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Gruppenbild mit Dame: Roman (German Edition)

Gruppenbild mit Dame: Roman (German Edition)

Titel: Gruppenbild mit Dame: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Böll
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Zwecks erforderlich ist.
    Verboten ist:
Verwendung von Gift und vergifteten Waffen.
Meuchelmord.
Tötung und Verwundung von Gefangenen.
Verweigerung von Pardon.
Geschosse oder Waffen, die unnötiges Leiden verursachen, z. B. Dum-Dum-Geschosse.
Mißbrauch der Parlamentärflagge (auch der Nationalflagge), der militärischen Abzeichen, der Uniformen des Feindes, des Abzeichens
     des Roten Kreuzes (Doch Vorsicht bei Kriegslist!).
Willkürliche Zerstörung oder Wegnahme feindlichen Eigentums.
Pressung feindlicher Staatsangehöriger zum Kampf gegen ihr eigenes Land (z. B. Deutsche in der französischen Fremdenlegion).«
    |71| Brief 2: vom 13. 12. 1939. »Der ordentliche Soldat benimmt sich den Vorgesetzten gegenüber auch ungezwungen, bereitwillig,
     zuvorkommend und aufmerksam. Ein ungezwungenes Benehmen zeigt er durch Natürlichkeit, Aufgewecktheit und freudige Pflichterfüllung. Für ein bereitwilliges , zuvorkommendes und aufmerksames Benehmen merke er sich folgende Beispiele: Kommt ein Vorgesetzter auf die Stube und fragt nach einem Mann, der augenblicklich
     nicht anwesend ist, so begnüge er sich nicht mit der verneinenden Antwort, sondern begebe sich auf die Suche nach dem Betreffenden.
     Fällt einem Vorgesetzten ein Gegenstand hin, so hebe ihn der Untergebene auf (aus Reih und Glied aber nur auf Aufforderung).
     Sieht der Untergebene, daß ein Vorgesetzter sich eine Zigarre anzünden will, so reiche er ihm ein brennendes Zündholz. Will
     der Vorgesetzte eine Stube verlassen, so öffne er ihm die Tür und schließe sie leise hinter ihm. Beim Anziehen von Mantel,
     Koppel, beim Auf- und Absteigen vom Wagen oder Pferd ist der zuvorkommende und aufmerksame Soldat dem Vorgesetzten behilflich. Übertriebene Zuvorkommenheit und übertriebene Aufmerksamkeit sind unsoldatisch (Augendienerei); einen solchen Eindruck rufe der Soldat nicht hervor. Auch
     komme er nicht auf den abwegigen Gedanken, dem Vorgesetzten Geschenke anzubieten oder Einladungen zu schicken.«
     
    Brief 3: vom 14. Januar 1940. »Zum Waschen wird der Oberkörper entblößt. Der Soldat wäscht sich mit kaltem Wasser. Der Verbrauch an Seife ist ein Maßstab der Reinlichkeit.
     Täglich sind zu waschen: Hände (wiederholt!), Gesicht, Hals, Ohren, Brust und Achselhöhlen. Die Fingernägel werden mit einem
     Nagelreiniger (nicht Messer) gereinigt. Das Haar ist möglichst kurz zu tragen. Es wird zum Scheitel gekämmt. Pudelköpfe sind
     unsoldatisch (siehe auch Bild). (Das Bild lag dem Brief nicht bei, Anmerk |72| . des Verf.). Wenn nötig, hat sich der Soldat täglich zu rasieren. Frisch rasiert hat er zu erscheinen: zum Wachdienst, zu
     Besichtigungen, zum Melden bei Vorgesetzten und zu besonderen Gelegenheiten.
    Nach jedem Waschen ist sofort abzutrocknen (Haut reiben, bis sie rot wird), da man sich sonst erkältet und bei kalter Luft die Haut aufspringt. Gesichts-
     und Handtücher sind getrennt zu halten.«
     
    Leni spricht selten über ihren Bruder; sie hat ihn so wenig gekannt, weiß und wußte nie viel mehr über ihn zu sagen, als daß
     sie »wegen der schrecklich vielen Bildung Angst vor ihm« gehabt hat und »dann überrascht war, weil er so wahnsinnig, so wahnsinnig
     nett war« (Verbürgt durch M. v. D.).
    M. v. D. selbst gesteht, daß sie Scheu vor ihm hatte, obwohl er auch zu ihr »schrecklich nett war«. Er half ihr sogar, Kohlen
     und Kartoffeln aus dem Keller zu holen, scheute nicht davor zurück, ihr beim Abwaschen zu helfen u. ä., und »doch – er hatte
     so was an sich, wissen Sie – was an sich – na, eben was an sich, nun, vielleicht – na, was sehr Edles –, und dabei glich er
     sogar der Leni«. Dieses »sogar« bedürfte eines ausführlichen Kommentars, den sich der Verf. verkneift.
    »Edel«, »deutsch«, »wahnsinnig, wahnsinnig nett«, »schrecklich nett« – gibt das viel her? Die Antwort muß lauten: nein. Es
     bleibt ein Bildchen, kein Bild, und wäre da nicht die Liebesnacht mit Margret im Oberstübchen einer Flensburger Bar und das
     einzige verbürgte direkte Zitat (Dreck etc.), und wären da nicht die Briefe und schließlich das Ende: knapp einundzwanzig
     Jahre alt, gemeinsam mit seinem Vetter wegen Fahnenflucht und Landesverrat (Kontakte zu Dänen) und »Versuch der Veräußerung
     wehrmachtseigener Kampfmittel« (einer Panzerabwehrkanone) – so wäre nicht viel mehr als die |73| Erinnerung zweier pfeiferauchender, pergamenthäutiger, fast vergilbter Jesuiten, »eine Blume, eine Blume, die immer noch in
    

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