GOR-Zyklus 15 - Der Schurke von Gor
heruntergekommenen Mann gerettet worden, Callimachus, der vielleicht aus Port Cos stammte, weiter unten am Fluß. Wäre er nicht eingeschritten, hätte mich der Pirat Kliomenes bestimmt umgebracht.
»Wir müssen uns feste Regeln für unsere gemeinsame Unterkunft geben«, sagte sie.
»Selbstverständlich.«
»Ich werde als erste baden.«
»Wir haben eine kleine Kupferwanne«, bemerkte ich.
»Und jeder wird seinen Anteil besorgen beim Kochen, Saubermachen und der sonstigen Hausarbeit.«
»Ich soll am Tage arbeiten«, widersprach ich, »und dann noch die halbe Hausarbeit machen?«
»Du kannst nicht erwarten, daß ich die Schmutzarbeit für dich tue«, sagte sie. »Ich bin eine freie Frau. Ich kümmere mich um meine Sachen, du um die deinen.«
»Ich verstehe.«
»Das Zimmer liegt doch nicht etwa in diesem schrecklichen Haus!« Ziemlich entsetzt blickte sie in den Schein einer Pendellaterne, die über der Schwelle einer Schänke hing.
»Doch.«
»Da müssen wir uns noch verbessern!«
Ich musterte sie von oben bis unten und spielte mit dem Gedanken, ihr das Tuch vom Leibe zu reißen. Dann aber brachte ich mir zu Bewußtsein, daß sie eine freie Frau war und vom Planeten Erde stammte, meiner Heimatwelt. Sie war keine Goreanerin, sondern etwas Höheres, Feineres – eine Erdenfrau.
»Du hast nicht mal einen vollen Silber-Tarsk für mich bezahlt!« sagte sie zornig. »Andere Mädchen haben zwei bis drei Silber-Tarsk gebracht.«
»Das waren auch sehr schöne Frauen, zum Teil aus hoher Kaste, die zu Vergnügungssklavinnen ausgebildet worden waren.«
»Und du würdest mich am liebsten auch wieder versklaven!«
»Das ginge ohne weiteres!« sagte ich zornig.
»Du würdest es nicht wagen!«
»Bring mich nicht in Versuchung!« schäumte ich.
»Du bist zu schwach, um mich als Sklavin zu behandeln, als Frau!« sagte sie herausfordernd.
Ich packte sie an den Oberarmen und schüttelte sie. »Oh!« japste sie. »Bitte, Herr, geh sanft mit mir um!« Erschrocken blickte sie zu mir auf.
»Das Wort ›Herr‹ ging dir aber sehr leicht über die Lippen«, stellte ich fest.
Sie raffte das Gewebe um sich und senkte den Blick.
»Verzeih mir!« rief ich. »Es tut mir leid, ich habe mich wie ein Idiot benommen.«
»Ich bin eine Frau von der Erde«, sagte sie leise, »kein goreanisches Mädchen.«
»Das weiß ich sehr wohl. Es tut mir ehrlich leid.«
»Ich weiß, du wirst mich nicht deiner Kraft unterwerfen.«
»Entschuldige, aber ich war wütend geworden.«
»Du bist ein Mann von der Erde«, sagte sie, »anständig und rücksichtsvoll, zärtlich und zuvorkommend, von dem Wunsch beseelt, einer Frau Freude zu bereiten. Du solltest dir immer vor Augen halten, daß Frauen von Männern wie dir nichts zu befürchten haben.«
»Verzeih.«
»Und künftig faßt du mich nicht mehr an!«
Wie sehr hatte ich Miß Henderson gekränkt!
»Ich werde dafür sorgen, daß ich deines Respekts würdig bin – und meiner eigenen Selbstachtung als freie Frau.«
»Bist du nicht dankbar, daß ich dich aus der Sklaverei befreit habe?«
»Sehr sogar«, erwiderte sie. »Du kannst dir ja nicht vorstellen, wir herrlich es ist, frei zu sein. Genau das wünscht sich jede Frau.«
»Du hast deine Dankbarkeit aber noch nicht sonderlich deutlich zum Ausdruck gebracht.«
»Und wie hast du dir als Mann das vorgestellt?« fragte sie schneidend.
Errötend senkte ich den Blick.
»Hast du mich gekauft, damit ich dir als schwache, dumme Frau in Dankbarkeit meine Gunst erweise?«
Ich hob den Blick nicht.
»Eine Gunst, die auf andere Weise zu erringen du zu schwach warst.«
»Es tut mir leid.«
»Aber denke nur nicht, daß ich nicht dankbar bin«, fuhr sie fort, »ich werde dich lehren, ein echter Mann zu sein, rücksichtsvoll und umgänglich, so ungefähr.«
»Ich verstehe«, sagte ich und berührte ihre Wange mit meinen Lippen.
»Genug!« rief sie. Wieder hatten sich meine Hände um ihre Oberarme gelegt. »Du bist kräftig, Jason«, sagte sie. Ohne es zu merken, hatte ich sie von den Füßen gehoben.
»Daß du mich nie wieder mit solcher Lust anschaust!« forderte sie. »Ich bin eine Frau der Erde!«
Ich zuckte ärgerlich die Schultern.
»Es wird nicht leicht sein, dich zu einem echten Mann zu machen.«
»Ich möchte dich noch einmal küssen«, sagte ich.
»Nach dem, was da eben passiert ist, werde ich dir so schnell nicht wieder gestatten, mich zu küssen – wenn überhaupt.«
»Bitte, Beverly!«
»Es war ein anstrengender Tag, ich habe
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