Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
„Du bist nicht frei, Kind, genauso wenig wie ein Messer, nur weil es jemand zieht und in ein eine Leiche stößt.“
„Entscheidungsfreiheit ist Macht“, spie Maeve zur Antwort. „Soll ich heute Nacht noch ein paar Entscheidungen treffen, um es dir zu demonstrieren?“
Sie hob die kleine Pistole erneut und zielte auf mich.
Karrin sog scharf die Luft ein.
Plötzlich begriff ich, was geschah. Ich begriff, was Mab wusste und Maeve nicht.
Sarissa war nicht das einzige Feengefäß auf der Hügelkuppe. Sie war nur das einzige, das Maeve hatte sehen sollen.
Es gab noch jemanden, der Zeit mit einer mächtigen Fee verbracht hatte.
Der eine Beziehung zu einer hatte, die tiefer ging und bedeutsamer war als eine flüchtige oder formelle Bekanntschaft.
Dessen Leben man zu diesem Zweck methodisch, vorsätzlich und heimlich umgestaltet hatte.
Den eine Sidhe gründlich vorbereitet hatte.
„Maeve“, sagte ich panisch. „Nicht! Du bringst dich um. Du hast nicht gewonnen. Du siehst es nur noch nicht.“
Maeve kicherte fröhlich. „Nein?“
„Die Entscheidungsfreiheit zu haben und somit Lügen zu können ist keine Scheißsuperkraft, Maeve“, sagte ich. „Weil es bedeutet, dass man immer die falsche Wahl treffen kann. Es bedeutet, dass man sich selbst belügen kann.“
Maeves Lächeln bekam einen eindeutig sexuellen Unterton, ihre Augen strahlten und leuchteten.
„Zwei plus zwei ist fünf“, sagte sie und drehte die Waffe zur Seite, wobei die Mündung auf mein Auge gerichtet blieb.
Mab bewegte den kleinen Finger.
Karrins Hände kamen in einem Schauer schwarzer Eissplitter rasch hinter ihrem Rücken hervor. Sie riss ihre kleine Ersatzschusswaffe aus einem verborgenen Knöchelholster.
„Nein!“, rief ich.
Zwei Schüsse fielen fast gleichzeitig.
Etwas zischte bösartig an meinem Ohr vorbei.
Direkt neben Maeves Nase, an der edlen Linie ihres Wangenknochens, erschien ein hübsches, rundes Loch.
Maeve blinzelte zweimal. Ihr Gesicht nahm beinahe genau denselben verwirrten Ausdruck an wie Lilys. Blut rann aus dem Loch.
Dann fiel sie wie ein Eiszapfen in einem warmen Sonnenstrahl.
„Verdammt, nein“, flüsterte ich.
Dunkelblaues Feuer sammelte sich über der gefallenen Winterlady. Mit einem hässlichen Heulen formte es sich zur Silhouette einer Schlange, die sich zusammenrollte und dann zur nächsten Ecke der zerfallenen Hütte vorschnellte, was ihre flammende Gestalt viereinhalb Meter lang werden ließ …
… wo Molly hinter ihrem Schleier kauerte und auf eine Gelegenheit gewartet hatte, mir zu helfen.
Die Schlange der Winterkälte stieß in ihre Brust, zerschmetterte dabei ihren Schleier, und der Gesichtsausdruck meines Lehrlings verwandelte sich in blankes Entsetzen. Molly hatte nicht einmal Zeit zusammenzuzucken. Die Schlange schlug ein, und sie wurde rückwärts gegen die Hüttenwand geschleudert; ihre Beine gaben nach, als hätten die Muskeln darin vergessen, wie man sich bewegte.
Molly blickte mit bestürztem und verwirrtem Gesichtsausdruck zu mir auf und schaffte es mit knapper Not, „Harry?“ zu keuchen.
Dann fiel auch sie zu Boden, zitternd und bewusstlos.
„Oh Gott“, hauchte ich. „Oh Gott.“
Molly.
53. Kapitel
Z wei Feenköniginnen waren tot.
Lang leben die Königinnen.
Noch immer waren alle schockiert.
Ich wandte mich an die Gefolge der gefallenen Königinnen und sagte: „Lasst Fix gehen. Sofort.“
Sie ließen den kleineren Mann los, und er eilte sogleich an Lilys Seite, das Gesicht noch immer kummerverzerrt.
„Ihr werdet alles weglegen, was ihr meinen Freunden weggenommen habt“, wies ich die Feen ruhig an. „Dann werdet ihr euch soweit den Hügel hinunter zurückziehen, wie es der Wall zulässt. Sehe ich einen von euch, wie er etwas Gewalttätiges versucht, werdet ihr diese Insel nie mehr verlassen. Habe ich mich klar ausgedrückt?“
Ich sah nicht besonders beeindruckend aus, aber über einer meiner Schultern ragte Mab auf und Dämonenwind über der anderen, also nahmen sie mich ernst – selbst der Blutschädel. Sie alle zogen sich zurück und teilten sich dabei in zwei Gruppen auf.
„Harry“, sagte Karrin. „Was ist gerade passiert? Geht es Molly gut?“
Ich starrte Mab durchdringend an. „Ich weiß nicht“, sagte ich zu Karrin. „Können Justine und du die beiden in die Hütte schaffen? Nur ... passt auf, dass sie nicht an ihrer Zunge ersticken oder so.“ Ich sah zu Justine hinüber. „Wie geht es dir, Mac?“
Mac hob müde und zittrig den
Weitere Kostenlose Bücher