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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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dem Finger die Route entlang.
    »Schön? Wir sind von Bergen umzingelt.« Wiggins sah hinauf. »Und Schluchten.« Wiggins sah hinunter. Er hatte das Auto auf einen kleinen Rastplatz gefahren. Die gab’s in rauhen Mengen.
    »Macht nichts, Wiggins. Sie waren schon immer ein großartiger Fahrer. Und es sind nur noch ein paar Kilometer.« Wohl wahr. Aber was für Kilometer. »Genau hier, sehen Sie, ist ein Pub. Da können wir anhalten und was trinken - ein Bier, einen Tee, was Sie wollen.« Zum Beweis zeigte Jury Wiggins auf der Karte das Woolpack, das am anderen Ende dieser gottverlassenen Straße stand.
    Aber er achtete darauf, daß er die unschuldig aussehenden kleinen V , die den Hard Knott Pass bedeckten, mit dem Finger verdeckte. Die Steigung betrug zehn Prozent, es ging steile Hänge und tiefeingeschnittene Rinnen hoch.
    Das Schlimmste stand ihnen nämlich noch bevor.
    »Nie wieder«, sagte Wiggins eine Stunde später und wischte sich die Stirn ab.
    Jury kniff die Augen zusammen. Wenn er es noch einmal sagte .
    »Nie wieder. Auf die Straße kriegen Sie mich nie wieder.«
    Ein Kaffee im Woolpack hatte ihn keineswegs besänftigt. Er wollte ein heißes Bad und ein Abendessen im Pub in Boone.
    »Meine Güte, Wiggins, auf der Straße fahren doch auch noch andere Autos.« Natürlich waren die anderen Autos genau wie Wiggins mit 5 km/h gefahren. »Ein paar Fahrer haben uns sogar angelächelt und gewinkt.«
    »Touristen, Sir. Touristen ist es egal, ob sie sterben, Hauptsache, sie sind im Urlaub.«
    Vor dem Schild des Old Contemptibles kehrte die Farbe in Wiggins’ Wangen zurück.
    Sie stellten den Ford auf dem winzigen Parkplatz ab und betraten das Pub durch eine Tür, auf der in schnörkeliger Schrift und bröckelnder weißer Farbe EINGANG stand; gegenüber dieser Tür ging es dann durch eine weitere Tür in den Schankraum.
    Der Flur war dunkel und ruhig. Nur ein schwerer Mahagonisessel, ein paar Vogeldrucke und ein Empfangstisch mit dem Gästebuch waren zu sehen. Neben dem Tisch wies ein Schildchen potentielle Gäste an, den Klingelknopf darunter zu betätigen. Was Jury tat.
    Die Frau, die herbeistürzte, trug einen Becher Tee auf einem Teller mit Keksen und sah Jury so hoffnungsfroh an wie Wiggins die Kekse. Sie hatten nicht zu Mittag gegessen und seit Penrith außer bei ihrem Stopp im Woolpack nichts zu sich genommen. Und auch diese Mahlzeit hatte nur aus Kaffee und einem trockenen, klebrigen Doughnut bestanden, den Wiggins verschmäht hatte. Er zog es vor, sich mit Kohlekeksen bei Kräften zu halten.
    Mrs. Fish (als welche sie sich vorstellte), die Geschäftsführerin, hatte nicht mit Make-up, Ketten, Armbändern und Ringen gegeizt. Oh, selbstverständlich könnten sie bei ihr unterkommen. Sie stellte sich vor die drei Schlüssel am Brett über dem Empfangstisch und überlegte.
    »Sie wollen doch sicher eine eigene Toilette.«
    »Ja, wollen wir«, sagte Wiggins barsch.
    »Das geht in Ordnung. Es kostet dann allerdings zwei Pfund mehr pro Zimmer. Haben Sie unterschrieben? Gut. Kommen Sie mit mir.«
    Sie gingen die baufälligen Treppen hoch in einen engen kleinen Flur, der dem unten in nichts nachstand und von dem drei Zimmer abgingen, zwei auf der einen und eins auf der anderen Seite. Am Ende war eine vierte Tür.
    »Da sind wir«, sagte Mrs. Fish, öffnete die Türen zu zwei Zimmern und steckte die Schlüssel in die Schlösser. »Das Bad ist gleich da am Ende des Flurs.«
    »Aber das ist ein Etagenbad!« sagte Wiggins, hungrig, schmutzig und empört.
    »Ja, aber außer Ihnen ist doch keiner da, oder?« sagte Mrs. Fish, ob ihres Improvisationstalents verschmitzt mit den Augen zwinkernd. Dann entfernte sie sich, nicht ohne dem Sergeant zu versichern, daß sie im Schankraum eine Kanne Tee für sie bereithalten werde.
    Aus dem kleinen Fenster links neben der Haustür von Tarn House starrte ein Paar Augen. Das kleine Mädchen war wahrscheinlich zehn oder elf. Bevor Jury den Türklopfer anheben konnte, ging die Tür auf.
    Sie hatte große, wunderschöne Augen, hübsches, schulterlanges rotbraunes Haar und einen Pony bis fast über die Augenbrauen.
    Jury stellte sich und Wiggins vor und fügte hinzu: »Ich wette, du bist Millie.«
    Das kleine Mädchen schreckte kurz zusammen, zeigte aber ansonsten keine Regung, als wollte sie beweisen, daß sie nichts mehr überraschen konnte. Sie saugte ihre Wangen ein, nickte und verkreuzte die Arme vor der Brust. Um abzulenken, warf sie einen Blick auf den schwarzen Kater zu ihren

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