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GONE Verloren

GONE Verloren

Titel: GONE Verloren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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angesehen.«
    »Ich sollte Petey wirklich nicht alleine lassen«, sagte Astrid und machte einen Schritt zur Tür.
    »Du weißt, was auf der DVD zu sehen ist, nicht wahr?« Das war keine Frage. »Du hast es damals schon geahnt, als wir im Kraftwerk waren und uns die Landkarte angeschaut hatten. Du hast deinen Arm um Pete gelegt und mir dabei einen merkwürdigen Blick zugeworfen, den ich damals noch nicht deuten konnte.«
    »Ich kannte dich noch nicht«, sagte Astrid. »Ich wusste nicht, ob ich dir vertrauen kann.«
    Sam schob die DVD in das Abspielgerät und schaltete den Fernseher ein. »Die Tonqualität ist ziemlich schlecht.«
    Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl, während Astrid auf der Couch Platz nahm.
    Auf dem Bildschirm erschien die Steuerzentrale des Kraftwerks, von oben aufgenommen und im Weitwinkel.
    Die Kamera fing den ganzen Raum ein. Es waren fünf Erwachsene zu sehen, zwei Frauen und drei Männer. Einer davon war Astrids Vater. Sein Bild schnürte ihr den Hals ab. Ihr Vater lachte mit der Frau an der nächsten Datenstation und beugte sich dann über den Tisch, um irgendwelche Formulare auszufüllen.
    In einem Stuhl an der Wand saß der kleine Pete. Sein Gesicht wurde vom Licht des Gameboys angestrahlt.
    Zu hören waren nur verzerrte, unverständliche Gesprächsfetzen.
    »Jetzt kommt’s«, sagte Sam.
    Plötzlich ertönte das Heulen einer Alarmanlage.
    In der Steuerzentrale sprangen alle von ihren Plätzen. Sie liefen zu den Monitoren. Astrids Vater warf einen besorgten Blick auf seinen Sohn, wandte sich aber gleich wieder einem Bildschirm zu.
    Andere Leute kamen in den Raum gerannt und eilten zu den unbesetzten Bildschirmen. Befehle wurden gerufen. Die Panik war nahezu greifbar.
    Ein zweiter Alarm ging los. Er war noch schriller als der erste.
    Ein Stroboskop fing an, sich blinkend zu drehen.
    Furcht spiegelte sich auf jedem Gesicht wider.
    Der kleine Pete wippte wie in Trance mit dem Oberkörper vor und zurück. Dabei hielt er sich mit beiden Händen die Ohren zu. Sein Gesicht wirkte schmerzverzerrt.
    Die Erwachsenen boten eine grauenhafte Pantomime kontrollierter Verzweiflung. Finger flogen über Tastaturen, Schalter wurden umgelegt. Ihr Vater hatte sich ein dickes Handbuch geschnappt und blätterte hektisch die Seiten um, während die anderen etwas riefen, die Sirenen heulten und der kleine Pete schrie.
    »Ich will das nicht sehen«, sagte Astrid kreidebleich. Sie konnte aber auch nicht wegschauen.
    Pete sprang auf die Beine.
    Er lief zu seinem Vater, der ihn in seiner Panik wegstieß. Astrids Bruder prallte gegen einen langen Tisch, auf dem ein Bildschirm stand. Er starrte auf das knallrote Warnsignal, das darauf zu sehen war. Es blinkte und blinkte.
    Die Zahl Dreizehn.
    »Code dreizehn«, sagte Astrid leise. »Mein Vater hat einmal davon gesprochen. Es ist der Code für eine Kernschmelze. Das nächste Stadium ist … der Supergau.«
    Nun nahm Pete die Hände von den Ohren.
    Die Alarmanlage heulte ohne Unterlass.
    Dann kam ein greller Blitz und auf dem Band war mehrere Sekunden lang nichts zu erkennen. Sie hörten nur ein statisches Rauschen.
    Als sich das Bild wieder stabilisiert hatte, war der Alarm verstummt.
    Und der kleine Pete war allein.
    »Astrid, auf der Aufnahme steht eine genaue Zeitangabe: neunter November, zwölf Uhr sechzehn. Das ist der exakte Zeitpunkt, an dem alle über fünfzehn verschwunden sind.«
    Pete hatte aufgehört zu weinen.
    Er sah sich nicht einmal um. Er hob den Gameboy auf, ging zu seinem Stuhl zurück und begann zu spielen.
    »Dein Bruder hat die FAYZ ausgelöst«, sagte Sam tonlos.
    Astrid bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Obwohl sie dagegen ankämpfte, wurde sie von Tränen übermannt. Es dauerte einige Minuten, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte und wieder sprechen konnte. Sam wartete geduldig ab.
    »Er hat nicht gewusst, was er tat«, sagte Astrid mit leiser und brüchiger Stimme. »Er weiß nie, was er tut. Nicht wie wir. Jedenfalls nicht nach dem Schema: Ich tue etwas und bin mir bewusst, was dann passiert.«
    »Das ist mir klar.«
    »Du kannst ihm keine Schuld geben.« Astrid hob den Kopf und sah ihn trotzig an.
    »Ihm die Schuld geben?« Sam setzte sich neben sie auf die Couch. So nahe, dass ihre Beine sich berührten. »Astrid, ich kann’s kaum glauben, aber du hast etwas ganz Wichtiges übersehen.«
    Sie wandte ihm ihr verweintes Gesicht zu und blickte ihn fragend an.
    »Astrid, die Leute waren mit einer Kernschmelze konfrontiert. Es schien nicht

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