Halte meine Seele
drücken. „Lass mich das einfach machen. Ich will nicht, dass du diesem Everett auch nur irgendwie zu nahe kommst.“ Ich konnte ihm ansehen, dass er die Wahrheit sagte, aber das machte es auch nicht besser. Man musste kein Genie sein, um zu merken, wann man auf die Ersatzbank verbannt wurde.
„Und was, wenn ich auch nicht will, dass du ihm nahe kommst?“
„Ich bin größer als du“, antwortete er schulterzuckend, „und in den letzten sechs Jahren bin ich bestimmt schon von größeren Typen als ihm angegriffen worden.“
„Schön und gut, aber da hattest du Footballhelm und Schoner an. Woher willst du überhaupt wissen, dass Everett ein Mensch ist?“
„Solange er kein Hellion ist, werde ich schon mit ihm fertig.“ Und da Hellions nicht zwischen den Welten wandern konnten, standen die Chancen ziemlich gut. „Und Fuller ist ja auch noch da.“
Allerdings bezweifelte ich, dass Doug sich auf Nashs Seite schlagen würde, wenn er jemals wieder an eine Dosis Frost rankommen wollte.
„Na gut“, sagte ich versöhnlich, und Nash drückte mir zum Dank einen Kuss auf die Nasenspitze. Erst jetzt ließ er meine Hand los. Neugierig sah ich zu Emma rüber, die gerade ihren Pinsel in den Farbeimer tauchte und Doug so verliebt anlächelte, als habe er das Küssen erfunden. Mir wurde ganz übel bei der Vorstellung, dass sie vielleicht nicht nur wegen seines besonderen Talents zum Küssen so gut drauf war. „Schau mal, die beiden sind wieder aufgetaucht. Deine Chance.“
Vorsichtig legte Nash den Pinsel quer über den offenen Farbeimer. „Bin gleich wieder da.“ Auf dem Weg durch die Turnhalle musste er immer wieder stehen bleiben, um Freunde und Teamkollegen zu begrüßen, und ich hätte nur zu gern Lippen lesen können. Als ich mit dem Streichen der Bude fast fertig war, hörte ich durch die offene Tür Stimmen aus dem Flur.
„Schwing deinen Arsch wieder da rein. Sofort!“ Das war unverkennbar Sophie, auch wenn sie flüsterte und ihre Stimme vor Wut ungewöhnlich verletzlich klang. So wütend hatte ich sie noch nie erlebt, und sie war ziemlich oft wütend auf mich. „Du lässt uns nicht noch mal sitzen!“
„Ich komm ja gleich zurück“, erwiderte Scott gereizt, und am Klang seiner Stimme war zu erkennen, dass sein Rausch abgeklungen war. Und er sich verzweifelt nach einem weiteren sehnte. „Ich muss nur was aus dem Football holen.“
„Wie bitte?“, blaffte Sophie.
Vorsichtig beugte ich mich ein Stück nach vorn, bis ich zumindest Scott sehen konnte. Von Sophie hörte ich nur die Stimme.
„Aus dem Auto, meine ich.“ Scott rieb sich genervt die Stirn. „Bei dem ganzen Lärm kann ich nicht klar denken.“ Als er daraufhin einen Blick in die Turnhalle warf, ging ich hinter der Bude in Deckung. Schon komisch. Klar unterhielten sich die anderen beim Arbeiten, aber die Turnhalle war riesig und bei Weitem nicht voll. Und es war ganz bestimmt nicht laut hier drin.
Scott schien irgendwelche Dinge zu hören. Gab es auch akustische Halluzinationen? Nicht gut, gar nicht gut …
„Ich muss was holen …“, murmelte er wieder, und langsam wagte ich mich aus der Deckung. Scott starrte die Wand neben sich an, als rechne er jeden Augenblick damit, dass etwas daraus hervorbrechen könnte.
„Ja, genau, und dann kommst du nicht zurück“, zischte Sophie. „Du hast versprochen zu helfen, und wenn du abhaust, steh ich vor meinen Freunden wie eine Idiotin da.“
„Dann solltest du dir andere Freunde suchen. Vielleicht bist du aber auch nicht die Einzige, die unbedingt zur Eistussi gewählt werden will.“
„Schneekönigin heißt das. Und was hätte ich schon davon zu gewinnen, wenn niemand mit mir hingeht?“
Nash war inzwischen bei Doug angelangt und zog ihn beiseite, um unter vier Augen mit ihm zu reden. Es war echt seltsam, die beiden zu beobachten und gleichzeitig meine Cousine und ihren Freund zu belauschen.
„Ich hab doch gesagt, ich komme gleich wieder!“, stieß Scott zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und die Wut in seiner Stimme ließ meinen Puls in die Höhe schnellen.
„Du hast auch gesagt, dass du mir die ganze Woche lang hilfst, dabei bist du heute zum ersten Mal hier. Und jetzt willst du schon wieder abhauen!“
Ich hörte Schuhe auf Linoleum quietschen, als Scott sich umdrehte und einfach losging, gefolgt von Sophies Trippelschritten. „Verdammt noch mal, Sophie, lass mich in Ruhe!“ Ein dumpfes Poltern und ein überraschter Aufschrei, dann landete Sophie auf dem
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