Grace & Josephine - Eingeschneit (German Edition)
mal Feierabend?“
„Aber nein“, er schüttelte den Kopf. „Ich bin verheiratet mit diesem Hotel. Seit meine Frau gestorben ist, ist es alles, was ich noch habe.“
„Ist es etwa Ihr Hotel?“, fragte Grace überrascht.
Gregory nickte. Sie war mehr als verblüfft. Sie hatte ihn für den Rezeptionisten gehalten, mehr nicht. Und nun erfuhr sie, dass dieses wunderbare alte Hotel mit dem gewissen Charme ihm gehörte.
„Sie können wirklich stolz auf Ihr Hotel und auf Ihren Service sein“, lobte sie. „Ich werde gerne wiederkommen.“
„Das freut mich sehr. Ich sage Ihnen jetzt Gute Nacht.“ Er machte auf dem Absatz kehrt und schlich den Gang hinunter.
Noch immer verblüfft, schloss Grace die Tür gut zu und lachte bei dem Gedanken daran, dass sie vor wenigen Augenblicken noch gedacht hatte, ein Axtmörder könne sie aufsuchen. Sie stellte ihren Koffer neben dem Bett ab und öffnete ihn. Zum Vorschein kam Jos Geschenk, und sie konnte einfach nicht anders, als sie nun doch zu wecken, obwohl es bereits 12:14 Uhr in der Nacht war.
Sanft rüttelte sie ihre Freundin. „Jo? Jo? Wach auf!“
Langsam wurde sie wach und öffnete ihre Augen. „Was gibt`s?“, fragte sie verschlafen.
„So einiges. Es war eben ein Axtmörder an der Tür, Gregory ist der Besitzer dieses Hotels und ich habe meinen Koffer wieder.“
Sofort war Jo hellwach und setzte sich auf. „Was? Ein Axtmörder war an der Tür?“
Grace lachte und schüttelte den Kopf. „Nein, es war nur Gregory. Aber einen Moment lang dachte ich es.“
„Nun jag mir doch nicht solch einen Schrecken ein!“, schimpfte Jo.
„Ja, tut mir leid, aber wie hätte ich dich denn sonst wach bekommen sollen?“
Jo wurde erst in diesem Augenblick bewusst, was Grace noch nach der Sache mit dem Axtmörder gesagt hatte. „Du hast deinen Koffer wieder?“, fragte sie gespannt. Grace nickte. „Oh ja. Und weißt du, was da drin ist?“
Aufgeregt wie ein kleines Kind hüpfte Jo auf dem Bett herum. „Nun sag es mir endlich! Oder besser zeig es mir! Ich musste wirklich lange genug warten.“
„Da hast du recht, du Arme. Hier. Schließe deine Augen und öffne deine Hände.“
Jo tat wie ihr befohlen und hatte sogleich etwas auf den Händen liegen.
„Darf ich meine Augen wieder öffnen?“
Grace gab ihr das Okay und Jo betrachtete sich, was ihre beste Freundin ihr geschenkt hatte.
Es war eine schlichte Schachtel, die aber sehr alt aussah. Als sie sie ehrfürchtig öffnete, kam ein Buch zum Vorschein. Ein wundervoll verziertes Buch in einer Art, wie sie es noch nie gesehen hatte. Es waren Schmetterlinge – ihre Lieblingstiere – auf den Einband gestickt und viele kleine Herzen zierten das gesamte Buch, sogar die Seiten. Es war liebevoll von Hand gefertigt worden und sicher sehr wertvoll. Als sie es aber durchblätterte, erkannte sie, dass es leer war.
Fragend sah sie Grace an.
„Es hat leere Seiten, weil du sie füllen sollst. Mit deinen Gedichten – Gedichte über Freundschaft, über Liebe und all die schönen Dinge im Leben. Du wirst dieses Buch mit Leben füllen, Jo. Du schreibst so wundervoll und einzigartig.“
Jo hatte Tränen in den Augen und fiel Grace um den Hals. Lange umarmten sie sich. „Wie hat das Schicksal uns nur zueinander geführt?“, fragte sie, ihr liefen nun die Tränen in Bächen übers Gesicht, und auch Grace weinte vor Glückseligkeit.
„Ich weiß es auch nicht, Jo. Aber ich weiß, dass es einfach Bestimmung war, dass wir uns kennenlernen. Keine von uns beiden muss je mehr allein sein.“
„Ich hab dich so lieb!“, sagte Jo aus tiefstem Herzen.
„Ich hab dich auch lieb, meine Süße. Und jetzt hör auf zu weinen.“ Sie wischte ihr mit dem Handrücken die Tränen weg.
„Jetzt sehen wir nicht nur aus wie Babys, wir weinen auch wie welche.“
Grace lachte. „Da hast du recht. Und deshalb sollten wir jetzt ganz schnell aufhören. Bist du sehr müde? Willst du
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