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Gran Reserva

Gran Reserva

Titel: Gran Reserva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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konnte selbst er nicht erkennen, welcher ein 64er ist. Steht ja nicht drauf, und den Computer knacken konnte er nicht. Aber Pepe Salinas hatte ihm erzählt, dass der König bei seinem Besuch eine der beiden letzten Flaschen erhalten würde. Er hatte Pickering klarzumachen versucht, wie unmöglich es war, ihm eine Flasche abzukaufen. Doch der nutzte die Gelegenheit. Ihm steht das Wasser finanziell nämlich tatsächlich bis zum Hals. Seine Spielleidenschaft hat ihn tief in die Miesen getrieben: sein Haus ist so gut wie weg, sein Unternehmen, seine Frau wohl auch, ihm droht sogar Gefängnis. Dieser Auftrag sollte ihn retten, er war seine letzte Chance. Und dann will gerade Faustino ihm keine Flasche verkaufen. Da ist er ausgerastet.«
    »Klingt fast, als hättest du Mitleid mit ihm.«
    »Weißt du, kein Mensch sollte in solch eine Lage kommen. Selbst ein Drecksack wie er nicht.«
    »Du bist ein unverbesserlicher Romantiker!« Juan nahm ihn kumpelhaft in den Schwitzkasten. Mit einem lauten Maunzen strich Yquem um Juans Bein. »Schau an, wer da ist. Dich krieg ich ja kaum noch zu Gesicht.« Er drückte Max etwas fester. »Los, sag es. Du willst mich doch schon die ganze Zeit fragen!«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ja, sonst würde ich es nicht sagen.«
    »Kann ich Yquem haben?«
    Juan ließ los. »Er ist doch längst bei dir. Seine Entscheidung. Und ich werde nicht mit einem Kater diskutieren. Da verliert man immer. Schließlich hat er Krallen und ich nicht.« Er beugte sich zu Yquem und streichelte ihm über den Kopf.
    »Dafür hast du ja immer eine Anna-Maria.«
    »Das stimmt. Ich gehe nie ohne eine aus dem Haus.« Juan lachte vergnügt.
    »Wieso eigentlich?«
    »Wegen meiner großen Liebe, Max. Das ist ewig her, es war zu Schulzeiten. Ich suche sie seitdem in jeder Frau und finde sie nie. Aber der Weg ist das Ziel.«
    »Hast du noch Kontakt zu ihr? Zur echten Anna-Maria?«
    »Gott bewahre, das würde ja alles kaputt machen! Los, geh zu deiner Cristina. Sie wartet doch auf dich.«
    »Meinst du?«
    »Ach Max, ihr Deutschen habt keinen Schimmer von Frauen. Sonst wärst du jetzt schon längst bei ihr und würdest sie nicht so allein da hinten sitzen lassen. Sie will doch, dass du kommst. Und jetzt frag bloß nicht: Sicher? Sonst trete ich dir in den Hintern. Rede mit ihr! Sofort.«
    »Aber sie ist doch wieder mit Carlos zusammen.«
    »Sieht es für dich danach aus? Hast du Carlos und Esther zusammen gesehen?«
    Cristina saß mit dem Rücken zu Max auf einer Bank, die Juan aus alten Barrique-Fässern gezimmert hatte, und blickte auf die sanft ansteigenden Weinberge.
    Als er sich näherte, drehte sie sich zu ihm um. »Setzt du dich ein bisschen zu mir?«
    Max nahm neben ihr Platz, stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel und legte den Kopf in die Hände.
    »Welche Antwort willst du zuerst hören?«, fragte sie. »Du bekommst alle von mir.«
    »Warum hast du mich angelogen, damals, als wir die Leiche fanden? Dass du noch in der Probezeit wärst?«
    Cristina senkte die Augen. »Damit du Mitleid hast und mir hilfst, die Leiche zu entsorgen. Ich war so verzweifelt, Max. Es hätte mich wirklich meine Stelle kosten können, Probezeit hin oder her.«
    »Und was hat es mit deinem Anhänger auf sich, dem Osborne-Stier? Pepe Salinas besaß genau den Gleichen.«
    »Hast du etwa geglaubt…?«
    »Nein, keine Sekunde.«
    Zumindest nicht in seinem Herzen. Sein Kopf hatte argumentiert, doch sein Herz hatte sich geweigert, der Logik zu folgen.
    »Mein Großvater hat dir doch gesagt, dass ich viele Enttäuschungen erleben musste, oder? Er hat mir von eurem Gespräch erzählt.«
    »Ja, das hat er.«
    »Pepe war eine davon. Er hat mir den Schlüsselanhänger damals geschenkt.«
    »Er ist dein Exfreund? Aber warum hast du den Anhänger dann behalten?«
    »Um mich daran zu erinnern, nie, nie wieder etwas mit einem Mann anzufangen, den ich nicht wirklich liebe.«
    Max schwieg.
    »Wenn du noch mehr Fragen hast, dann stell sie jetzt. Lass uns reinen Tisch machen, Max.«
    »Warum hast du mir nicht erzählt, dass du Alejandro Escovedo kanntest. Und dass dein Großvater…vergiss die Frage. Sie ist dumm.«
    »Ja, das ist sie.« Sie küsste ihn. »Ich verzeihe dir. Alles.«
    » Du verzeihst mir ?«
    »Soll ich nicht?«
    »Müsste ich nicht dir verzeihen?«
    »Nein, das ist schon richtig so. Vertrau mir. Löwinnen machen nie etwas falsch. Das ist ganz einfach zu merken: Ich habe immer recht.« Sie lächelte ihn frech an.
    »Löwinnen?«, fragte

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