, sagte er, richtete sich halb auf und reichte ihr die Hand.
    Fiona ergriff sie und folgte ihm, diesmal ohne zu straucheln. Als er über einen umgestürzten Baumstamm sprang, sprang sie hinterher. Als er über etwas hinweglief, das aussah wie ein Stück verfaulten Zauns, blieb sie dicht hinter ihm. Nur einmal ließ er ihre Hand los: Er langte nach oben, um einen waagerechten Ast zu packen und sich über eine harmlos aussehende Sandfläche hinwegzuschwingen. Fiona wollte lieber nicht fragen, ob es sich um Treibsand handelte.
    »Nicht denken«, sagte er. »Mach es mir einfach nach. Ich fange dich auf.«
    Sie nahm sich trotz allem die Zeit, ihm einen viel sagenden Blick zuzuwerfen, dann nahm sie Anlauf, packte den Ast und schwang sich hinüber. Sie landete einen halben Meter hinter ihm.
    »Na, kann deine pummelige kleine Lisa das auch?«, fragte sie über die Schulter hinweg.
    Ace musste sich ein Lächeln verkneifen. Dann packte er ihre Hand und rannte wieder los.
    Sie waren mindestens 40 Minuten durch die Wildnis gerannt, als er urplötzlich ins Unterholz abtauchte und ein riesiges Blatt beiseite zog. Darunter kam eine Autotür zum Vorschein.
    »Wir sind im Kreis gelaufen!«, keuchte Fiona, halb staunend, halb verärgert. Sie wusste, dass der Wagen nicht allzu weit von der Hütte entfernt stehen konnte, was bedeutete, dass sie sich wieder in der näheren Umgebung ihres Verstecks befanden.
    Während sie noch darüber nachdachte, entfernte Ace blitzschnell die Tarnung vom Wagen, stieg ein und ließ den Motor an. Der Wagen hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, als Fiona die Beifahrertür aufriss und einstieg. »Wolltest du ohne mich losfahren?«, fragte sie, als sie die Tür hinter sich zuschlug.
    »Wirf das nach hinten«, sagte er mit Blick auf ihren Rucksack. »Runter mit dir auf den Boden.«
    Als Fiona sich auf ihrem Sitz nur ein wenig nach vorn beugte, schrie er sie an, dass sie sich auf dem Wagenboden zusammenrollen und festhalten solle. Mit einiger Mühe kauerte sie sich in dem kleinen Fußraum zusammen. Ihre Furcht machte sie gehorsam.
    Fiona hatte sich kaum unten im Wagen zusammengerollt, als Ace in ein Schlagloch fuhr und sie mit dem Kopf gegen die Unterseite des Armaturenbrettes stieß.
    »Autsch!«, rief sie aus, rieb sich die schmerzende Stelle und blickte zu ihm auf. Ace war vollauf damit beschäftigt, das Lenkrad immer wieder herumzureißen, um weiteren Löchern auszuweichen.
    »Verfolgt er uns?!«, schrie sie, um den Lärm des Motors und der Pflanzen, die sie niederwalzten, zu übertönen.
    »Ja«, antwortete Ace und sein Tonfall verriet, dass er seine Konzentration zum Fahren brauchte und jetzt keine Fragen beantworten konnte.
    Drei Mal hörte sie ein Geräusch, das nach einem Schuss klang. Aber möglicherweise handelte es sich auch nur um den Ruf eines seltenen Vogels, wie sie sich einzureden versuchte, während sie ihre Beine fest umschlungen hielt und sich so klein machte wie möglich. Was hatte Ace damit gemeint, dass der Verfolger es auf sie abgesehen hatte? Wenn Reifen auf Kies quietschen könnten, hätte Ace wiederholt schwarze Spuren hinterlassen. Stattdessen schien es, als würde er eine Neunzig-Grad-Kurve nach der anderen beschreiben, bis Fiona schwindliger war als nach einer Karussellfahrt.
    Gerade als sie glaubte, die Höllenfahrt würde nie ein Ende nehmen, trat