Hallo Doktor
fühlte sich erschöpft, emo tional ausgelaugt, schuldig. Wie konnte ein so wundervolles Wochenende nur so schlecht enden?
Wenn sie sich entschied zu bleiben, hatten sie immer noch den morgigen Tag, ehe sie sich den Konsequenzen des Telefonge sprächs stellen musste. Vielleicht konnte Nick ihr helfen zu vergessen, wenigstens noch eine Weile.
Kurze Zeit später kam er mit einem Tablett zu ihr, auf dem zwei Becher Kaffee standen.
Nachdem er das Tablett auf den Nachtschrank gestellt hatte, legte er sich neben sie ins Bett, nahm ihr das Kissen weg und drückte sie an sich.
„Wie viel hast du gehört?” fragte Michelle, obwohl sie nicht sicher war, dass sie es wirklich wissen wollte.
„Genug, um zu begreifen, was mit dir los ist.”
„Ich bin erstaunt, dass du mich nicht meine Sachen hast packen lassen.”
„He.” Er hob ihr Kinn, damit sie ihn ansah. „Du bist vielleicht kein Engel, aber so schrecklich bist du nun auch wieder nicht. Nicht mal annähernd.”
„Das glaubst du.”
„Das weiß ich.” Er nahm ihre Hand in seine. „Mir ist schon seit einer Weile klar, dass du unter Brookes Asthma zu leiden hattest. Ich wusste es schon an dem Tag, als ich dich weinend in der Küche fand, nachdem Brooke ihre Schwangerschaft bekannt gege ben hatte.”
Michelle wischte sich die Augen mit dem Handrücken. „Das war eindeutig keiner meiner besseren Augenblicke.”
„Du hattest jeden Grund, aufgebracht zu sein. Brooke hätte dir von dem Baby erzählen müssen, und deine Besorgnis wegen ihrer Gesundheit war berechtigt. Hör auf, dich ständig selbst zu bestrafen, nur weil du dich menschlich verhältst.”
Sie schniefte. „Menschlich? Ich hatte kein Recht, Brooke so aufzuregen.”
„Was ist mit all den Gelegenheiten, bei denen du dich aufge regt hast? All die Situationen in deinem Leben, bei denen du deine Bedürfnisse wegen ihrer Krankheit zurückstellen musstest? Hast du je mit irgendjemandem darüber geredet?”
Offenbar hatte Nick doch mehr von ihrem Telefongespräch mitbekommen, als sie gedacht hatte. „Ich kam damit zurecht. Schließlich war Brooke diejenige, die gelitten hat, nicht ich.”
„Da irrst du dich, Michelle. Du hast auch gelitten. Du leidest noch immer, und es gefällt mir überhaupt nicht, dich so zu sehen. Noch weniger gefällt mir die Tatsache, dass irgendein Idiot deine Großzügigkeit ausgenutzt hat und du jetzt glaubst, ich würde dasselbe tun. Du hast nicht verdient, was er dir angetan hat, und ich bin nicht wie er. Ich erwarte nicht von dir, dass du vollkommen bist.”
„Gut. Das bin ich nämlich nicht.”
„Du sagst, du seist nicht vollkommen. Trotzdem stellst du übermäßige Ansprüche an dich selbst. Du glaubst, du hättest kein Recht, auch an deine eigenen Bedürfnisse zu denken.”
„Eines meiner Bedürfnisse ist, wieder ins Bett zu gehen und zu vergessen, dass das alles jemals passiert ist.”
Nick seufzte frustriert. „Du musst dich der Wahrheit stellen. Du bist eine wunderschöne, mitfühlende Frau, aber du hältst nicht genug von dir.”
Seine Worte waren Balsam für ihre Seele. Doch die Realität zeigte weiter ihr hässliches Gesicht. „Ich bin eine Versagerin, wenn es um Beziehungen geht. Ich war nie besonders gut darin, mich zu öffnen. Wenn ich es tat, wurde ich stets verletzt oder habe jemanden verletzt.”
Sein Lächeln war sanft. „Du tust es gerade. Du öffnest dich mir.”
„Weil du mich dazu bringst.”
Nick betrachtete sie, als könnte er in sie hineinsehen. „Hast du dir jemals überlegt, dass du versagen willst, weil du glaubst, du hättest es nicht verdient, geliebt zu werden?”
„Möglicherweise verdiene ich es tatsächlich nicht.”
„Du irrst dich.”
Sie seufzte. „Ach ja? Sieh dir doch nur an, was ich gerade Brooke ange tan habe.
Wahrscheinlich hasst sie mich jetzt, und das kann ich ihr noch nicht einmal verübeln.”
„Sie hasst dich nicht und ich auch nicht.”
Erneut empfand Michelle das Bedürfnis, ihre Gefühle zu schützen und Nick den Ausweg zu bieten, den er brauchte. „Jetzt, wo du all meine Geheimnisse kennst, brauchst du nicht mehr zu bleiben.”
Er ließ ihre Hand fallen und faltete seine Hände im Nacken. „Verdammt, Michelle, du tust es schon wieder. Meinst du vielleicht, ich würde dich wegen deiner angeblichen Fehler weniger lieben?”
Hatte sie gerade richtig gehört? Hatte er tatsächlich „lieben” gesagt? Sie machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber es kam nichts heraus, da ihre Kehle wie
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