Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt
Metern Entfernung. Er wollte dort Beutewaffen aus den tschechischen Skoda-Werken besichtigen. Ich war ein kleiner Kompaniechef. Es war in einer Waldschneise, da waren die Waffen aufgebaut.
Wir hatten ja alle ein Bild durch Fotos und Wochenschau, und das war durch die Zensur gegangen, aufgehübscht. Ich weiß, daß er vor seinen öffentlichen Auftritten geschminkt wurde.
Er hielt da, und wir hatten Ruhe, ihn anzusehn. Ein weich wirkendes, schwammiges, fast aufgedunsenes Gesicht, tiefliegende, wäßrige Augen und die Mütze bis an den Augenrand, so daß ein schwarzer Schatten über seinen Augen lag. Er war ja lichtscheu, im medizinischen Sinne. Der Eindruck eines unsportlichen Menschen, der sehr im Gegensatz stand zu dem, was man auf Hitlerbriefmarken zu sehn kriegte.
Unternehmer, 1910
Das war im Polenfeldzug, da stand ich an der Straße, und er sauste an mir vorbei, in seinem kugelsicheren Auto. Und dann war da ein polnisches Schloß, da trat er auf die Terrasse und gestikulierte, und die Mütze hatte er ganz tief, man sah seine Augen kaum. Diese komische Eisenbahnermütze.
Bauer, 1918
Er stand auf einem Hügel, Kleppermantel an und Mütze auf, und wir marschierten stumm an ihm vorbei. Während wir vorbeimarschierten, natürlich nicht im Parademarsch, sondern ziemlich aufgelockert, in Staub gehüllt, redete er mit seinen Offizieren, und wir marschierten da unter ihm vorbei. Er hätte uns ruhig mal zunicken können. Ich war schon einmal an ihm vorbeimarschiert, auf dem letzten Parteitag in Nürnberg, in Zwölferreihen, das war eine ganz andere Sache.
Buchhändlerin, 1921
Als wir heimgeholt wurden ins Reich, 1939, Danzig. » Wir wollen unsern Führer sehn!« Endlich waren wir Großdeutsches Reich. Wir waren hingerissen.
Buchhändlerin, 1917
Da war ich in Danzig in der Buchhandlung, das war eine Nazifirma. Damals war schon die Bahnlinie unterbrochen, nach Zoppot, der kleine Lehrling schlief deshalb bei mir… » Der Führer kommt!« hieß es. Ein großes Führerbild wurde ins Fenster gestellt, Blumentöpfe, die Chefin aufgeregt.– Da sind wir zum Artus-Hof, da sprach er. Erst waren wir draußen vor der Tür, und dann haben wir uns reingeschmuggelt, auf einer Wendeltreppe. » Hallo! Runterkommen!« hieß es plötzlich. » Wir wollen gucken, wir wollen den Führer sehen…« Nein, das durften wir nicht. Dann kriegten wir einen schönen Platz im Hof, und da ging er einmal durch, strahlte natürlich.
Das war der 19. September, da gibt’s ’ne Sondermarke.
Cellist, 1929
Ich bin aus Danzig. 1939 ist er durch Danzig gekommen und hat uns heim ins Reich geholt. In der Masse stehen… er sauste an uns vorbei, wie aus Erz gegossen. Man dachte, das ist der liebe Gott. Als Kind, nicht wahr?
Offizier, 1912
In Danzig, beim Einmarsch. Ich war einquartiert bei einer freundlichen Familie, aber ich spürte eine gewisse Reserve. Nicht gegen mich, sondern in bezug auf die politische Entwicklung. » Ob das gut ist?« – so auf diese Art.
Ich sagte, daß der Führer doch ein doller Kerl sei, der Anschluß der Österreicher und das Sudetenland.
» …meinen Sie?« Das war alles, was sie sagten, aber man spürte die Reserve. Was aus den Leuten wohl geworden ist?
Bibliothekarin, 1930
Ich bin Hitler 1940 in Danzig begegnet. Ich kann aber nichts sagen, denn in Danzig waren die Leute sehr gegen Hitler, und niemand hat gejubelt. Er fuhr da so durch.
Es kann ja auch sein, daß er auf einem andern Platz bejubelt wurde.
Förster, 1916
Dann hab’ ich ihn in Polen gesehen. Ich zog in Spandau aus, am 27. oder 28. August. Wir empfanden das als dramatischen Moment. Das sei ein Verteidigungskrieg, glaubten wir. Und nach dem gewonnenen Krieg zog Hitler dann über die Eroberungsstraßen, und wir standen da. Das war aber eine farblose Begegnung, wir waren aufmarschiert und er im Kombi-Pkw, rein militärisch.
Schriftsteller, 1920
In Polen, wenn man in ’n Laden ging, wollt’ da was kaufen, da ging alles sofort zur Seite.
Und auf der Straße, man war ja nun bloß Arbeitsmann, und das war ja so ungefähr der letzte Dreck, und doch gingen alle Leute vom Bürgersteig runter vor einem.
Hausfrau, 1927
Ich hatte einen Onkel in Posen wohnen. In den großen Ferien fuhren wir hin, und auf dem Bahnhof bettelten uns kleine Kinder um Brot an. Die wollten unsere Koffer tragen.
Lehrer, 1926
Etwas Dämonisches? Ja, in der Wochenschau, das stimmt.
Aber als ich ihn persönlich sah… Ich habe ihn zweimal gesehen. In Berchtesgaden, da saß er
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