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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Mia ihren Blick über das Amulett auf seiner Brust wandern, ehe sie den Kopf hob und ihn direkt ansah. Sein gesundes Auge stand in kaltem Feuer, doch sie wich nicht davor zurück. »Deinen Schatten habe ich getötet«, flüsterte sie. »Jetzt ist die Reihe an dir!«
    Sie warf den Sturmzauber vor, der in ihrer Hand auf Befreiung gewartet hatte, und riss Alvarhas von den Füßen. Zischend glitt eine rote Peitsche aus Licht aus ihren Fingern und umschlang das Amulett mit dem Bann, doch noch ehe Mia sie hätte zurückreißen können, griff Alvarhas nach dem Zauber. Rauch stieg zwischen seinen Fingern auf, so schnell fraß sich das Licht in seine Haut, doch er schien es nicht einmal zu bemerken. Mit unheimlicher Gelassenheit packte er die Peitsche mit beiden Händen und riss sie zu sich heran, ehe Mia sich vollends von dem Zauber lösen konnte. Sie fiel zu Boden, wich in letzter Sekunde einem Feuerschlag aus und kam auf die Beine. Atemlos rannte sie die Treppe zum Tempel der Ayon hinauf. Alvarhas schleuderte mehrere Donnerzauber hinter ihr her, krachend schlugen sie in den Stufen ein und brachten Mia beinahe zu Fall. Sie schlug sich die Knie auf, doch sie spürte es kaum. Alvarhas würde sie töten, das stand außer Zweifel — wenn sie ihm nicht zuvorkam.
    Schon sprang er ihr nach. Sie hörte die goldenen Schlingen seines Zaubers, peitschend zerrissen sie die Luft. Im letzten Moment erreichte sie das Portal und stürzte ins Innere des Tempels. Die Schlingen krachten gegen die uralten Steine und ließen sie splittern, Mia spürte die Funken der Zauber in ihrem Nacken, als sie den Mittelgang hinablief. Schwarze Steinquader hielten die mit kostbaren Steinen besetzte Decke, und am Ende des Ganges erhob sich — umrahmt von zwei prunkvollen Säulen — eine riesige Statue aus pechschwarzem Kristall. Es war die Göttin Ayon mit ihren langen Haaren, die an Meereswellen erinnerten, und ihrem undeutbaren Lächeln. Sie hielt die Augen geschlossen. Silbriges Licht strömte durch ihren Körper, als flösse Blut darin, und in ihren Händen hielt sie einen nach allen Seiten gezackten Stern.
    Mia rannte, so schnell sie konnte, doch Alvarhas jagte in wahnsinniger Geschwindigkeit hinter ihr her und berührte dabei kaum einmal den Boden. Grüne Funken schossen an ihr vorbei, zischend traf einer davon ihre linke Schulter und brachte sie zu Fall. Sie schrie auf. Ein stechender Schmerz peitschte ihren Arm hinab, doch sie zwang sich, nicht darauf zu achten. Blitzschnell warf sie sich auf den Rücken, riss die Beine in die Luft und trat Alvarhas so heftig gegen die Brust, dass er zu Boden ging. Eilig rappelte sie sich auf und rannte hinauf zu dem Stern der Ayon, doch kaum hatte sie ihn erreicht, schoss ein mächtiger Donnerzauber an ihr vorbei und sprengte den Stern in unzählige Splitter. Im nächsten Moment spürte Mia den Bannzauber. Er schlang sich um ihre Brust und riss sie herum, als würde sie von zwei eisigen Händen gepackt. Die Fesseln um ihren Leib zogen sich enger, sie fühlte, wie sie ihr die Magie absaugten. Im Tempel war es totenstill, nichts als ihr eigener Atem klang zwischen den Säulen wider — und die harten, gleichmäßigen Schritte von Alvarhas, der nun langsam auf sie zutrat.
    Dicht vor ihr blieb er stehen. Sie wusste nicht, ob es an seinem Zauber lag oder an der seltsamen Schwärze, die auf einmal in seinem gesunden Auge brannte wie ein Schrei aus Finsternis, aber plötzlich erschien ihr sein Gesicht nicht mehr nur makellos und erhaben, sondern hinter seiner Maske aus Grausamkeit beinahe — menschlich. Sie spürte seinen Atem auf ihren Lippen und die Kälte, die ihren Rachen hinabglitt, aber sie ließ seinen Blick nicht los.
Wer bist du?,
dachte sie, denn sie konnte ihre Zunge nicht mehr bewegen.
    Alvarhas sah sie an, durchdringend und suchend wie bei ihrer ersten Begegnung, und jetzt, da er die Hand nach ihr ausstreckte und sanft über ihre Wange strich, erschrak sie, als seine Finger sich warm anfühlten. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht, als hätte er mit dieser Reaktion gerechnet, und verwandelte es für einen Moment in ein Gemälde aus Licht. Gleichzeitig schloss er die Hand so heftig zur Faust, dass seine Knöchel neben ihrem Ohr knackten.
    Ein Traum,
flüsterte er in ihren Gedanken,
geboren aus den Sehnsüchten der Nacht, geweiht im Blut der Ewigkeit, durch Schlachten und Tränen der Zeit gewandert, um dich zu finden — dich und dein ... Herz.
    Er beugte sich vor, und sie wusste, dass er sie töten

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