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Grote, P

Grote, P

Titel: Grote, P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wein des KGB
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hielt.
    Martin wusste von Hybriden lediglich, dass es Kreuzungen von europäischen mit amerikanischen Reben waren. Man hatte die bei Amerikaner-Reben vorhandenen Resistenzeigenschaften gegenüber Rebläusen und Krankheiten auf europäische Reben zu übertragen versucht. Das warmisslungen, die Reben brauchten zwar nicht viel Pflege, nur hatten sie häufig ein Aroma, das der Fachmann als »Fuchsgeschmack« bezeichnete.
    »In Bezug auf Landerwerb müssen Sie sich vor Ort umsehen und lokale Makler einschalten. Die kennen das Angebot und auch die entsprechenden Gesetze. Wir haben Agenturen, die sich auf die Unterstützung ausländischer Investoren spezialisiert haben und Ihnen helfen. Ich biete Ihnen auch meine Unterstützung an, meine verlässlichen Partner können Sie beraten . . .«
    Jetzt entspann sich ein Dialog zwischen dem Direktor und dem Übersetzer, denn zum ersten Mal bemerkte Martin bei ihm Unwillen, das Gesagte zu übersetzen. Tudor Dragos schien überrascht, dass der Untergebene nicht folgte. Die Überraschung währte kurz, die Worte wurden mit mehr Nachdruck hervorgebracht, die Stimmen hoben sich, die Sätze folgten schneller aufeinander, bis Tudor Dragos mit den Knöcheln seiner beringten Hand auf den Schreibtisch klopfte.
    Als wäre der aufkeimende Widerstand in ihm erstickt worden, senkte der Übersetzer den Blick und übersetzte die nächsten Worte tonlos und abgehackt. »Der Herr Direktor bietet Ihnen seine Unterstützung an, Sie können auf ihn rechnen. Er weiß, dass Ausländer rumänische Gepflogenheiten selten durchschauen. Deshalb schlägt er eine Art Kooperation vor . . .«
    Es kam zu einem ähnlichen Vorschlag, wie ihn Sofia vorgebracht hatte: Kontakte zu Anwälten, Maklern, Önologen und Behördenmitarbeitern – und im Gegenzug die Offenlegung von Martins Auftraggebern und Kunden in Deutschland.
    »Der Herr Direktor fragt nach Ihrer Reiseplanung, welche Regionen und Weingüter werden Sie besuchen? Sie müssen nach Moldawien, nach Transsilvanien, in Oltenien ist Drăgăsąni sehr wichtig, Sie sollten . . .«
    Es folgte eine Reihe von Namen, die Martin keiner Region zuordnen konnte. In den verbleibenden drei Wochen, wie geplant, war die Arbeit für die SISA kaum zu schaffen. Und er hatte heute zum ersten Mal das Gefühl, das ihn nicht mehr verlassen sollte, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein.
    »Wie sieht Ihre Reiseplanung aus?«, wiederholte der Übersetzer. »Wo werden Sie sich in den nächsten Tagen aufhalten?«
    Martin schaute in seinem Kalender nach und sagte es ihm.
    »Ich nehme an, Sie werden in Constanţa im Hotel ›Voilà‹ absteigen?«
    »Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht«, sagte Martin, »ich suche mir eines, wenn ich da bin.«
    »Das machen wir für Sie. Natürlich gehen Sie ins ›Voilà‹, es ist das Beste, es liegt im Zentrum, sehr gepflegt, – oder Sie gehen ins Malibu, aber das ist am Strand, weit weg vom Zentrum, da hätten Sie Ihre Ruhe. Außerdem kennt der Herr Direktor den dortigen Direktor, er macht Ihnen einen guten Preis.«
    Sie kungeln schon wieder, dachte Martin entnervt. War es das, was mit byzantinischer Mentalität gemeint war? Vierhundert Jahre lang hatten die Türken mit griechischer Hilfe über Rumänien geherrscht, dann waren die Habsburger gekommen, danach die Russen, jetzt die Europäer – immer hatte man sich nach der Decke strecken müssen, da blieb unweigerlich ein Schaden zurück. Wenn Tudor Dragos mir das Zimmer vermittelt, dachte Martin, bemüht, seinen Zorn nicht nach außen dringen zu lassen, dann bekomme ich sicher eines mit Abhöranlage.
    Augenwischerei kann ich auch betreiben, sagte er sich und entschied sich für das »Malibu«. Dabei nahm er sich vor, im »Voilà« abzusteigen, und dankte Dragos lächelnd für sein Entgegenkommen. Mit denselben Hintergedanken drückte er sein Interesse am Vorschlag einer langfristigen Zusammenarbeit aus.
    »Es freut den Herrn Direktor, dass Sie beide sich so gut verstehen«, sagte der Übersetzer tonlos. »Wenn man auf diesem Niveau weiter kooperieren kann, öffnen sich Türen von ganz allein, auch die zu den Hilfen aus Brüssel. Es ist etwas ganz anderes, wenn man aufgeschlossene Bankiers kennt, die wissen, wie Anträge formuliert werden müssen, wer das tun sollte und wer dahintersteht, es absichert, Sie verstehen?«
    Natürlich verstand Martin, was gemeint war.
    »Alles Weitere ergibt sich von allein. Dass alle Transaktionen im entsprechenden Rahmen vor sich gehen – der Herr Direktor ist

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