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Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Ratschläge gegeben als Art. Sandy hatte uns vor kurzem eine
Mail wegen unseres alljährlichen Besprechungstermins geschickt; das Jahr neigte
sich schon wieder seinem Ende entgegen, bald würde Winter sein.
    Ich dachte
an Sandy und unsere Wohnung in St. Louis, als ich mich von Art verabschiedete.
Wir sahen ihm nach und waren beide erleichtert. Art war mehr oder weniger stolz
darauf, uns zu seinen Mandanten zu zählen, als seien wir aus dem Showgeschäft
oder so. Aber deswegen war er noch lange nicht locker oder entspannt, wenn er
allein mit uns zusammen war.
    Nachdem er
abgereist war und das Personal die Reste des Mittagessens abgeräumt hatte,
schlug ich Tolliver vor, einen Spaziergang zu machen. Ich hatte ihm sein
eklatantes Fehlverhalten immer noch nicht ganz verziehen, war aber bereit, das
Thema erst einmal auf sich beruhen zu lassen, bis ich mich wieder beruhigt
hatte. Ein kleiner Spaziergang würde die Wogen vielleicht ein wenig glätten.
    Tolliver
schüttelte den Kopf, bevor ich meinen Satz zu Ende gesprochen hatte. »Wir waren
heute Morgen auf dem Laufband im Fitnessraum«, rief er mir wieder ins
Gedächtnis. »Ich weiß, wie ungern du im Hotel festsitzt, aber wenn wir
ausgehen, wird man sich an unsere Fersen heften und eine Stellungnahme von uns
verlangen.«
    Ich rief an
der Rezeption an und fragte, ob noch immer Journalisten vor dem Hotel warteten.
Der Empfangschef meinte, er sei sich zwar nicht sicher, aber einige Leute im
Coffeeshop auf der anderen Straßenseite seien bestimmt von der Presse. Ich
legte auf.
    »Mist«,
sagte ich.
    »Weißt du
was?«, meinte Tolliver. »Setz einfach deine dunkle Sonnenbrille und eine Mütze
auf, dann gehen wir ins Kino.« Er griff nach der Zeitung und sah ins
Kinoprogramm. Ich ertappte mich dabei, wie ich mein Foto auf der ersten Seite
des Lokalteils betrachtete. Ich hatte heute Morgen absichtlich nur die
Aufmacherseite angeschaut. Da war ich nun, dünn, dunkelhaarig, mit tief
liegenden Augen und einer aufrechten Haltung, die Arme fest unter meiner Brust
verschränkt. Ich fand, das Foto machte mich deutlich älter als vierundzwanzig,
und davon bekam ich eine Gänsehaut. Tolliver, der auf dem Foto rechts von mir
stand, war größer, dunkler und stämmiger.
    Wir machten
beide einen ziemlich verzweifelten Eindruck und sahen aus wie Flüchtlinge aus
Mitteleuropa. Flüchtlinge, die irgendeiner Verfolgung entgangen und gezwungen
waren, alles, was ihnen wichtig war, zurückzulassen.
    »Willst du
den Artikel lesen?«, fragte Tolliver und reichte mir die Zeitung. Er wusste,
dass ich die Geschichten, die inzwischen über uns erschienen waren, nicht gern
las, aber da ich das Foto angestarrt hatte, bot er mir die Zeitung an.
    Ich machte
eine abwehrende Handbewegung.
    Stattdessen
reichte er mir das Kinoprogramm, und ich begann die Anzeigen zu überfliegen.
Was Filme betrifft, sind wir uns einig: Wir mögen Science-Fiction- und Abenteuerfilme. Wir mögen Filme mit glücklichen Familien. Wenn sie
bedroht werden, wollen wir, dass sie mehr oder weniger heil davonkommen und
dabei vielleicht noch ein paar Bösewichter erschießen. Wir mögen keine
Problemfilme, egal, wie gut sie sind. Wir mögen keine romantischen Frauenfilme.
Auch keine ausländischen Filme. Ebenso wenig habe ich Lust, ins Kino zu gehen,
nur um irgendwas über die Natur des Menschen oder den Zustand unserer Welt zu
erfahren. Darüber weiß ich bereits mehr, als mir lieb ist.
    Insofern war
es nicht weiter überraschend, dass wir einen Film fanden, der unseren Geschmack
traf.
    Ich zog
meine Jacke an, setzte meine Strickmütze und meine Sonnenbrille auf, und auch
Tolliver vermummte sich irgendwie. Statt unseren eigenen Wagen holen zu lassen,
baten wir den Portier, uns ein Taxi zu rufen. Wir bekamen sogar einen
schweigsamen Taxifahrer, was ich eindeutig bevorzuge. Er fuhr zügig und brachte
uns so pünktlich zum Multiplex-Kino, dass wir Karten kaufen und uns direkt in
den Saal setzen konnten.
    Ich liebe
große Multiplex-Kinos. Ich liebe die Anonymität, die vielen unterschiedlichen
Leute. Ich liebe die Teenager mit den grellen T-Shirts und albernen Käppis, die
den Kinosaal sauber machen. Tolliver hatte früher in Texarkana ebenfalls eine
Zeit lang als Kinoaufseher gejobbt. Damals ließ er mich immer heimlich rein,
damit ich mich im dunklen Saal verstecken und über dem Film vergessen konnte,
was mich zu Hause erwartete.
    Sobald der
Vorfilm begann, war ich glücklich. Wir saßen nebeneinander im Dunkeln und
reichten das Popcorn

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