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Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Titel: Grappa 11 - Grappa und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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muss raus hier«, sagte er leise und bestimmt.
    »Glaubst du wirklich, dass du schon so weit bist?«
    Ich musterte ihn, bemerkte in seinen Augen einen fiebrigen Glanz, aber auch entschlossene Härte. »Was sagt Lika dazu?«
    »Das interessiert mich nicht. Lika wird bald tot sein.«
    »Was soll das heißen?«, fragte ich.
    »Er hat Marja umgebracht – und sie vorher vergewaltigt«, erklärte Nazmi.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es eben.«
    »Nazmi! Warum hast du kein Vertrauen zu mir?«
    »Ich habe einen Brief bekommen. Mit einem Foto und Dokumenten«, berichtete er zögernd.
    »War es ein brauner Umschlag, dessen Absender die Stadtverwaltung zu sein scheint?«
    »Ja. Du hast die Sachen auch bekommen?«
    Ich nickte. »Sie lagen in meinem Briefkasten. Als ich das Foto sah, dachte ich, ich blicke in mein eigenes Gesicht. Ich wusste sofort, wer die Frau auf dem Bild war. Und neben ihr Lika – dein Freund aus Jugendtagen. Und dann die Aussage der Augenzeugin. Es war grauenhaft.«
    »Ich habe ihm vertraut«, sagte Nazmi leise. »Er war meine einzige Verbindung zur Heimat. Ich habe ihm meine Frau ausgeliefert. Wie dumm ich war!«
    »Du hast keine Schuld.«
    »Ich muss ihn töten.«
    Ich überlegte, wie ich ihn von seinem Plan abbringen konnte. »Du weißt, dass du dann im Gefängnis landest?«
    »Das ist mir egal. Wenn ich ihn töte, werden diese schrecklichen Träume aufhören.«
    »Das glaube ich nicht! Es werden andere Träume dazukommen, die vielleicht genauso schrecklich sind.«
    Wir waren bei einer Bank angelangt und setzten uns. Ich schaute ins satte Grün der Sträucher, sah die voll erblühten Rosen, den Tanz kleiner Mücken im Halbschatten und einen Nachtfalter, der zu früh sein Versteck verlassen hatte.
    »Lass ihn am Leben«, sagte ich, »die Beweise reichen aus, um ihn lebenslang ins Gefängnis zu bekommen. Deutschland wird ihn an das UN-Tribunal in Den Haag ausliefern.«
    »Weißt du, wie lange solche Verfahren dauern und wie hoch die Strafen sind?«, rief Nazmi aus. »Vor drei Jahren ist der Schlächter Tadic zu zwanzig Jahren verurteilt worden. Obwohl er viele Menschen getötet hat, konnte man ihm die Morde nicht nachweisen – weil er alle Zeugen beseitigt hat. Er hat Frauen vergewaltigt und umgebracht, alte Leute gefoltert und erschlagen. Seine Anwälte rechnen damit, dass er nach zehn Jahren wieder frei sein wird.«
    Ich schwieg. Dem hatte ich nichts entgegenzusetzen.
    »Ich danke dir trotzdem«, sagte Nazmi. »Ich weiß, dass du es gut meinst. Aber diesen Weg muss ich allein gehen.«

Im Büchsenlicht
    Dr. Arnim Lika war spurlos verschwunden. Er hatte seine Praxis wegen ›Urlaub‹ geschlossen, niemand wusste, wo er sich aufhielt.
    Ich versuchte Big Mäc zu erreichen. Seine Mailbox sagte mir, dass er außer Landes sei zu Modeaufnahmen der Deutschen Post AG in Mailand. Wahrscheinlich hat er wieder ein neues Huhn am Start, dachte ich.
    Also rief ich TOP an, er kannte den Arzt besser als ich und hatte vielleicht eine Idee: »Wo ist Lika?«
    »Keine Ahnung. Ich habe ihn seit Wochen nicht gesehen. Du weißt doch, dass ich die Verbindung zu ihm abgebrochen habe.«
    »Ich muss ihn dringend sprechen.«
    »Warum?«
    »Kann ich nicht sagen.«
    »Du führst doch was im Schilde, Grappa!«
    Ich atmete durch. »Ich bin an einer Geschichte dran, die mit Lika zu tun hat«, berichtete ich wahrheitsgemäß. »Deshalb muss ich ein Statement von ihm haben.«
    »Was für eine Geschichte?«
    »Du kannst die Story diese Woche im Bierstädter Tageblatt lesen.«
    TOP gab es auf. Exklusivgeschichten waren ihm heilig.
    »Dann viel Erfolg, Grappa«, meinte er, »und mach keine Fehler. Lika ist nicht zu unterschätzen.«
    »Ich kriege ihn jetzt. Ich habe lange auf dem Hochsitz gewartet – jetzt habe ich ihn im Büchsenlicht und brauche nur noch abzudrücken.«
    »Das klingt nicht gut, Grappa«, seufzte TOP. »Melde dich, wenn du Hilfe brauchst.«
    In der darauf folgenden Stunde legten mein Chef Peter Jansen und ich die Strategie fest. Außerdem galt es, einige Dinge zu recherchieren, um auf der sicheren Seite zu sein.
    Wir überprüften die Echtheit der Dokumente. Die Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen bestätigte, dass die Artikel von ihr veröffentlicht worden waren. Ich faxte der Organisation das Foto und prompt kam die Antwort: Das Bild, das Lika und Marja Radic zeigte, war von serbischen Tschetniks gemacht worden. Der Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation bestätigte außerdem, dass der Arzt im

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