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Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt

Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt

Titel: Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Kempowski
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Strand.
    Eines Tages hieß es: Hitler kommt. Eine Unruhe ging durch das Ganze, es wurden überall Fähnchen angebracht. Wir standen dann unter der Brücke, die da in die See hineingeht, unter der Holzbrücke, da kam das ganze Gefolge von uniformierten Leuten und Hitler, alle auf diese Anlegebrücke, und wir sahen ihn so von unten. Huldvolle Blicke, nach beiden Seiten gegrüßt. Ging da auf die Brücke und unterhielt sich da mit Frau Goebbels. Ich mochte die ja alle nicht, ich hab’ mir das bloß angekuckt. Familie Schröder, nun, die waren ja ganz groß, daß sie das nun erlebt haben.– Der Hitler war gewöhnlich, aber was Mitreißendes hatte er, ich merkte, wie das knisterte, machte eine große Suggestivwirkung, umsonst hätte er nicht so einen Zulauf gehabt.
    Hausfrau, 1907
    Einmal hab’ ich ihn in Heiligendamm gesehen. Da waren lauter hohe SA -Führer oder Parteileute und so miese Frauen dabei. So miese Frauen habe ich noch nie gesehen. Und sie wollten wohl einen Abstecher in See machen, und da sollte Hitler wohl mit, und er wollte nicht und wurde so wütend und hat den Brotkorb, in dem sie belegte Brote drinhatten, weggeschleudert, so wütend, und die Frauen sollten auch weg.
    Das war 1937, es war noch kein Krieg.
    Musiker, 1927
    Für 5 Mark konnte man mit der Fähre von Warnemünde nach Gedser fahren. Das war immer mein Wunsch, der wurde aber nie erfüllt. Noch heute denke ich manchmal daran.
    Syndikus, 1902
    Mir kann das ja nicht erspart geblieben sein, Hitler zu sehn. Nachts waren wir in Hufen irgendwo, plötzlich gab es Signale, wie bei » Majestät«, und da war gar kein Publikum mehr da, und er fuhr immer noch: so! [Geste], und da war gar kein Publikum da. Ich hab mich totgelacht.
    Wirtschafterin, 1908
    Wann ist das gewesen, in Essen, als er die Kruppwerke besichtigt hat, kann das 1937 gewesen sein? Ich wohnte in R., und mein Schwiegervater wohnte in O. Und da sind mein Mann und ich nach O. gefahren, um morgens früh genug in Essen zu sein.
    Goebbels war dabei, Hermann vielleicht auch. Und der Gauleiter.
    Wir sind privat hingefahren.
    Die Menschen waren begeistert, daß nicht einer war, ob groß oder klein, Kind oder Erwachsener, der nicht geschrien hätte. Wir haben morgens schon um vier oder halb fünf an der Straße gestanden, um nur ja an der Bordsteinkante zu stehen, daß einem ja nichts entging. Die Zeit ist einem gar nicht lang geworden, vor lauter Erwartung. Spät kam er dann. Er war freundlich – die Kolonne fuhr im Schritt –, und Mütter mit ihren Kindern liefen vor, die streichelte er oder nahm ihre Händchen. Und Blumen! Alles voll! Aber Absicherung gar nicht. Es war ja von Krieg keine Rede, und er hatte bis dahin ja nur Gutes geschaffen fürs Volk.
    Fotograf, 1893
    Das sind immer noch Erinnerungen.
    Und später hab’ ich ihn mal gesehen beim Reichsparteitag, anno 37. Der Hitler war in seinem Hotel, dem Deutschen Haus oder wie das geheißen hat. Und da war der Propagandamarsch nachts um zwölf. Der war schon interessant. Es war halt einmal. Das sind immer noch Erinnerungen. Weh getan hat er mir nicht. Damals war ich noch Berufsfotograf. Fotos von Hitler hab’ ich nicht gemacht. So nah bin ich gar nicht rangekommen. Da hab’ ich mir eher welche gekauft, wenn ich welche haben wollte. Man ist doch gar nicht hingekommen vor Leuten und Leuten.
    Hausfrau, 1898
    Nein.– Das heißt, doch! In Nürnberg, Hitler und den dicken Göring. Ich bin in eine Apotheke gegangen und habe gesagt: » Mein Mann will nichts mit dem Hitler zu tun haben, aber ich möcht’ ihn gerne sehen, kann ich nicht aus Ihrem Fenster gucken?«– Da lachte der Apotheker und sagte: » Das können Sie gern, und Ihren Mann holen Sie man gleich mit rein.« Er ließ mich nach oben gehen. Und dann hat er ’ne Flasche Wein aufgezogen, und die beiden sind über den hergezogen. Und kaum war der vorbei, da gingen sie an die Ecke, da war ein Weinlokal, und da haben sie sich vollgetrunken.
    Lehrer, 1927
    1937?– Einmal gab’s » Truxa«, eine Zirkusgeschichte. Endlich was Vernünftiges, dachten wir. Und das war ein vernünftiger Film, nichts mit Weibern. Aber dann kam wieder so ’ne verdammte Liebesgeschichte! Und da hab’ ich gesagt: » Komm, wir gehn raus, es ist doch wieder dieselbe Scheiße. Wir müssen doch nach Hause.«
    Es war jedenfalls eine Zirkusgeschichte. Er war ein Balancekünstler auf dem Hochseil. Truxa. Lange Zeit war es also ordentlich, richtiger Film. Und dann kam dieses Weib da. Ganze Stimmung im

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