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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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hatte, was seiner Mum zugestoßen war -
    »Mist!« Der Mann auf der Bank wühlte tief in seinen Manteltaschen und schaffte es schließlich fluchend, eine zerdrückte Zigarette und ein teuer aussehendes Feuerzeug herauszuziehen. Im Licht der Flamme sah Alex, daß er um die vierzig war. Oder zumindest zwanzig Jahre älter als er, Alex ... Die Polizisten waren noch da, sie lehnten an ihrem Auto.
    »Was ist denn hier los? Verflucht, warum ist denn die Polizei da drüben?«
    Alex wollte nur, daß er schwieg, ihn nicht länger dabei störte, sein eigenes Schicksal zu durchdenken.
    »Was machst du hier, verdammt noch mal, sitzt auf einer Parkbank, und das um . «, er drehte den Arm und schielte auf etwas, das wie eine Rolex aussah, »... um ein Uhr nachts? Ich heiße übrigens Maurice.« Er gähnte so ausgiebig, daß Alex das Gefühl bekam, als sauge er den ganzen verfügbaren Sauerstoff ein. Maurice drehte einen lederbezogenen Flachmann um, schüttelte ihn ein bißchen und seufzte. »Nicht ein Tröpfchen übrig.« Dann wandte er sich wieder an Alex. »Einen Namen wirst du ja wohl haben, nehme ich an.«
    »William. Smythe.« Alex zog das Y in die Länge; es war der Name eines besonders widerwärtigen Mitschülers. »Hm, auf Wiedersehen.« Gott sei Dank fuhr das Auto jetzt weg. Aber ein Uniformierter blieb stehen. Hatten sie auch einen Mann im Haus postiert?
    Er ging durch den kleinen Garten hinter dem Haus, verschaffte sich mit demselben Schlüssel Einlaß, mit dem er auch die Haustür geöffnet hatte, und setzte sich an den Küchentisch. Er starrte so lange ins Dunkel, bis seine Augen es durchdrangen und er die Umrisse von Kühlschrank und Herd sehen konnte. Hier hätte er sich allerdings auch blind zurechtgefunden. Er hörte nichts.
    Leise streifte er Jacke, Mütze und Schuhe ab und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Dann legte er den Kopf auf die gefalteten Hände. Aus Angst, einzunicken, hob er den Kopf wieder und kreuzte die Arme fest vor der Brust.
    Sein Hals brachte ihn noch um; er tat so weh wie bei der Halsentzündung, die er einmal gehabt hatte .
    Heul nicht. Denk nach.
    Ein Kaffee würde ihm guttun. Geräuschlos tappte er zum Herd, zog eine von den Schachteln mit Rombouts herunter und die dazugehörige weiße Tasse, die seine Mutter danebenstehen hatte, und zündete das Gas unter dem Kessel an. Bevor der anfing zu pfeifen, nahm er ihn herunter und schüttete das Wasser vorsichtig in den Aufsatz, trug das Ganze dann zum Tisch und wartete, daß es durchlief.
    Er beschloß, daß sein Hals der Hals von William Smythe war. William Smythe wäre durchgedreht, hätte geschrien und die Bullen getreten, genau wie damals, als er beim Fußballspielen das Tor verfehlt hatte. Da hatte er den Torwart getreten.
    William Smythes Mutter und Vater waren genauso wie William. Ganz egal, was William anstellte, immer war die Schule schuld. Ziegelsteine flogen herunter, um William am Kopf zu treffen, Pflastersteine flogen hoch, um ihm die Nase plattzumachen, Fäuste flogen ihm ins Gesicht. (Gut, das stimmte nun wirklich.)
    Und Alex’ Mutter war wie Alex ; er würde, verdammt noch mal, nicht zulassen, daß die Polizei - die Polizei oder sonstwer - verbreitete, seine Mutter hätte Selbstmord begangen.
    Das hatte sie nicht; das würde sie nie tun. Er kannte sie so gut wie die Umrisse des Herdes, des Tisches, des Kühlschranks und der Rombouts-Tasse, die er zum Mund führte.
    Das hätte sie ihm niemals angetan.
    Wenn er sicher war, daß der Polizeibeamte draußen nichts gehört hatte und nicht wußte, daß jemand hier drin war, würde er wieder hinaufgehen.
    Es war dumm, herumzuspekulieren, aber er konnte seine Gedanken nicht abstellen, sie drehten sich unentwegt im Kreis. Würden sie sagen, sie sei durch eine »versehentliche Überdosis« gestorben? Das verwarf er sofort. Sie war nicht unvorsichtig. Und gewiß war sie nicht »labil«, so gern die Holdsworths das auch glauben wollten.
    Genevieves angeblich gutmütiger, doch so leidgeprüfter Seufzer ... »Du hast einfach immer so ein Pech mit Jobs, nicht wahr, Jane?« Seine Mutter »verlor« ihre Jobs nicht. Wenn eine Kunstgalerie zumachte, war es ja wohl schwerlich ihre Schuld, daß sie nicht mehr gebraucht wurde. Wenn ein Typ, der Teilzeitsekretärinnen beschäftigte, sie ins Bett zu zerren versuchte (Alex wußte, was der vage angedeutete Ärger bedeutet hatte), konnte man ihr wohl kaum Vorwürfe machen, daß sie das Arbeitsverhältnis beendete.
    Und dann immer der nette Hinweis auf die

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