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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sunday
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spannende Geschichten über die Cherokee-Indianer erzählte.
    »Na komm zu mir.«
    Sylvia küsste ihren Sohn auf die erhitzte Wange. »Geh schon. So ein tolles Angebot bekommst du nicht alle Tage. Vielleicht lässt sich Tante Taya eine kleine Geschichte entlocken, während ich in die Küche gehe und einen Teller für dich hole. Bestimmt magst du auch ein Stückchen von dem leckeren Kuchen haben, oder?«
    »Ich kenne eine spannende Erzählung von einem Ballspiel zwischen Yona, dem Bären, Dagasi, der Sumpfschildkröte und den Vögeln«, warf Tayanita mit einem Augenzwinkern ein.
    Freds Schmollmund verzog sich angesichts dieser verlockenden Aussicht zu einem zaghaften Lächeln. »Sarah ist wirklich gemein«, betonte er noch einmal, aber seine Miene wirkte schon viel fröhlicher, als er um den Tisch herumging, um es sich bei Tayanita gemütlich zu machen.
     
    Als Sylvia mit einem Glas Milch und einem Teller aus der Küche zurückkehrte, kuschelte sich Fred höchst zufrieden an den ausladenden Busen ihrer Freundin, wo er, Daumen nuckelnd, mit großen Augen Tayanitas Worten lauschte.
    »Yona und Dagasi hatten furchtbar damit angegeben, wie leicht es ihnen fallen würde, die Vögel zu besiegen. Doch nun kamen sie nicht einmal dazu, zu spielen. Weil Tlutlu, die kleine Schwalbe, den Ball aufgefangen hatte, schenkten sie ihr einen wunderschönen Kürbis, in dem sie ihr Nest erbauen konnte.« Tayanita verabreichte Freds Bär einen Nasenstüber. »Und noch heute besitzt Tlutlu genau diesen Kürbis.«
    Ein Strahlen glitt über Freds Mausgesichtchen, als er zu ihr hochblickte.
    »Du hättest Kinder haben sollen«, entfuhr es Sylvia unvermittelt. Sie zuckte zusammen, als sie bemerkte, dass sie ihren Gedanken laut ausgesprochen hatte. »Es tut mir leid.« Sie machte eine entschuldigende Geste. »Ich hätte das nicht sagen sollen.«
    »Schon gut. Es ist, wie es ist.« Tayanita spürte eine plötzliche Kälte hochsteigen. Sie bemühte sich, das aufkommende Gefühl der Leere zu verdrängen. Der Mann, mit dem sie sich hatte vorstellen können, eine Familie zu gründen, hatte das freie unabhängige Leben und die Einsamkeit seines Ateliers, den Geruch von Harz, Ölfarbe und Terpentin dem lebhaften Getrappel kleiner Füße vorgezogen. Jetzt zählte Tayanita sechsundvierzig Jahre, und die Chance, ein eigenes Kind zu bekommen, war ihrer Meinung nach längst verstrichen.
    »Du kannst gut mit Kindern umgehen, hast ein Händchen dafür und so viel mehr Geduld als ich.« Mit Bedauern im Blick betrachtete Sylvia ihre Freundin und den jüngsten Sohn.
    Tayanita sah hinab auf Freds Scheitel. Ein wehmütiges Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie Sylvia antwortete. »Du bist eine wunderbare Mutter, Sylvia. Glaub mir, diese offensichtliche Geduld, die du bei mir siehst, rührt nur daher, weil ich die Kinder nicht ständig um mich habe. Wenn das der Fall wäre, wäre ich sicherlich nicht immer so entspannt im Umgang mit ihnen.« Behutsam hob sie Fred von ihrem Schoß und deutete ihm an, sich auf die Couch zu setzen. »Iss jetzt deinen Kuchen und trink deine Milch, kleiner Mann.« Sie nickte Sylvia zu. »Deine Mom hat sich einmal wieder selbst übertroffen, als sie diesen köstlichen Pekannuss Pie gebacken hat. Ich denke, ich werde mir noch ein zweites Stück gönnen.«
     
    *
     
    Während Sylvia und Tayanita beim Tee zusammensaßen, hatte sich Hannah zu einem Spaziergang aufgerafft. Eine Weile sah sie den Kindern auf dem Spielplatz im Park zu, dann schlenderte sie ziel- und planlos durch die kleinen Straßen. Schließlich blieb sie vor dem Schaufenster eines Modeladens stehen, Magnolia’s Boutique , um einen türkisfarbenen Traum von einem Kleid zu bewundern. Es war einfach bezaubernd. Ein weit schwingender spitzenverzierter Rock schloss an eine mit winzigen matt schimmernden Glasperlen besetzte Korsage an. Das Kleid besaß Knielänge. Oh, es war göttlich. Hannah legte den Kopf schief und stellte sich vor, wie sie darin wohl aussehen würde. Sie liebte Blau- und Türkistöne. Ellie hatte immer gesagt, dass diese Farben ihre Augen zum Leuchten brachten. Doch zu welcher Gelegenheit sollte sie so ein hübsches Kleid tragen? Mit wem vor allen Dingen sollte sie ausgehen? Sie hatte sicher nicht die Absicht, sich so schnell wieder auf einen Mann einzulassen. Nein, von den Herren der Schöpfung hatte Hannah Mulligan erst einmal die Nase voll. Jetzt galt es, Entscheidungen zu treffen. Einen Neuanfang zu wagen.
    Mit leisem Bedauern wandte sie sich vom

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