Harte Jungs - Stürmische Gefühle
gefolgt von Segs Ausruf, lie ß en mich zusammenzucken. Was war geschehen?
Ich lief hinter den Polizisten her
und sah die Trag ö die.
Seg hockte ü ber
seiner Mutter, die wie leblos am Boden lag. Am Hinterkopf schien sie eine
Platzwunde zu haben, denn Blut lief auf den Teppich. Segs Vater stand mit immer
noch geballter Faust, heftig atmend mitten im Raum.
Sein wilder Blick, kl ä rte sich nur langsam. Die
Polizisten wiesen ihn an, sich ruhig zu verhalten und n ä herten sich langsam. Ich
telefonierte wie in Trance mit dem Krankenhaus und forderte einen Krankenwagen
an. Alles war unwirklich ... was dann geschah, erlebte ich, als w ä re ich ein Zuschauer und nicht
dabei, als w ü rde ich ü ber dem Ganzen schweben und
es von oben betrachten. Seg, wie er weinend ü ber seiner Mutter kniete, die Polizisten, die Segs
Vater Handschellen anlegten und ihn abf ü hrten.
Ich beantwortete Fragen bez ü glich des Tathergangs. Der
Krankenwagen war eingetroffen, Segs Mutter lebte, war aber ohne Bewusstsein.
Sie wurde versorgt und der Krankenwagen nahm sie mit. Ein anderer Sanit ä ter versorgte Seg und mich,
wobei Seg es schlimmer getroffen hatte. Wahrscheinlich hatte er eine gebrochene
Rippe. Ich rief meine Mutter an, die meinen Vater, der ja Arzt am hiesigen
Krankenhaus war, Bescheid sagte, er solle sich bitte pers ö nlich um Segs Mutter k ü mmern. Seg und ich wurden von
der Polizei ins Krankenhaus gefahren. Dort wurden wir von meiner Mutter, die
schon vorgefahren war, in Empfang genommen.
Segs Mutter hatte man zum R ö ntgen in die R ö hre geschoben. Per Computer
wurde eine Schichtaufnahme ihres Kopfes gemacht, um zu sehen wie schwer ihre
Kopfverletzung war. Es stellte sich heraus, dass sie einen Sch ä delbasisbruch hatte. Ihr Mann
hatte sie geschlagen, sie viel r ü ckw ä rts mit dem Kopf auf die Tischkante. Sie musste nicht
operiert werden, aber da sie noch immer ohne Bewusstsein war, begann f ü r uns das Warten. Seg lie ß sich nur widerwillig
verarzten, weil er am liebsten bei seiner Mutter sein wollte.
Mehrere gro ß e H ä matome zierten seine Brust.
Er hatte eine etwas schr ä ge
Schutzhaltung eingenommen, in der ihm der diagnostizierte Rippenbruch nicht so
wehtat. Aber wirklich nahm er die Schmerzen sowieso nicht war. Keiner kam an
ihn ran, nicht mal ich. Er sa ß einfach nur da, starrte vor sich hin, mit einem
Blick, der ins Leere ging. Ich beschr ä nkte mich darauf, neben ihm zu sitzen und mir Vorw ü rfe zu machen, weil ich ihn
dazu gedr ä ngt
hatte, endlich zu mir zu stehen.
Sollte seine Mutter nicht wieder
zu Bewusstsein kommen, w ü rde ich
mich schuldig f ü hlen.
Meine Mutter sa ß neben
mir und strich mir ü ber das
Haar. Auch sie wusste, dass Worte im Moment nichts ausrichten konnten. Dann
endlich, nach qu ä lenden
drei Stunden, kam mein Vater aus dem Behandlungszimmer direkt auf uns zu.
Er schaute ernst, aber in seinem
Gesicht konnte ich erkennen, das sich alles zum Guten wenden w ü rde.
"Seg, deine Mutter ist kurz
bei Bewusstsein gewesen, sie war klar im Kopf, schl ä ft jetzt aber wieder. Wir
haben ihr Medikamente gegeben, die sie noch ein wenig l ä nger schlafen lassen, als gew ö hnlich, damit ihr Gehirn sich
erholen kann. Sie ist ü ber den
Berg, du kannst jetzt kurz zu ihr!", aufmunternd dr ü ckte er Segs Schulter.
Ich half Seg auf und f ü hrte ihn in das Krankenzimmer
und konnte gerade noch den fragenden Blick meines Vaters erhaschen, den er
meiner Mutter zuwarf. Das war mir im Moment egal, wichtig waren nur Seg und
seine Mutter. Da lag sie, jegliche Farbe schien aus ihrem Gesicht gewichen. Ein
wei ß er
Verband war um ihren Kopf geschlungen, Elektronen ü berwachten ihre
Vitalfunktionen.
Steifbeinig schritt er auf ihr
Bett zu. Das Piepsen des Ü berwachungsmonitors
tat meinen Ohren weh, sein Blick tat meinem Herzen weh. Hatte er sich bis jetzt
gut im Griff gehabt, brachen nun alle Gef ü hle aus ihm heraus. Er lie ß sich auf den Stuhl neben dem
Bett seiner Mutter fallen, nahm ihre Hand und weinte, weinte hemmungslos, bis
keine Tr ä ne mehr
in ihm war.
Ich stand da und lie ß ihn weinen, legte nur eine
Hand auf seine Schulter, um ihm zu zeigen, dass ich f ü r ihn da war. Irgendwann kam
eine Schwester und meinte, dass wir jetzt gehen m ü ssten, da die Patientin Ruhe ben ö tigte. Nur wiederstrebend lie ß sich Seg aus dem Zimmer, weg
von seiner Mutter, bef ö rdern.
Unwirsch fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. Schlecht sah er aus, blass,
niedergeschlagen, na wie
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