Harte Jungs - Stürmische Gefühle
machen. Diese Art
der Ablenkung funktionierte nat ü rlich nicht. Genervt ü ber mich selbst stand ich auf, um die Mappe erneut aus
dem Schrank zu holen.
Auf dem Bett, die Mappe auf dem
Scho ß sa ß ich da. Sollte ich sie ö ffnen, ohne Seg zu fragen?
War das nicht ein Vertrauensbruch? Die Neugier fra ß mich beinah auf. Mit den
Fingern strich ich ü ber die
dicke Pappe und ich gab mir schlie ß lich einen Ruck, ermutigte mich selbst. Mit
angehaltenem Atem schob ich das Gummiband zur ü ck, welches die Mappe daran hinderte einfach
aufzugehen. Was ich dann sah, h ä tte ich nie vermutet, nie angenommen. Vor Ü berraschung stand mir der
Mund weit offen.
Seg war ein kleines Genie ... ein
K ü nstler
...! In seiner Mappe befanden sich hunderte von Zeichnungen, alle in Kohle auf
wei ß em
Papier. Fasziniert starrte ich auf das erste Blatt, sah auf mein eigenes
Gesicht. Die Zeichnung war so detailliert, fast so, als h ä tte er sie von einem Foto
abgezeichnet. Sie zeigte mich beim Unterricht in der Schule. Ich sa ß da, kaute auf einem Stift
und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Alles stimmte auf diesem Bild, alles!
Er hatte die Stimmung perfekt eingefangen. Seg war ein guter Sportler, aber ein
noch viel besserer K ü nstler
und ich fragte mich, warum er mir nie etwas von seinen Malk ü nsten erz ä hlt hatte. Hatte er etwa
Zweifel an sich? Ich hatte keine, das was ich sah war brillant, und es kam mir
auch schon ein Einfall wie ich Seg ebenfalls davon ü berzeugen konnte. Ich
verstaute die Mappe wieder im Schrank.
Zum Gl ü ck war noch keiner zu Hause
und ich konnte ganz in Ruhe telefonieren. Es war mein Onkel, den ich anzurufen
gedachte. Mein schwuler Onkel Nick. Er war Graphiker und besa ß eine eigene Werbeagentur,
eine sehr gute noch dazu. Ich war mir ziemlich sicher, dass er an einem
talentierten Zeichner mehr als interessiert war. Die Sekret ä rin stellte mich durch und
ich vernahm die freundliche etwas sonore Stimme meines Onkels. Er war ä u ß erst ü berrascht ü ber meinen Anruf, was ich ihm
nicht ver ü beln
konnte, hatte ich mich doch schon 'ne ganze Weile nicht bei ihm gemeldet. Im
Nachhinein fragte ich mich, warum ich ihn nicht schon viel eher angerufen
hatte. Schlie ß lich
war er schwul und h ä tte mir
sicherlich in meiner Situation Beistand leisten k ö nnen.
Nat ü rlich wollte er wissen, was denn der Grund meines
Anrufs war, und ich druckste 'ne
Weile herum. Es war zum Verr ü cktwerden. Nicht mal vor meinem Onkel konnte ich so
einfach eingestehen, dass ich schwul war. Jetzt hatte ich es wenigstens mal
gedacht. Ich war schwul, oder! Es war doch eigentlich egal was ich war. Ich war
in Seg verliebt und ich hatte mehr als gerne Sex mit ihm. So war es nun einmal.
"Onkel Nick, ich wollte dich
fragen, ob du vielleicht mal in den n ä chsten Tagen Zeit f ü r mich hast? Ich w ü rde dir gern etwas zeigen und dich um deine Meinung
bez ü glich
ein paar Zeichnungen bitten. Ob sie gut sind, gut genug um damit beruflich
etwas anfangen zu k ö nnen?",
fragte ich ihn grade heraus.
Auf diese Weise musste ich ihm
noch nichts von meinen homosexuellen Neigungen sagen. Er meinte, dass er sich
sehr freue, mal wieder etwas von mir zu h ö ren, und dass er mir sehr gern einen Gefallen tun w ü rde. Er versprach in den n ä chsten Tagen vorbei zu kommen
und ich dankte ihm schon mal im Voraus. Das war besser gelaufen als erwartet,
und er ö ffnete
Seg ganz andere M ö glichkeiten.
Wenn er sich jetzt in der Schule
noch ein wenig anstrengte, einen halbwegs annehmbaren Abschluss erreichte, dann
konnte er sich aussuchen, welchen Weg er einzuschlagen gedachte. Sportler oder
etwas im graphischen Bereich, egal, ihm standen jetzt viele T ü ren offen. Was w ü rde er wohl dazu sagen, wenn
ich ihm davon berichtete? W ä re er begeistert, oder w ü rde er mir Vorw ü rfe machen, weil ich hinter seinem R ü cken seine Zeichnungen
angeschaut und au ß erdem
auch noch weitergereicht hatte? Ich musste abwarten bis ich von meinem Onkel gr ü nes Licht bekam.
Als ich eine halbe Stunde sp ä ter zur ü ck zu Seg ins Krankenhaus
fuhr, fand ich ihn vor dem Zimmer seiner Mutter sitzend vor. Er hatte den Kopf
auf die H ä nde
gest ü tzt,
und ich bef ü rchtete
schon Schlimmes, aber als ich n ä her kam, sah ich ein gl ü ckliches L ä cheln in seinem Gesicht, welches meinen Magen Purzelb ä ume schlagen lie ß . Er sah so entspannt und
zufrieden aus, er ber ü hrte
mein Herz in diesem Moment so, dass
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