Hardball - Paretsky, S: Hardball - Hardball
der Gewerkschaft staunen würden, wenn er ihnen bei ihrem nächsten Wochenendausflug davon erzählte. Sie trafen sich immer noch regelmäßig, um Erinnerungen auszutauschen und Billard zu spielen.
»Brauche ich einen Smoking oder so was?«, fragte er ängstlich, als wir uns zum Gehen wandten.
»Tragen Sie Ihren Overall und Ihr Gewerkschaftsabzeichen«, sagte ich. »Krumas wird bestimmt wie ein Mann des Volkes aussehen.«
»Sei nicht so zynisch«, schimpfte Petra. »Aber sag mal, hast du wirklich ein Gewerkschaftsabzeichen, Onkel Sal?«
»Nö, aber einen Bronze Star. Weil ich 1944 in Anzio verwundet worden bin.«
Petras Augen strahlten. »Ja, du musst unbedingt deine Orden tragen. Das wäre fantastisch! Und ich komm vorher noch mal und schneide dir die Haare. Seit ich in Afrika war, kann ich ziemlich gut mit der Schere umgehen. Kelsey und ich haben uns immer gegenseitig die Haare geschnitten.«
Mr Contreras war sehr vergnügt, als wir nach Hause fuhren. »Wirklich ein tolles Mädchen, Ihre Cousine. Sie könnte sogar einem Felsen die Socken ausziehen mit ihrem Charme. Von der können Sie noch was lernen, wissen Sie?«
»Zum Beispiel, wie man einem Felsen die Socken auszieht?« Ich dachte wieder an meinen früheren Chef, der mir immer empfohlen hatte, mit meinen »Aktivposten« zu arbeiten. »Denken Sie, ich bin zu kalt?«
»Es würde nicht schaden, wenn Sie mehr lächeln würden. Sie wissen doch, was die Leute sagen, Puppe: Mit Honig fängt man mehr Fliegen.«
»Nun ja, wenn man Wert darauf legt, viele Fliegen in seiner Nähe zu haben.« Ich wartete, bis er im Haus war, dann ging ich mit den Hunden noch mal um den Block.
Hätte Petra einen Curtis Rivers vielleicht so becirct, dass er ihr alles über Lamont Gadsden erzählt hätte? Ich versuchte mir vorzustellen, wie ich mit einem glockenhellen Lachen in seine Schuhmacherwerkstatt hüpfte, um ihn zu befragen. Es war wesentlich einfacher, mir vorzustellen, dass ich rückwärts mit Pfennigabsätzen steppte.
Ich goss mir einen Whisky ein und sah mir eine Weile das Spiel San Francisco gegen die Cubs an. Es war zum Heulen. Die Cubs können einfach nicht pitchen. Als ich ins Bett ging, lagen sie im fünften Inning mit drei Runs hinten.
Ich steckte mitten in einem Albtraum – Petra lachte herzlich, während mir ein Fliegenschwarm in den Ausschnitt kroch –, als mich das Klingeln des Telefons rettete. Ich schreckte aus dem Schlaf hoch, noch immer die Fliegen vor Augen, und griff nach dem Hörer.
»Ist da die Detektivin?«
Es war eine weiche, tiefe Frauenstimme, aber in meinem verwirrten Zustand konnte ich sie nicht zuordnen. Ich warf einen Blick auf den Wecker: Es war drei Uhr morgens.
»Tut mir leid, dass ich Sie geweckt habe, aber ich musste die ganze Zeit an Lamont denken. Wenn ich bis morgen warte, ist es vielleicht zu spät; denn ich weiß nicht, ob ich noch einmal den Mut finde, Sie anzurufen.«
»Rose Hebert.« Ich sprach den Namen laut aus, als ich sie erkannte. »Ja, was ist mit Lamont?«
Eine Pause, ein tiefer Atemzug, die Vorbereitung auf den großen Sprung. »Ich hab ihn an diesem Abend gesehen.«
»An welchem Abend?« Ich lehnte mich an das Kopfbrett, zog die Knie ans Kinn und versuchte aufzuwachen.
»Als er von zu Hause weggegangen ist. Am fünfundzwanzigsten Januar 1967. In der Nacht vor dem Schneesturm.«
»Sie meinen, Lamont kam zu Ihnen, nachdem er das Haus seiner Mutter verlassen hatte?«
»Er kam nicht zu mir«, sagte sie hastig. Im Hintergrund konnte ich die Geräusche des Krankenhauses hören, das unaufhörliche Piepsen der Rufmelder und die Sirene eines Krankenwagens. »Ich war unterwegs … nach dem Mittwochsgottesdienst. Daddy war noch in der Kirche, er hat mit den Gemeindeältesten gesprochen, und ich sollte nach Hause gehen. Aber ich habe einen Spaziergang gemacht. Es war ja so warm, erinnern Sie sich?«
Die große Januarwärme. Jeder, der damals dabei war, wundert sich heute noch darüber. Erst war es so warm, und dann kam der Schneesturm.
»Ich bin gegangen, um Lamont zu suchen. Ich war so verwirrt, ich wollte ihn treffen! Aber ich habe mir natürlich eingebildet, ich täte es um der Gemeinde willen. Ich wollte ihn bitten, zur Jugendgruppe unserer Kirche zu kommen und den jungen Leuten von seiner Zeit mit Dr. King zu erzählen, obwohl Daddy dagegen war, dass sich die Gemeinde an der Bürgerrechtsbewegung beteiligte.«
Sie holte noch einmal tief Luft, es war fast ein Seufzer, dann flüsterte sie: »In Wirklichkeit wollte
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