Harry Potter - Der siebte Horkrux
wollen. Harry glaubte einfach, dass es dafür keinen Weg anderen gab.
»Harry?«
Er blickte auf und sah Mrs. Weasley in der Tür stehen. Sie musterte ihn, besorgt darüber, ihn allein im Dunkeln aufzufinden.
»Ist alles in Ordnung mit dir, Liebes?«, fragte sie sanft.
»Ja, Mrs. Weasley. Mir geht es gut.«
»Nun, ich vermute, das würdest du auch sagen, wenn es dir nicht gut ginge.«
Harry grinste verlegen. »Schuldig in allen Anklagepunkten.«
Mrs. Weasley füllte ein Glas mit kaltem Kürbissaft und stellte es vor ihm auf den Tisch. Sie setzte sich neben ihn und nahm seine Hand in die ihre. »Das einzige auf der Welt, das knapp vorhanden zu sein scheint, ist Liebe. Und doch ist sie das einzige, was wächst und sich vervielfacht, wenn es geteilt wird. Wir sollten niemals die Chance verwerfen, mehr davon in unserem Leben zu haben.«
Harry blickte in Mrs. Weasleys Augen und fand dort nur Wärme und Mitgefühl. Er spürte, wie ihm Tränen in die eigenen stiegen, und blinzelte wütend, um sie zurückzuhalten. »Ich versuche nur zu tun, was richtig ist, Mrs. Weasley.«
»Das weiß ich, Liebes.«, sagte sie sanft. Sie erhob sich und küsste ihn auf den Kopf. »Und sie weiß es ebenfalls.«
Harry nickte schweigend, während Mrs. Weasley ihm ein Stück warmes Brot in die Hand drückte. »Das sollte bis zum Abendessen ausreichen. Wir werden heute Abend draußen im Garten essen. Da ist mehr Platz. Sei so gut und fang an, den Tisch für mich zu decken, ja?«
Sobald er nach draußen gegangen war, wusste er, dass es geplant war. Ginny war bereits dort und legte neben jeden Teller eine Serviette. Harry begann, ihr dabei zu helfen, das Silberbesteck auszulegen.
»Lass mich raten – Mum hat dich hier rausgeschickt?«, sagte sie, ohne den Blick vom Tisch zu heben. Der tiefe, rauchige Ton in ihrer Stimme sandte einen Schauer über seinen Rücken.
»Ja.«, gab er zu.
Für einige Augenblicke arbeiteten sie schweigend. Schließlich konnte Harry die angespannte Stille nicht mehr ertragen. »Es tut gut, dich zu sehen, Ginny.«
»Wirklich?«, fragte Ginny ausdruckslos.
Harry schluckte. »Du hast ja keine Ahnung.«
»Warum hast du Ron und Hermine erlaubt, dich zu begleiten? Sie gehen doch mit dir, nicht wahr? Wenn du aufbrichst, um deine Mission zu erfüllen.«, sagte Ginny, ihm zugewandt.
»Was?«
»Du meintest, du hättest Dinge allein zu erledigen. Ron und Hermine mit dir ist nicht wirklich das, was man unter allein´ versteht.«
»Nein. Sie hören nie auf mich.«
»Vielleicht hätte ich auch nicht auf dich hören sollen.«, sagte Ginny. Ihre Augen blitzten.
»Ginny – «
»Nein. Das hätte ich nicht sagen sollen. Ich weiß, dass du nur deine Pflicht erfüllst, und ich weiß, dass es für dich kein bisschen leichter ist. Aber das hilft nicht immer.« Ihre Schultern sackten herab.
»Ich weiß.«, antwortete er. Es brach ihm das Herz. Sie hatte absolut Recht, doch er hatte keine Ahnung, was er sagen könnte, um es ihr leichter zu machen, abgesehen von der einen Sache, die sie hören wollte. Und das war das Einzige, das er nicht tun konnte – nicht tun sollte.
»Also? Was soll jetzt geschehen? Mit uns, meine ich. Machen wir einfach weiter und tun so, als ob sich nichts verändert hätte?«, fragte Ginny.
»Ich weiß nicht. Kannst du das? Ich glaube nämlich wirklich nicht, dass ich es kann.«, gestand Harry.
Ginny zuckte die Schulter. »Ich werde tun, was ich tun muss.«
»Das tust du immer.«, sagte er und versuchte dabei zu lächeln.
»Ja. Das heißt aber nicht, dass es mich nicht ankotzt.«
Harry schnaubte. »Nein.«
Sie wurden unterbrochen von dem Anmarsch des restlichen Weasley-Clans, begleitet von Fleur, Hermine und Ekaterina, Charlies rumänischer Freundin. Diese hatte langes, dunkles Haar, das ihr bis zur Hüfte reichte, und dunkle Augen, die sie alle intensiv zu studieren schienen. Sie war, was die Farbe betraf, so gegensätzlich zu Fleur, wie es nur ging, jedoch von gleichem Maße schön.
»Du bist Harry Potter.«, sagte sie mit einem starken Akzent, während sie ihm die Hand entgegenstreckte.
»Ja, der bin ich.«, sagte Harry und senkte den Blick.
»Ich fühle mich geehrt, dich kennenzulernen. Ich habe Geschichten von dir gehört, seit ich ein kleines Mädchen war.«, sagte sie.
Harry spürte sein Gesicht brennen und sehnte sich danach, irgendwo anders zu sein. Er bemerkte, wie Ginny sich in die Innenwand ihrer Wange biss, um sich das Lachen zu verkneifen.
»Komm, Katja. Du hast das Kind verlegen gemacht. Lass ihn in Ruhe.«,
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