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Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Titel: Harper Connelly 04 - Grabeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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aber wie du weißt, werde ich niemandem davon erzählen.« Ich muss zugeben, dass ich selbst
     neugierig war.
    »Wollen wir zusammen essen gehen? Ich nehme an, dass du nicht viel rauskommst, jetzt wo dein Süßer im Krankenhaus liegt.«
    »Das klingt gut.«
    »Prima, wie wär’s mit dem Outback Steakhouse? Es gibt eines ganz in der Nähe des Krankenhauses.« Sie nannte mir die Adresse,
     und ich versprach, sie dort um halb sieben zu treffen.
    Ich staunte nicht schlecht, dass Victoria so gesprächig war. Ihr Interesse, mit mir zu reden, war irgendwie merkwürdig.Aber es stimmte, ich fühlte mich einsam. Es tat gut zu wissen, dass jemand mit mir reden wollte. Iona hatte genau einmal angerufen,
     um sich nach Tolliver zu erkundigen, aber es war ein kurzes, pflichtschuldiges Gespräch gewesen.
    Krankenhäuser sind eine Welt für sich, und dieses hier drehte sich unablässig um die eigene Achse. Als ich Tollivers Zimmer
     betrat, hatte man ihn gerade zu Untersuchungen abgeholt, aber niemand konnte mir sagen, was für Untersuchungen das waren und
     warum sie gemacht wurden.
    Ich fühlte mich mutterseelenallein. Nicht einmal der eigentlich ans Krankenhausbett gefesselte Tolliver war da, wo er sein
     sollte. Mein Handy klingelte, und ich zuckte schuldbewusst zusammen. Ich dürfte es im Krankenhaus gar nicht an haben. Aber
     ich ging trotzdem dran.
    »Harper? Alles in Ordnung?«
    »Manfred! Wie geht es dir?« Ich lächelte.
    »Ich hatte so das ungute Gefühl, dass du in Schwierigkeiten steckst, und musste anrufen. Störe ich gerade?«
    »Ich bin froh, dass du dich meldest«, sagte ich, wahrscheinlich begeisterter als ich sollte.
    »Na dann«, meinte er. »Ich nehme das nächste Flugzeug.« Das war nur halb im Spaß dahingesagt. Manfred Bernardo, ein Hellseher
     in spe, war drei oder vier Jahre jünger als ich, hatte aber noch nie einen Hehl daraus gemacht, wie attraktiv er mich fand.
    »Ich fühle mich einsam, weil Tolliver angeschossen wurde«, sagte ich, wobei mir sofort auffiel, wie egoistisch das klang.
     Nachdem ich Manfred erzählt hatte, was passiert war, wurde er ganz aufgeregt. Er wollte tatsächlich nach Texas kommen, damit
     ich eine Schulter zum Ausweinen hätte, wie er es nannte. Ich war völlig gerührt, und einen verrückten Moment lang überlegte
     ich, Ja zu sagen. Es wäre tröstlich, Manfred um mich zu haben – mit seinen Piercings, Tattoosund allem anderen. Erst als ich mir Tollivers Gesicht vorstellte, kam ich wieder davon ab.
    Bevor wir das Gespräch beendeten, hatte ich Manfred versprochen, anzurufen, »falls sich die Lage verschlechtert«. Das war
     vage genug, um uns beide zufriedenzustellen. Er hatte mir seinerseits versprochen, sich täglich telefonisch nach mir zu erkundigen,
     bis Tolliver aus dem Krankenhaus entlassen wurde.
    Als ich auflegte, hatte sich meine Laune deutlich gebessert. Sie hob sich noch einmal, als ein Pfleger Tolliver im Rollstuhl
     hereinschob, kurz nachdem ich mein Handy zugeklappt hatte. Er hatte eine viel bessere Gesichtsfarbe als noch am Vortag, aber
     ich sah, dass er doch sehr schwach war, weil er so in sich zusammengesunken im Rollstuhl saß. Tolliver musste wieder ins Bett,
     auch wenn er das nur ungern zugab.
    Nachdem der Pfleger dafür gesorgt hatte, dass Tolliver bequem lag und alles hatte, was er brauchte, verschwand er mit diesen
     wippenden, leisen Schritten, die sich Krankenhausangestellte im Rahmen ihres Jobs anzueignen scheinen. Wie mir Tolliver sagte,
     war sein Schlüsselbein nochmals geröntgt worden. Ein Neurologe sei gekommen, um zu kontrollieren, dass auch wirklich keine
     Nerven verletzt worden waren.
    »Hast du schon mit Dr.   Spradling gesprochen?«, fragte ich.
    »Ja, er kam vorher vorbei und meinte, dass es gut aussieht. Ich habe dich schon vor einer Stunde erwartet.« Tolliver hatte
     völlig vergessen, dass ich noch auf dem Polizeirevier vorbeischauen wollte.
    Ich erzählte ihm von dem Videoband und beschrieb ihm, wie sich die Frau von Cameron unterschieden hatte.
    »Das tut mir leid«, sagte er. »Ich habe mir schon gedacht, dass es jemand anderes ist, aber ein bisschen Hoffnung hat man
     immer.« Genauso war es mir auch gegangen.
    »Sie war es aber nicht. Ich frage mich nur, warum sie jemandverwechselt hat. Wer hat bitteschön die Polizei verständigt? Wer hat Pete dazu gebracht, sich die Bänder anzusehen? Diese
     Frau sah Cameron zumindest so ähnlich, dass ich mir auf Petes ausdrücklichen Wunsch hin das Band ansehen sollte. War der

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