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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Aufzählung ihrer Mutter, die Alvaro völlig links liegenließ, wieder alle Farbe aus dem Gesicht gewichen war.
    »Belle, an der Kasse ist eine Karte für Sie hinterlegt. Von mir. Man kommt leicht mit der U-Bahn hin, aber hinterher nehmen Sie besser ein Taxi.«
    Belles Augen wurden bei seinen Worten immer größer. Jiminez hatte sie mitten im Wunderland abgesetzt, wo auf einmal alle früheren Regeln außer Kraft waren. Die Mutter im Zobel, das merkte man, schnaubte vor Wut. Ihre Belle auf eigenen Füßen, und das auch noch auf dem Weg nach Hammersmith?
    Alvaro lachte in sich hinein, als die beiden gingen. Der Zobel hüpfte, denn die Lady konnte kaum Schritt mit der Tochter halten, die, ohne sie zu beachten, voranging.
    »Wenigstens ein Platz besetzt«, sagte Jiminez. »Polizisten haben für so was wohl keine Zeit.«
    »Es gibt keine Karten mehr.«
    Das schien Alvaro verflixt lustig zu finden. »Ein Superintendent von Scotland Yard, und Sie kriegen keine Karten? Wie viele wollen Sie haben?« Ehe Jury antworten konnte, sagte er: »Teufel noch mal, an der Kasse liegen vier für Sie. Der Inspizient ist ein netter Kerl. Hält immer ein paar für uns zurück. Nichts für ungut, aber darf ich mal was sagen?«
    Jury lächelte. »Natürlich.«
    »Irgendwie hab ich’s im kleinen Finger, daß es Ihnen gar nicht um die Scheißsicherheit geht. Weiß auch nicht wieso. Jetzt muß ich ziehen, mein Freund.« Jiminez stand auf. Er schien Jury um einiges zu überragen.
    Jury stand auch auf, um ihm die Hand zu schütteln, und sagte: »Ich bin bloß einer Ihrer Fans, Alvaro. Darf ich mich bedanken? Sie hätten nicht mit mir reden müssen.«
    »Ich komm gern hierher und häng ein bißchen bei den feinen Pinkels rum. Fast hätten sie mir keinen Platz gegeben, hatte nämlich keinen Schlips um. Der Manager glaubt, wenn er das Ritz bucht, belästigt uns niemand, weil alle so reich sind. Solange wir einen Schlips umhaben.« Seine Miene war vollkommen ausdruckslos. »Warum interessieren Sie sich so für Charles?«
    »Ich versuche, jemandem das Leben zu retten.«
    »Nun denn.«
    Nach seinem Ton zu schließen, würde Jiminez nicht plaudern. Sie strebten jetzt dem Ausgang zu, einer langen Reihe von Glastüren, in denen sich die Kristallüster spiegelten. »Nichts für ungut, aber ich darf Ihnen noch eine Frage stellen? Über Sie selber?«
    »Schießen Sie los, Mann.«
    Sie blickten jetzt nach draußen, auf den Piccadilly Circus. »Sie haben gesagt, daß Ihr Daddy den besten Blues im Mississippi Delta gemacht hat. Hieß er Jiminez?«
    »Nee. Das ist der Mädchenname meiner Mutter. Bis zu seinem Tod bin ich unter Johnson gelaufen. Das hab ich dann geändert.« Er schwieg. »Mama ist mit einem Barpianisten durchgebrannt, als ich acht war. Hab nie wieder was von ihr gehört.«
    Und während sie die flackernden Lichtkegel betrachteten, welche die Birnen unter der Markise des Ritz warfen, fuhr er fort: »Ich dachte mir, es gibt ’ne Menge Johnsons auf der Welt, aber vielleicht erkennt sie ja ihren eigenen Namen und meldet sich.«
    Jury brauchte nicht zu fragen, ob sie es je getan hatte.
    Morpeth Duckworth sass, ganz in Schwarz, in einem Lagerhaus auf der Isle of Dogs wie die Spinne im Netz.
    Als Jury und Wiggins eintraten, drehte er gerade Knöpfe, drückte Tasten und fuhrwerkte mit Hebeln nach rechts und links, als hätte er zehn Arme; rings um ihn waren Verstärker, Stereogeräte, ein ausgeklügeltes Sound-System, digitale Synthesizer und Video-Leinwände übereinandergestapelt. Seine ausgestreckten Beine ruhten jedes auf einem Bürostuhl mit Rollen. Er war in seinem Element.
    Duckworth nickte zur Begrüßung und schob ihnen die Stühle zu, was einer Aufforderung zum Platznehmen gleichkam. Er drückte ein paar Schalter, regelte die Lautstärke, so daß das, was sich wie das nervtötende Pfeifen einer Rückkopplung angehört hatte, nun zu Musik reduziert wurde, aber immer noch so laut, daß sie wie ein Hitzeschild zwischen ihnen zu flirren schien. Diese Lautstärke galt bei Duckworth offenbar als brauchbare Backgroundmusik für eine Unterhaltung.
    »Ob Sie das noch etwas leiser stellen könnten? Mein Sergeant neigt zu Ohrenbluten.«
    Dieses eine Mal wußte Wiggins die Sorge um sein Wohlergehen gar nicht zu schätzen. Er warf Jury einen strengen Blick zu. Vielleicht wollte er auch verhindern, daß dieser sich über die Qualität des Gebotenen ausließ.
    Morpeth Duckworth betätigte weitere Hebel, offenbar erstaunte es ihn, daß jemand im Vollbesitz

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