Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt
Ich hatte immer das Gefühl … wie eine Statue, möcht ’ ich bald sagen. Er hatte nicht … Ich habe als Kind zum Beispiel in Hamburg mal Einweihungen und so was erlebt, die gaben sich dann menschlich. Aber Hitler – na, man hat sich gesagt, er hat vielleicht zu viel zu tun mit seinem Regieren und so weiter. Der Hamburger jubelt ja nicht so leicht, die Mentalität ist eben anders. Aber man wird ja mitgerissen. – Eindrucksvoll war ja auch der 30. Januar 33, da haben wir an der Wandsbeker Chaussee gestanden. Und denn die Massentrauungen in der Michaeliskirche.
Hausfrau, 1910
Einmal stand ich am Kaiserdamm, an jeder Hand ein Kind, und alles schrie » Heil!«, und ich kriegte ’n Puff: Können Sie die Hand nicht heben? – Ich hatte ja doch die beiden Kinder angefaßt.
Professorin, 1925
1935 vorm Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg. Wir wurden abkommandiert. Glühende Hitze, BDM -Kluft. Ich hatte mich nicht drücken können, weil das sonst aufgefallen wäre.
Ich hatte den Eindruck einer Wachsfigur, weil er anscheinend geschminkt war. Eine starre Puppe, die auf einen Knopf drückte, bei der Masse.
Med.-Tech. Assistentin, 1925
Im Hamburger Hafen bei dem » Aviso Grille«. Wir machten einen Schulausflug. Da war irgendein Stapellauf oder so was. Und wir kamen nach Hause und waren natürlich doch etwas erfüllt von dem ganzen Gejohle und Gerufe, und ich war enttäuscht, daß mein Vater das gar nicht schön fand. Und ich hab’ mich als junger Mensch gerne begeistert, und ich war auch die einzige in meiner Klasse, die nicht im BDM war.
Beamter, 1920
Als Hitler die » Europa« besuchte, 1935. Der Vater meines Freundes war Kapitän der » Europa«. Der war guter Katholik und nicht gerade ein Anhänger Hitlers. Der hat erzählt, Hitler habe ein enormes Gedächtnis.
Wir hatten uns an den Zug rangeschlichen, waren über einen Zaun geklettert. Hitler öffnete das Fenster im Zug und winkte etwas linkisch. » Heil!« wurde nicht oder kaum gerufen. Wenn einer rief, guckten sich die andern um.
Das war was Besonderes für uns. Wir waren ja alle national. Die Lehrer erzogen uns so. Rache für Versailles. Und kein schlechtes Wort durfte man über Krieg sagen. Und so sind wir denn ja auch in den Krieg reingegangen.
Chemiker
Das war hier in Hamburg, bei einem Hamburgbesuch, der fuhr so vorbei, stehend im Auto, und denn furchtbar viel Volk auf der Straße und furchtbar viel Geschrei. Ein anderes Mal hab’ ich ihn aber nur flüchtig in Berchtesgaden gesehen, wie er von da mit seinem Auto, seiner Kolonne da wegfuhr, und man grüßte natürlich auch pflichtgemäß, und der grüßte sogar wieder.
Die beiden Male hab’ ich ihn gesehen. Keine näheren Eindrücke.
Hausfrau, 1923
Ich hab’ in mein Notizbuch geschrieben: » Dies ist der schönste Tag meines Lebens!« Dreizehn oder vierzehn war ich, wir standen an der Straße, das war nur ein einziges Gebrüll und Geheul.
Damals war ich der Meinung: Der ist richtig. Heut’ bin ich anderer Meinung.
Schriftsteller, 1925
Einmal auf der Tribüne stehend. 1935, als wir Pimpfe an ihm vorbeimarschierten. Der ausgestreckte Arm, wie der so einklappt. Diese abgezirkelte Haltung; eine Hand am Koppel und der ausgestreckte Arm. Das hob sich von allen Bewegungen, die ich bisher gesehen hatte, ab.
Beamter, 1921
Der war doch in Dresden, Mann! Das war doch klasse! Schulfrei.
Alles war begeistert. Wir sind nach der Innenstadt gesaust. Da kam er an, im Auto, ganz groß. Sie sind zum Schloß Pilnitz gefahren, mit ’m Dampfer. Hunderte von Jungens sind ins Wasser gesprungen und an den Dampfer rangeschwommen, ’n paar hat er dann hochgeholt.
1934/35 muß das gewesen sein.
Man war ja damals jung, man konnte das nicht richtig beurteilen. Wie sollte man auch! Man hat in der Zeit gelebt. Keiner stand hinter uns mit der Knute und hat gesagt: » Ihr müßt da hingehn.« Im Gegenteil. Die meisten waren hippelig und haben gesagt: » Kriegen wir denn nun schulfrei?«
Beamte, 1921
Es gab in unserm Dorf viele Leute, die arm waren. 13 Mark Unterstützung. Und dann plötzlich kam Adolf an. Mit seiner Winterhilfe, und da gab’s Arbeit.
Et war ’n Jott, nich wahr? Wir haben nichts Böses durch ihn erfahren. Außer daß Krieg kam.
Mein Vater war Sozialist. Und wir Kinder gingen turnen, und eines Tages war da Schluß. Da gingen wir denn da zu den Nazis, Glaube und Schönheit. Zu Haus hab ich dann Prügel gekriegt.
Was war das Ende vom Lied? Mein Vater ist in die Arbeitsfront gegangen und mußte da
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