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Grote, P

Grote, P

Titel: Grote, P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wein des KGB
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kommt als nächster Schritt der Kauf von Weinbergen, das geht genauso, dann werden Weinstöcke gepflanzt . . .«
    Martin schüttelte den Kopf. »Das klappt nicht. Sie vergessen die Kontrollen.«
    Das hässliche Lachen des Übersetzers irritierte ihn genauso wie Simion. »Glauben Sie wirklich, dass da jemand kommt, in die Gummistiefel springt und sich Ihre Baustelle ansieht, die Stahlträger zählt oder die Anzahl der Gärtanks? Genau das ist das Problem der EU, dass die Korruption bis in die höchsten Spitzen der Politik reicht. Die sichern sichgegenseitig alle Immunität zu. Unser Ex-Premier Nastase behält dank des Parlaments seine Immunität, damit sind die weiteren Anti-Korruptions-Untersuchungen gegen ihn blockiert. Er wird sich erkenntlich zeigen, nichts ist umsonst. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ein Richter, den Sie ernannt haben, Sie verurteilt?« Die letzten Sätze hatte er auf Deutsch gesagt, und Simion fuhr unwirsch dazwischen. Teubner sprach auf Englisch weiter, und Simion gab sich beruhigt.
    »Das Schlimmste, das Gefährlichste ist die Verbindung von Wirtschaft und Geheimdienst. Genau dadurch sind die Oligarchen entstanden, in Russland wie bei uns, nur ist hier alles wesentlich kleiner, geradezu niedlich, aber deshalb nicht weniger gefährlich. Die Strukturen breiten sich aus, Netzwerke entstehen. Das sind die Leute, die in Badelatschen ins Casino gehen.« Voller Verachtung wies er auf einen Nebentisch, an dem drei Männer im Campingplatzoutfit eine Flasche Whisky niedermachten. Einer von ihnen war vorhin aus einem achtzigtausend Euro teuren Audi ausgestiegen und hatte die Wagentür mit dem Fuß zugeschlagen.
    »Geheimdienst und Wirtschaft, da kann Marc sicher auch was beisteuern«, meinte Martin provozierend, um Simion aus der Reserve zu locken, denn dessen Schweigsamkeit störte ihn. »Soweit ich weiß, hören die U S-Geheimdienste nicht nur die europäischen Firmen ab und geben die Informationen an ihre Konzerne weiter, sie kontrollieren auch den europäischen E-Mail -Verkehr, unsere Internet-Bewegungen – das nennen sie dann Terrorbekämpfung. In Wirklichkeit ist es Wirtschaftsspionage.«
    »Und was habe ich damit zu tun?«, fragte Simion lächelnd. »Außerdem sind es unseren GIs und Marines, die sterben, wenn sie für euch wieder irgendwo auf der Welt die Kohlen aus dem Feuer holen.«
    »Nicht die Kohlen, Mister Simion, das Öl«, korrigierte Teubner und wackelte wichtigtuerisch mit dem Kopf. »DasÖl. Deshalb sind Sie hier. Weil Ihre Jungs eine Pipeline von Georgien am Schwarzen Meer entlang durch Rumänien und Bulgarien bauen wollen. Und die muss sicher sein.«
    »Woher wissen Sie denn das schon wieder?«, fragte Simion entnervt.
     
    Tief in der Nacht klopfte es heftig an Martins Zimmertür. Es war Simion, er stand aufgeregt im Bademantel vor ihm.
    »Kommen Sie, Martin, ich muss Ihnen was zeigen – oder warten Sie«, er eilte durch den Raum zum Fenster und zog die Vorhänge zurück. »Von hier aus sieht man es auch. Schauen Sie!« Er zeigte nach unten.
    »Es muss ja was höllisch Wichtiges sein, dass Sie mich mitten in der Nacht wecken«, knurrte Martin verschlafen, wankte zum Fenster und schaute hinunter. Die Auffahrt vor dem Hotel war menschenleer, der Parkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite war gut besetzt. Der Rasen und die Bäume dahinter lagen in tiefer Dunkelheit, das Licht von der Hauptstraße reichte nicht bis dorthin. Und auf dem Fußweg davor stand Josef Teubner, eingerahmt von zwei Männern. Die Gesichter waren im fahlen Licht der Straßenlaterne kaum zu erkennen, aber dass es sich um seinen Dolmetscher handelte, der sich in einer prekären Situation befand, daran bestand für Martin kein Zweifel. Es sah nicht so aus, als stünde er freiwillig dort.
    »Was macht er da, Ihr Mann, mitten in der Nacht?«
    Es fehlte nur, dass Simion noch ». .. na bitte, was habe ich gesagt . . .« hinzufügte. Bevor Martin irgendetwas entgegnen konnte, überschlugen sich unten die Ereignisse. Einer der Fremden stieß Teubner vor die Brust, was ihn zurückweichen ließ, dann folgte ein Schlag ins Gesicht, Teubner taumelte, der nächste Schlag schickte ihn zu Boden. Der Schläger beugte sich über ihn, redete auf ihn ein und hielt ihm dabei drohend einen Finger vors Gesicht. Der Begleiter stand mit verschränkten Armen neben dem Liegenden undblickte wortlos auf ihn herab. Teubner war den beiden hilflos ausgeliefert, daran bestand kein Zweifel. Als Martin das Fenster öffnen wollte,

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