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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Eures L e gats klammert, statt im höheren Sinne Eurer polit i schen Mission zu agieren!« Vitus nahm mit dem Mut dessen, der nichts mehr zu verlieren hat, die Mißbilligung, den aufste i genden Zorn des Legaten in Kauf. »Ihr dürft Euch nicht zum Briefträger machen lassen, bei der glanzvollen Omn i potenz, die die Kirche ihren Gesandten verleiht! Die Situ a tion hier verpflichtet zum Handeln, zum Erfassen, Beurte i le n u nd Angreifen.« Der hochg e wachsene Mönch reckte seine gefesselten Hände kreuzförmig in die Höhe. »Im Namen Christi und unserer he i ligen Kirche!«
    »Glanzvoll?« Ascelin warf ihm einen mitleidigen Blick zu, bevor er den Rudermeister heranwinkte. »Anketten!« befahl er mit leiser Stimme. »Keine Prügel – aber einen Knebel ins Maul«, stöhnte er, »bevor ich mir seine Bele h rungen zu Herzen nehme und ihn mir – und der Ki r che – vom Halse schaffe!«
    Aibeg und Serkis, die beiden Nestorianer, die ihm Bai t schu als Botschafter aufgezwungen hatte, drängelten sich vor.
    »Was vertun wir hier unsere Zeit?« nörgelte der hagere Serkis, während der dickliche Aibeg sehnsüchtig über den Bosporus auf das zum Greifen nahe Byzanz starrte. »An dieser unwirtlichen Küste lohnt es sich ja nicht ei n mal, sich an Land tragen zu lassen!«
    Der Legat biß die Zähne zusammen. Die Priester wide r ten ihn an. Er hätte sie liebend gern hier – oder seinetw e gen auch drüben in dem Sündenbabel – abgesetzt, doch dann stünde er mit völlig leeren Händen da, wenn er nach dieser mißglückten Mission vor den Heiligen Vater treten mußte.
    »Ich mag nicht meinen Kopf verlieren«, insistierte Se r kis, »den mir Baitschu abschlagen wird, wenn wir nicht pünktlich mit dem Herrn Papst wieder vor ihm ersche i nen –«
    »Dieser Märtyrertod ist Euch gewiß«, beschied ihn S i mon, »und Euer grauslicher Tatarengeneral mag an se i ner Galle ersticken: Nie wird sich das Oberhaupt der Christe n heit vor ihm verbeugen!«
    »Solche Worte habt Ihr Euch vor seinem Thron nicht g e traut!« giftete Serkis zurück. »Baitschu verließ sich in se i ner Großmut darauf, daß seinen Wünschen willfahren wird – das rettete Euer Leben!«
    »Er wollte Euch eigentlich ausstopfen!« setzte Aibeg versonnen hinzu.
    »Da seht Ihr, Fra ’ Ascelin«, bemerkte Simon trocken, »wie recht ich hatte! Es ist jammerschade, daß wir diesen Baitschu nicht als musterhaftes Beispiel eines Tatarensch ä dels in Essig eingelegt dem Abendland vorführen können: häßlich geformt, schwülstige Lippen, hervorquellende A u gen, platte Nüstern, niedrige Stirn, Ziege n bart!«
    »Vergeßt nicht, daß wir seine Gesandten sind! Er wird Euch strafen an Euren Kindern und Kindeskindern!« fauc h te Serkis. »So vergilt also ein Christ genossene Gastfreun d schaft!«
    »Gastfreundschaft?« höhnte Simon »Dieser Fraß, diese stinkenden Abfälle, die wir verzehren mußten, aus vor Schmutz Starrendem Geschirr, in Gesellschaft rülpse n der, schmatzender, kotzender Trunkenbolde!«
    »Baitschu hätte Euch doch kochen und häuten sollen!« entgegnete Aibeg in seiner ruhigen Art, die Simon noch mehr reizte.
    »Menschenfresser!« schrillte Simon. »Hab ’ ich ’ s nicht gesagt, Fra ’ Ascelin? Die Tataren schlachten Christenme n schen, braten und verspeisen sie ohne Reue, sie schlürfen unser Blut mit Lust und Gier!«
    »Laß gut sein, Simon«, beendete der Legat den mehr und mehr haßerfüllten Disput. »Wir sollten uns nicht g e mein machen mit Barbaren.« Er lächelte gequält. »Wir e r weisen den Herrn Gesandten die Gunst, abendländische civitas zu erfahren, den Priestern Nestors, wahre christian i tas kennenzulernen. Heute abend, bei Anbruch der Du n kelheit, ankern wir in Konstantinopel!«

XII
CONJUNCTIO FATALIS

Generalprobe
    Konstantinopel, Kallistos-Palast, Sommer 1247 (Chr o nik)
    Als es Abend wurde, erschien Yarzinth bei uns im Ke l ler.
    »William und die Kinder sollen sich oben zeigen«, eröffnete er Lorenz, »und Ihr auch!«
    Wir hatten gerade die Feder gewechselt, und Benedikt diktierte ihm über die grausame Heeresdisziplin der mo n golischen Armee:
    »›Wenn auch nur eine Zehnerreihe aus dem Hunderte r verband flieht, werden alle mit dem Tode bestraft. Umg e kehrt, wenn einer sich kühn in den Kampf stürzt und seine Zehnerreihe folgt ihm nicht nach oder einer wird gefangen, ohne daß seine Kameraden ihn befreien, so müssen sie es allesamt mit dem Leben büßen.‹«
    »So sollte man mit Minoriten auch verfahren!«

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