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Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Titel: Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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getrübt war. Aber seitdem wir bei den Morden auf der Stelle treten, ist die Stimmung immer öfter gereizt.«
    »Und wie erklärst du dir das?«
    »Na ja, vielleicht hält Heinz dem Druck von oben nicht stand, dem politischen aus Kiel, vielleicht ist es auch die Öffentlichkeit. Ich glaube aber, dass Staatsanwalt Dr. Rebinger die Hand im Spiel hat.«
    »Das hört sich ziemlich vage an.«
    »Nein, erst heute Morgen hat Heinz mir indirekt meine Professionalität abgesprochen, nur weil ich den Chefredakteur der ›Husumer Rundschau‹ gefragt habe, ob er eine Waffe besitzt und wo er zur Tatzeit war.«
    »Musste das denn sein? Oder glaubst du wirklich, dass der was mit den Morden zu tun hat?«
    »Jetzt fang du auch noch an. Warum sollte er nicht verdächtig sein? Potentiell ist nun mal jeder verdächtig. Noch sind vor dem Gesetz alle gleich, auch wenn für Heinz Püchel scheinbar einige etwas gleicher daherkommen. Außerdem hat der feine Pressepinkel schon im Kultusministerium in Kiel angerufen, damit die beim Landeskriminalamt intervenieren. Bigdowski hat denen doch tatsächlich gesagt: den Mitarbeitern im LKA sollte eingeschärft werden, dass bei der Spurensicherung am Storm-Roman mit der nötigen Sorgfalt vorgegangen wird. Das Original wäre von unersetzlichem Wert.«
    »Das ist ja erst mal nicht falsch, oder? Es ist unbezahlbar.«
    »Wem sagst du das! Ich hab schon lange vorher mit den Leuten dort gesprochen und ihnen gesagt, Sie sollen sich so viel Zeit wie nötig lassen, damit die Dokumente unter keinen Umständen beschädigt werden. Dass Heinz von der Intervention aus dem Kultusministerium schon lange wusste, ist erst bei der Pressekonferenz heute Mittag her-ausgekommen. Ich kam mir ziemlich blöd vor, kann ich dir sagen.«
    Bruno kommt mit dem Wein. Er sendet einen verheißungsvollen Blick zum Himmel, während er den granatroten Tropfen behutsam in Swensens Glas einschenkt. Der nippt kurz. Ein weiches, saftig-fruchtiges Buket mit einem angenehm bitteren Abgang. Der Kommissar nickt Bruno zu. Der platzt fast vor Stolz, schenkt die Gläser voll und zückt seinen Block.
    »Einmal gefüllte Entenbrust mit Radicchio«, sagt Anna Diete.
    »Sehr gut gewählt, Signora Diete! Una volta! Einmal Entenbrust!«
    »Für mich bitte Tagliatelle in Grappasahne, Bruno!«
    »Magnifico, Commissario! Molto bene!«
    Er eilt davon. Als er weit genug vom Tisch entfernt ist, flammt Swensens Ärger erneut auf.
    »Ich kam mir also ziemlich blöd vor«, wiederholt er den letzten Satz vor der Unterbrechung, »und die Pressekonferenz ist dann auch in eine völlig falsche Richtung abgedriftet. Die Pressetypen gerieten immer mehr auf so eine Art Sensationstrip. Kaum einer interessierte sich noch für die Ermittlungsergebnisse in den Mordfällen, sondern sie konstruierten lieber einen Zusammenhang mit dem Storm-Roman. Offensichtlich ist der entdeckte Roman mit einer Prise Mord und Totschlag einfach besser zu verkaufen. Und Heinz Püchel und der Staatsanwalt merkten nicht einmal, wie sie von den Pressefuzzis vor diesen Karren gespannt wurden. Am Ende wollten die doch glatt noch Fotos von allen Morden haben, im Namen der Pressefreiheit versteht sich. Wir hätten ja schließlich auch schon anderen Zeitungen welche zugesteckt.«
    Anna Diete sieht Swensen eindringlich an. Das wirkt. Er atmet tief durch. Es braucht etwas Zeit, bis sich seine Gesichtszüge entspannen.
    »Ich komme übrigens direkt von der Pressekonferenz der ›Husumer Rundschau‹ aus dem ›Theodor-Storm-Hotel‹.«
    Anna Diete nimmt eine Einladungskarte aus ihrer Handtasche und hält sie Jan Swensen unter die Nase. Der schnappt sie sich blitzschnell.
    »Wie kommst du zu dieser Ehre?«, fragt er, während er die dünne Pappe zwischen Daumen und Zeigefinger reibt.
    »Ich bin Mitglied der Storm-Gesellschaft, schon vergessen mein Lieber? Da bekommt man so was. Das ist schließlich ein Husumer Kulturereignis.«
    »Du und dein Theodor Storm. Schätze da waren sowieso nur dieselben Presseleute wie bei uns heute Mittag.«
    »Ja, aber für mich ist so was nicht alltäglich. Immerhin waren da reichlich Promis vom Fernsehen, Radio und Zeitung, die in Deutschland Rang und Namen haben. Außerdem war das Ganze bestimmt wesentlich pompöser, als auf euren Pressekonferenzen. Zumindest musste ich mich ganz schön zusammenreißen um beim kalten Büfett nicht unser gemeinsames Abendessen aufs Spiel zu setzen.«
    »Na, na! Wir befinden uns hier mitten in der norddeutschen Provinz!«
    »Du kannst es mir

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