Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
Bell.
    Maggie drehte sich rasch um und schaute sich im Zuschauerbereich um. Ich folgte ihrem Blick, und da war David Bell. Er saß am Ende der zweiten Reihe. Ich kannte ihn vom Sehen, weil ich ihn in den Monaten nach dem Ende unserer Ehe gelegentlich in Maggies Begleitung gesehen hatte. Einmal war ich in ihre Wohnung gekommen, um meine Tochter abzuholen, und Bell hatte mir die Tür geöffnet.
    Maggie drehte sich um und wollte sich an das Gericht wenden, aber ich legte ihr die Hand auf die Schulter und hielt sie zurück.
    »Das übernehme ich«, erklärte ich.
    »Nein, warte«, zischte sie mit Nachdruck. »Bitte um eine zehnminütige Unterbrechung. Darüber müssen wir erst reden.«
    »Genau das hatte ich vor.«
    Ich stand auf und richtete mich an die Richterin.
    »Euer Ehren, wie Ihnen ist auch uns dieser Antrag eben erst vorgelegt worden. Wir könnten ihn mit nach Hause nehmen und eine schriftliche Entgegnung einreichen, doch wir würden lieber jetzt gleich darauf eingehen. Wenn uns das Gericht eine kurze Pause gönnen würde, könnten wir, glaube ich, sofort eine mündliche Entgegnung dazu abgeben.«
    »Fünfzehn Minuten, Mr. Haller? Ich habe noch eine andere Sache zu erledigen. Ich könnte mich in der Zwischenzeit damit befassen und dann wieder auf Sie zurückkommen.«
    »Danke, Euer Ehren.«
    Das hieß, wir mussten unseren Tisch verlassen, damit dort ein anderer Ankläger der Richterin seinen Fall präsentieren konnte. Um Platz für ihn zu schaffen, schoben wir unsere Akten und Maggies Laptop an den Rand des Tisches, dann standen wir auf und gingen zum Hinterausgang des Saals. Als wir an Bell vorbeikamen, hob er die Hand, um Maggie auf sich aufmerksam zu machen. Sie schenkte ihm jedoch keine Beachtung und ging an ihm vorbei.
    »Sollen wir nach oben gehen?«, fragte Maggie, als wir den Saal durch die Doppeltür verließen. Damit war unser Büro in der Staatsanwaltschaft gemeint.
    »Wir haben nicht genügend Zeit, um auf den Lift zu warten.«
    »Wir könnten die Treppe nehmen. Es sind nur drei Stockwerke.«
    Wir gingen durch die Tür des Treppenhauses, doch dann packte ich sie am Arm und sagte: »Hier geht es auch. Was machen wir wegen Bell?«
    »Dieser miese Dreckskerl. Er hat in seinem ganzen Leben noch keine einzige Strafsache übernommen, geschweige denn einen Mordfall.«
    »Du hättest ja auch auf keinen Fall denselben Fehler noch mal gemacht und wieder einen Strafverteidiger geheiratet.«
    Sie sah mich durchdringend an.
    »Was soll das jetzt wieder heißen?«
    »Nichts, nur ein schlechter Witz. Lass uns lieber bei der Sache bleiben.«
    Sie hatte die Arme angespannt über der Brust verschränkt.
    »So etwas Hinterfotziges ist mir selten untergekommen. Royce möchte erreichen, dass ich von dem Fall abgezogen werde, also geht er zu Bell. Und Bell … ich kann einfach nicht glauben, dass er zu so etwas imstande ist.«
    »Tja, wahrscheinlich spekuliert er auf einen Anteil an dem Goldtopf am Ende des Regenbogens. Wahrscheinlich hätten wir auf so etwas gefasst sein sollen.«
    Es war ein Verteidigungsmanöver, auf das auch ich schon zurückgegriffen hatte, wenn auch nicht derart plump. Wenn einem ein Richter oder Staatsanwalt nicht passte, war eine Möglichkeit, ihn von dem Fall abziehen zu lassen, sich jemanden ins Team zu holen, der einen Interessenkonflikt mit dem Betreffenden schuf. Da die Verfassung jedem Angeklagten die freie Wahl seines Verteidigers garantiert, ist es normalerweise der Richter oder der Staatsanwalt, der vom Prozess ausgeschlossen wird. Es war ein geschickter Schachzug von Royce.
    »Dir ist doch klar, was er vorhat?«, sagte Maggie. »Er versucht, dich zu isolieren. Er weiß, ich bin die Einzige, der du als Stellvertreterin vertraust, und jetzt versucht er, dir dieses Standbein zu nehmen. Er weiß, dass du ohne mich verlieren wirst.«
    »Danke für dein Vertrauen in mich.«
    »Du weißt ganz genau, was ich meine. Du bist bisher nie als Ankläger vor Gericht aufgetreten. Ich bin da, um dir dabei zu helfen. Wen hättest du denn noch, wenn er mich rauskegelt? Wem würdest du vertrauen?«
    Ich nickte. Sie hatte recht.
    »Okay, dann lass mal hören. Wie lang warst du mit Bell zusammen?«
    »Mit ihm? Gar nicht. Wir sind vor sieben Jahren ein paarmal miteinander ausgegangen. Allerhöchstens zwei Monate, und wenn er etwas anderes behauptet, lügt er.«
    »Basiert der Konflikt darauf, dass du eine Beziehung mit ihm hattest, oder gibt es irgendetwas anderes, etwas, was du getan oder gesagt hast, oder

Weitere Kostenlose Bücher