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Gretchen: Ein Frankfurter Kriminalfall (German Edition)

Gretchen: Ein Frankfurter Kriminalfall (German Edition)

Titel: Gretchen: Ein Frankfurter Kriminalfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Berger
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auf in den Kampf!, denkt die Bauerin, seufzt und legt lautstark los. «Frau Hechtelin! Ich seh, Ihr wisst es schon! Gestern Nacht ist ein Kind bei mir im Stall gefunden worden. Ich war’s aber nicht, die die Soldaten geholt hat. Ich hab ja noch gewartet auf Nachr− Du lieber Himmel, jetzt weint doch nicht!»
    «Das hab ich ja noch gar nicht gewusst gehabt, mit dem Kind», heult die Hechtelin. (Sie hatte gehofft, dass es der Susann im Fliehen noch gelungen war, es von dort wegzuschaffen.) «Du liebe Zeit, du liebe Zeit. War denn das Kind wirklich ganz tot?»
    «Ei sicher war das tot. Ich hab’s zwar nicht gesehen. Aber man hätte’s doch sonst einmal schreien hören müssen, gelle, im Stall.− So, Ihr wusstet das noch gar nicht. Habt Ihr denn von der Susann noch was gehört gestern Abend?»
    «Nein. Sie war nirgends. Und dann ist die Ursel sie anzeigen gegangen.» Neues Schluchzen.
    Die Königin war das also! Der Bauerin zieht es den Magen zusammen, die eigne Schwester, du meine Güte. Aber – ei, sieh an, dann ist sie ja jetzt aus dem Schneider vor den Behörden! Genauso hatte sie das auf dem Verhöramt doch gebogen, gelle, von wegen sie hätt den Schwestern gesagt: Dies müsse nunmehr angezeigt werden. Und dann hatte es die Königin, quasi ihrem Befehl folgend, auch getan. Das bestätigte ihre Version aufs Beste.
    Allerdings bekam sie jetzt Schwierigkeiten mit der Hechtelin, die offenbar eine ganz ähnliche Deutung vorgenommen hatte.
    «Das laste ich Euch an, Frau Bauerin! Dass die Ursel sie anzeigen gegangen ist! Ihr habt Euch gestern Abend in der Stube so vermessen, Ihr wolltet sie anzeigen, dass es die Ursel mit der Angst gekriegt hat und gedacht hat, wenn Ihr es sowieso tut, da tut sie’s lieber gleich selber.»
    «Frau Hechtelin! Ich bitt Euch! Erstens hab ich sie nicht angezeigt, zweitens hätt ich’s aber heut früh nun ganz gewiss tun müssen, nachdem sie immer noch nicht aufgekreuzt ist. Was denkt Ihr denn, was ich mir leisten kann als Gastwirtin. Und was untersteht Ihr Euch, mir hier einen Vorwurf zu machen, jetzt, wo auch noch das Kind gefunden ist und die Schuld also erwiesen ist von der Susann!»
    «Ja, wer hat sie denn dazu getrieben? Ich weiß noch, wie Ihr sie gleich schon hinauswerfen wolltet nach der Ostermess, als Ihr den allerersten Verdacht nur hattet, sie wär schwanger. Da ist es doch kein Wunder, dass sie die Schwangerschaft lieber für sich behält. Und da erwächst dann eben so ein Unglück –»
    «Frau Hechtelin, ich muss doch sehr bitten! Jetzt platzt mir aber gleich der Kragen! Da könnt ja viel eher ich kommen und sagen, Ihr wärt schuld an dem toten Kind, weil Ihr und der Hechtel sie nicht habt nehmen wollen, gelle!»
    «Frau Bauerin!» Die Hechtelin fasst sich ans Herz. «Da kann doch ich nichts dafür, was kann ich denn ausrichten gegen meinen Mann −»
    Genau da geht krachend die Tür auf, der Schreinermeister erscheint mit rotem Gesicht. «Ja hört das hier mal bald auf mit dem Gebrüll! Herrschaftszeiten! Ich hab Kundschaft!»
    Rumms. Die Tür ist wieder zu und der Hechtel draußen.
    Die Bauerin besinnt sich, dass sie ja eigentlich mit einem Anliegen gekommen ist. Sie muss zusehen, wie sie das Gespräch wieder auf den richtigen Pfad bugsiert. Dicht rückt sie ihren Schemel an die Hechtelin heran und beugt sich zu deren linkem Ohr.
    «Nun beruhigt Euch erst einmal, Frau Hechtelin. Ihr seid ja ganz verwirrt in Eurer Not, gelle. Das kann man ja auch gut verstehen. Mir tut es doch auch leid um die Susann.»
    (Gott, was ist die Hechtelin verstockt! Die heult nämlich jetzt schon wieder los und macht Anstalten, mit ihrem Schemel von der Bauerin wegzurutschen.)
    «Meine liebe Frau Hechtelin! Es hat doch niemand von uns geahnt, dass es so kommen würde. Wir wollen uns doch jetzt nicht gegenseitig Vorwürfe machen. Es ist doch so schon schlimm genug.» Das wirkt. Die Hechtelin legt ihrer Freundin schluchzend die Hand auf den Arm und hält sich an ihr fest. Die Bauerin legt ihre eigene Hand gleich beruhigend obendrauf.
    «Nun müssen wir nach vorne sehen. Das Wichtigste ist, dass die Untersuchung jetzt glimpflich ausgeht.»
    Die Hechtelin nickt und schnäuzt sich mit der freien Hand laut in ihre Schürze.
    «Um die Susann müsst Ihr Euch vorläufig nicht zu viele Sorgen machen. Ich nehm an, das Mensch ist seit gestern Mittag schon sicher aus der Stadt. Sie wird in Hanau oder in Groß-Gerau sein, da findet sie so schnell keiner.− Aber nun müssen wir auch sehen, dass wir beide

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